Harnuntersuchung statt PAP-Test: Alternative zum Krebsabstrich?

Beim PAP-Test führt der Arzt ein Spekulum (links im Bild) in die Scheide ein, um Zellproben zu entnehmen.
Vielen Frauen ist der PAP-Abstrich unangenehm. Ein Harntest könnte die Scheu abbauen.

Der Krebsabstrich stellt die wichtigste Methode zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs dar. Bei jeder Frau, die einmal pro Jahr zur Kontrolle zum Gynäkologen geht, wird ein PAP-Test gemacht. Mit einem Spatel oder Bürstchen werden Zellen von Gebärmutterhals und Muttermund entnommen und untersucht. Beim PAP-Abstrich, der Frauen in Österreich seit den 1970er-Jahren jährlich empfohlen wird, geht es darum, Zellveränderungen am Gebärmutterhals zu diagnostizieren. So können Vorstufen von Gebärmutterhalskrebs behandelt werden.

Bei Patientinnen löst der Abstrich oft Unbehagen aus. Laut Experten liegt das an der Angst vor einem auffälligen Befund, an persönlichen oder kulturellen Gründen – und den Untersuchungsinstrumenten. Vergangenes Jahr ergab eine britische Erhebung, dass eine von vier Frauen zwischen 25 und 64 Jahren den PAP-Test ablehnt. Der Abstrich, der mithilfe eines Spekulums aus Edelstahl gemacht wird, wird von Patientinnen häufig als unangenehm oder gar schmerzhaft empfunden. Mit dem schnabelförmigen Instrument werden die Scheidenwände gedehnt, damit der Arzt Zellproben entnehmen kann.

Ängste abbauen

Um diesen und anderen Unsicherheiten bei der Vorsorgeuntersuchung entgegenzuwirken, erprobten Forscher der University of Manchester einem Urin-Test für humane Papillomaviren (HPV), bei dem Frauen eine Harnprobe abgeben und selbstständig zur Analyse einschicken. In der Studie schnitt die Methode gut ab: Bei 104 Probandinnen war der Test bei der Bestimmung von krebserregenden Typen des HP-Virus ebenso zuverlässig wie der herkömmliche Abstrich, berichten die Wissenschafter im Fachblatt BMJ Open. Studienleiterin Emma Crosbie erklärte dazu im BBC-Interview: "Wir sind sehr enthusiastisch, was die Studie betrifft, weil wir denken, dass der Test das Potenzial hat, die Untersuchungsraten zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs langfristig zu erhöhen."

Bereits im Jahr 2014 hatte ein spanisch-britisches Forscherteam den Urin-Selbsttest vorgestellt. In einer Metastudie wurden insgesamt 14 Studien, in denen bei 1.500 Frauen sowohl der Harntest als auch der PAP-Test durchgeführt wurden, verglichen. Auch hier lieferte der Urin-Test zuverlässige Ergebnisse. Bis dieser eingeführt werden kann, wird es Crosbie zufolge noch dauern. Erst nachdem die Methode weitere umfangreiche Studien durchlaufen hat, könne sie Patientinnen angeboten werden.

Sinnvolle Selbsttests

Elmar Joura von der Universitätsklinik für Frauenheilkunde der MedUni Wien sieht den Harntest positiv: "Für Frauen, die sich keiner gynäkologischen Untersuchung unterziehen wollen, ist der niederschwellige Test eine wunderbare Sache." In Österreich würden mit dem derzeitigen Vorsorgeprogramm maximal zwei Drittel aller Frauen erreicht, weiß der Leiter der Ambulanz für Zervix- und Vulvapathologie. Gute Beispiele für den Einsatz von Selbsttests gebe es aus den Niederlanden und Australien: "Dort hat man Frauen, die nicht zu Untersuchungen kommen, einen Selbsttest mit Bürstchen und Rücksendeumschlag zugeschickt und so zusätzlich 30 Prozent von ihnen erreicht." In dieser Gruppe traten besonders viele Fälle von nicht diagnostiziertem Gebärmutterhalskrebs auf.

Frauen über 30 Jahren empfiehlt Joura den präziseren HPV-Test anstelle des PAP-Abstrichs. Dieser wird auf die gleiche Art durchgeführt, Vorstufen von Gebärmutterhalskrebs können damit aber "besser entdeckt und so mehr Krebsfälle verhindert werden". Joura begrüßt jede zuverlässige Alternative zum PAP-Test: "Wie gut eine Vorsorge funktioniert, bemisst sich daran, wie viele Menschen sie in Anspruch nehmen."

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