"Wir sehen eine deutliche Influenza-Aktivität"
Die Entwicklung lässt sich auch am SARI-Dashboard ablesen. Es zeigt die stationären Aufnahmen in österreichischen Krankenhäusern mit Diagnosen von Schweren Akuten Respiratorischen Infektionen (SARI) – dazu zählt auch die Grippe: Aktuell werden rund 30 Personen mit schweren Grippe-Verläufen auf Normalstationen sowie eine Person auf einer Intensivstation betreut. In ganz Österreich waren vergangene Woche rund 80.000 ÖGK-Versicherte wegen eines grippalen Infekts krankgemeldet, deutlich weniger als zur selben Zeit im Vorjahr (110.000). 700 Personen sind momentan explizit wegen einer Grippe krankgeschrieben.
"Wir sehen also eine deutliche Influenza-Aktivität", sagt die Virologin. In einer echten Ansteckungswelle befinde man sich aber noch nicht: "Derzeit sind die Infektionsherde noch regional begrenzt und wir beobachten kein epidemisches Geschehen, wenngleich die Grippe-Ansteckungen bereits die Covid-Infektionen übersteigen."
Auffällige Co-Zirkulation, gute Wirksamkeit des Grippe-Impfstoffes
Nachdem in den vergangenen Wochen im Westen Europas bereits ein Grippe-Geschehen wahrnehmbar war, "ist es nicht überraschend, dass wir ein solches nun bei uns beobachten". Mit einem weiteren, deutlichen Anstieg der Zahlen rechnet Redlberger-Fritz in den kommenden ein bis drei Wochen.
An den derzeitigen Infektionszahlen lasse sich noch nicht ablesen, wie heftig die gesamte Grippe-Saison ausfallen werde: "Auffällig ist nur, dass wir gerade eine Co-Zirkulation von Influenza-A und -B-Viren nachweisen. Das ist ungewöhnlich, weil meist zuerst A-Viren kursieren und erst mit Verzögerung die B-Viren." An sich sei dies kein Grund zur Sorge. "Jedes Jahr ist ein anderer Subtyp des Virus dominant, wir werden es weiter überwachen."
Erste Daten zur Wirksamkeit des heurigen Grippe-Impfstoffes – dieser wird jährlich angepasst – stimmen die Virologin positiv: "Unsere Analysen zeigen eine gute Übereinstimmung zwischen dem Impfstoff und den zirkulierenden Grippe-Viren." All jene, die sich in den vergangenen Wochen bereits impfen haben lassen, dürften gut geschützt sein.
Auch jetzt lohne sich eine Impfung noch, betont Redlberger-Fritz: "Die Grippe-Aktivität hat gerade erst begonnen."
Plötzlicher Krankheitsbeginn als Hauptindiz
Wie können Laien einschätzen, ob sie mit hoher Wahrscheinlichkeit an der Grippe oder einem anderen grippalen Infekt erkrankt sind? "Im Prinzip kann man von einer Grippe immer dann ausgehen, wenn es einen schlagartigen Krankheitsbeginn gibt, man binnen ein bis zwei Stunden massiven Schüttelfrost entwickelt und hoch anfiebert", beschreibt die Expertin. Infolge trete ein starkes Krankheitsgefühl mit Husten, Hals-, Kopf- und Gliederschmerzen auf.
Bei Kindern könne es auch zu Symptomen im Magen-Darm-Trakt, etwa Bauchschmerzen oder Durchfall, kommen.
"Kinder scheiden das Virus etwa eine Woche lang aus"
Was heißt das für die bevorstehenden Feiertage? Bemerkt man die genannten Beschwerden, "sollte man zuhause bleiben, um Familie und Freunde nicht anzustecken", sagt Redlberger-Fritz. In der Regel sei man kurz vor Symptombeginn bis vier, maximal fünf Tage danach infektiös. "Kinder scheiden das Virus in etwa eine Woche lang aus", präzisiert die Virologin.
Sind die Symptome anhaltend stark, bedrohlich oder verschlechtert sich der Zustand nach einigen Tagen erneut, gilt es, ärztlichen Rat einzuholen. "Bei älteren Menschen mit Grunderkrankungen können sich diese verschlimmern, bei jüngeren Menschen ist jedenfalls akute Atemnot ein Alarmzeichen."
Kinder sollten bei anhaltender Abgeschlagenheit, Appetitlosigkeit und tagelangem Fieber medizinisch untersucht werden.
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