Hautkrebs: Warum nach der Pandemie die Vorsorge besonders wichtig ist
Die Pandemie-Jahre haben sich sehr negativ auf die Früherkennung von Tumoren der Haut ausgewirkt: "Wir sehen jetzt im Nachgang dickere Tumore und Tumore in höheren Stadien", sagte Christian Posch, Leiter der Dermatologischen Abteilung in der Klinik Hietzing in Wien, im Rahmen eines Pressegesprächs des Vereins "Leben mit Krebs" zum Thema "Neueste Behandlungsmöglichkeiten für Hautkrebs" am Dienstag.
Was das für den Krankheitsverlauf bedeutet, "das wissen wir noch nicht". Dass jetzt vielleicht Operationen aufwendiger seien als sie vor zwei Jahren waren – weil die Erkrankungen weiter fortgeschritten sind – bedeute nicht, dass die Lebenserwartung verkürzt sei und man früher sterbe. "Die Behandlungssituationen sind komplexer, ob das dann immer mit einem tatsächlich kürzeren Leben vergesellschaftet ist, muss man noch abwarten." Schließlich sei der Verlauf dieser Tumorerkrankungen recht lange und es deshalb für eine Beurteilung noch zu früh.
"Es sind vor allem die rasch wachsenden Versionen der Hauttumore durchgerutscht", sagte Christoph Höller von der Uni-Klinik für Dermatologie der MedUni / AKH Wien: "Bei den knotig wachsenden Melanomen, die relativ rasch wachsen können, hat man international die größten Unterschiede gesehen. Das sind genau die problematischen Tumore." Hingegen habe man chronisch langsam wachsende Hauttumore sehr wohl noch in einem Stadium erwischt, das gut behandelbar war.
Schwarzer Hautkrebs: Laut Statistik Austria wird in Österreich pro Jahr bei rund 1.500 Menschen ein Melanom (schwarzer Hautkrebs) diagnostiziert. Rund 370 Personen sterben infolge dieser Krebserkrankung. Sie ist damit für 90 Prozent der Sterbefälle von Hautkrebs verantwortlich.
Weißer Hautkrebs: Dabei handelt es sich um die mit Abstand häufigste bösartige Tumorerkrankung des Menschen. In Österreich erkranken jährlich mehr als 30.000 Menschen daran. Am häufigsten sind dabei das Basalzell- und das Plattenepithelkarzinom.
Die Behandlung des Melanoms hat sich in den vergangenen 15 Jahren grundsätzlich verändert, erklärte Höller: "Wie ich angefangen habe, haben wir Melanome noch mit Chemotherapie behandelt, das hatte nicht wirklich einen Effekt."
Heute hingegen setze man einerseits auf zielgerichtete Therapien, die bestimmte Wachstumsfaktoren im Tumor ausschalten. Und andererseits auf Immuntherapien, die "aus dem Immunsystem Bremsen herausnehmen", damit es den Tumor angreifen kann.
Der Therapie-Erfolg hat sich dadurch deutlich verbessert, wie Langzeitdaten zeigen:
- Bei einer kombinierten Immuntherapie mit zwei Medikamenten waren nach einer Beobachtungszeit von mittlerweile 7,5 Jahren mehr als 50 Prozent der Patientinnen und Patienten noch am Leben – selbst dann, wenn sie Metastasen hatten, die nicht mehr operativ entfernt werden konnten.
- Vor 15 Jahren hingegen – zu den Zeiten der Chemotherapie – waren es nur drei bis fünf Prozent der Patientinnen und Patienten, die 7,5 Jahre nach Therapiebeginn noch am Leben waren.
Derzeit geht die Entwicklung in die Richtung, die neuen Therapien zu einem früheren Zeitpunkt vorbeugend einzusetzen:
- Einerseits bei Patienten, deren Metastasen zwar chirurgisch entfernt werden konnten, die aber ein hohes Risiko für ein Wiederauftreten haben. Gibt man hier die Immuntherapien gleich nach der Operation, halbiert sich das Risiko für neuerliche Metastasen.
- Im Herbst 2022 wurde eine "vorbeugende Immuntherapie" auch für Patienten, die ein dickes Erstmelanom hatten, erstmals zugelassen – um Metastasen überhaupt zu verhindern.
- Und ganz neu ist die Entwicklung, vor der Operation einer Metastase (und nicht erst danach) mit der Immuntherapie zu beginnen – laut einer Studie konnte alleine dadurch das neuerliche Auftreten des Krebses um 20 Prozent reduziert werden.
Neue Therapien gegen Weißen Hautkrebs
Immuntherapien kommen zunehmend auch gegen den weißen Hautkrebs zum Einsatz – vor allem bei Basalzellkarzinomen (drei Viertel aller weißen Hauttumore) und Plattenepithelkarzinomen. "Die Hauptursache ist intensive Sonnenbestrahlung über viele Jahre und Jahrzehnte", sagte der Dermatologe Rainer Kunstfeld von der Uni-Klinik für Dermatologie der MedUni / AKH Wien. Ist eine vollständige operative Entfernung möglich, liegen die Heilungschancen bei mehr als 99 Prozent.
Für fortgeschrittene Basalzellkarzinome gibt es mittlerweile moderne Medikamente. "Sie blockieren einen bestimmten Signalweg, der einen Wachstumsstimulus für Basalzellkarzinomzellen gibt", so Kunstfeld. "Es konnte gezeigt werden, dass weit fortgeschrittene Basalzellkarzinome mit einer Kapsel pro Tag dramatisch reduziert bzw. zum Verschwinden gebracht werden konnten."
Gleichzeitig gibt es mittlerweile auch Immuntherapien, die das Immunsystem gegen den Tumor aktivieren.
"Sonnenbrand wird bagatellisiert"
"Der Sonnenbrand wird in Österreich nach wie vor bagatellisiert", sagte Posch. "Aber das, was Sie Ihrem Frühstückstoast nicht antun, tun Sie bitte Ihrer Haut auch nicht an." Bräunung und Rötung seien "absolute Warnsignale der Haut, es gibt keine gesunde Bräunung". Und weiter: "Was in unseren Breiten als gesund wahrgenommen wird, ist eigentlich ein Abwehrmechanismus der Haut, um sich vor der UV-Strahlung zu schützen."
Der Sonnenbrand sei ein physikalischer Schaden des Erbgutes, "den können Sie auch nicht mehr reparieren", so Posch: "Das ist der Unterschied zwischen dem Verbrennen der Hand an der Herdplatte und einem Sonnenbrand."
Veranstaltungstipp: Vortragsabend für Betroffene und Interessierte
Am Donnerstag, 25. Mai, findet von 17 bis 19 Uhr ein Vortragsabend zum Thema Hautkrebs und Hautkrebstherapien im Apothekentrakt des Schloss Schönbrunn statt. Die Vorträge werden auch online per Livestream übertragen.
Nähere Informationen: www. leben-mit-krebs.at und Anmeldung zur Veranstaltung unter https://bit.ly/HautkrebsAwareness2023
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