Die Erkältungssaison hat bereits begonnen, in den Ordinationen der Hausärztinnen und Hausärzte besteht teils großer Andrang. 70.764 Menschen sind derzeit (KW 41) laut Österreichischer Gesundheitskasse (ÖGK) wegen grippaler Infekte im Krankenstand. Im Vorjahr waren es in der gleichen Kalenderwoche 76.142 Patienten, die wegen Erkältungskrankheiten nicht arbeiten konnten. "Wir haben im Moment eine stärkere Aktivität von Viren, die Atemwegserkrankungen auslösen, – auf einem Niveau wie vor der Pandemie. Das ist im Herbst nicht ungewöhnlich. Hauptsächlich handelt es sich um Rhinoviren und Covid-Infektionen", sagt Virologin Monika Redlberger-Fritz von der MedUni Wien.
Rhinoviren sind die häufigste Ursache von Erkältungen und sorgen überwiegend für Symptome der oberen Atemwege wie Schnupfen, Husten und Niesen sowie ein allgemeines Krankheitsgefühl und Kopfschmerzen. Andere Viren, darunter auch Influenza und RSV (Respiratorisches-Synzytial-Virus), wurden bisher nur vereinzelt nachgewiesen.
Covid nicht mehr meldepflichtig
Anders als in den Vorjahren ist unklar, wie viele Covid-Infektionen es tatsächlich gibt, denn seit Anfang Juli ist Covid-19 keine meldepflichtige Erkrankung mehr, es werden keine Infektionszahlen mehr veröffentlicht. Hinweise geben das Abwassermonitoring, ein auf Stichproben basiertes Erfassungssystem (Sentinella-System) sowie das SARI-Dashbord, in dem die Anzahl stationärer Aufnahmen von Patienten mit schweren Atemwegserkrankungen erhoben wird.
Für Redlberger-Fritz geben diese Überwachungssysteme ausreichend Hinweise über die Covid-Aktivität. "Die Pandemie ist in ihrer Schwere vorbei. Das heißt nicht, dass das Virus weg ist – wir werden damit leben müssen und immer wieder SARS-CoV-2-Wellen sehen. Es ist aber nicht notwendig, die genaue Zahl zu wissen."
Die Wiener Allgemeinmedizinerin Naghme Kamaleyan-Schmied sieht sich für die Saison gut gewappnet, geht aber davon aus, dass es "ein harter Winter" wird. "Wir merken in den Ordinationen, dass die Covid-Fälle steigen und testen, wenn jemand Symptome hat. Auffällig ist, dass wir derzeit viele sehen, die Covid und gleichzeitig Durchfall haben", berichtet Kamaleyan-Schmied.
Alte Covid-Tests zuhause funktionieren möglicherweise nicht mehr
Oft kämen Patientinnen und Patienten, deren Covid-Test zuhause aber negativ ausgefallen ist. "Viele haben noch alte Tests, die irgendwo herumliegen, die aber nicht mehr funktionieren, etwa, weil sie abgelaufen sind. Es macht Sinn, wenn Erkrankte sich in der Ordination mit neuen Tests testen lassen", sagt die Allgemeinmedizinerin.
Der Test auf Covid wird von der Krankenkasse übernommen, der Test auf RSV oder Grippe muss privat bezahlt werden und kostet rund 20 Euro. "Es wäre schlau, wenn der Hausarzt oder die Hausärztin das auch testen könnte, um den Patienten die richtige Therapie zukommen zu lassen. Anders als zu Beginn der Pandemie haben wir gelernt mit Covid umzugehen, sowohl im Spital als auch im niedergelassenen Bereich", sagt Kamaleyan-Schmied.
In den Krankenhäusern ist die Lage derzeit stabil, wie das sogenannte SARI-Dashboard (kurz für: Schwere Akute Respiratorische Infektionen) zeigt. Hier wird die Anzahl der stationären Aufnahmen von Patienten mit schweren Atemwegserkrankungen erhoben. In Kalenderwoche 38 (18.9. bis 24.9.2023) mussten 1.029 Menschen auf Normalstationen und 37 auf Intensivstationen behandelt werden mussten, in der Woche davor waren es 1.118 bzw. 47 Patienten. Aktuellere Zahlen sind bisher unvollständig.
Die Symptome der drei großen Virenerkrankungen sind sehr ähnlich und kaum zu unterscheiden. Sicherheit gibt nur ein PCR- oder Antigentest – inzwischen können mit einem Abstrich alle drei Erkrankungen getestet werden, wobei auch Mehrfachinfektionen möglich sind. Allgemeinmedizinerin Kamaleyan-Schmied hat keine Angst vor Covid mehr, aber Respekt. "Wir haben inzwischen verschiedene Medikamente zur Verfügung sowie eine angepasste Impfung und die antivirale Therapie. Sehr wichtig wäre, dass Menschen, die kränkeln, eine Maske tragen – nicht nur für sich, sondern vor allem, um andere nicht anzustecken, etwa in den Öffentlichen Verkehrsmitteln oder in Warteräumen von Arztpraxen."
Wer sich für die aktuelle Saison impfen lassen möchte, kann sich – abhängig von den bisherigen Impfungen und Infektionen – jederzeit gegen Covid-19 impfen lassen. Das Nationale Impfgremium empfiehlt die Auffrischung derzeit "bevorzugt" Personen mit einem erhöhten Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf, zum Beispiel Personen, die älter als 60 Jahre alt sind oder unter chronischen Erkrankungen leiden. Die Influenza-Impfung ist heuer erstmals zu einem Selbstbehalt von sieben Euro erhältlich – direkt beim Arzt, man muss sie sich nicht mehr selbst in der Apotheke besorgen. Empfohlener Zeitpunkt laut Österreichischem Impfplan ist Ende Oktober bzw. im November.
Seit Kurzem neu verfügbar sind zwei RSV-Impfstoffe – sie sind für Menschen ab 60 Jahren gedacht, einer der beiden auch für Schwangere, mit dem Ziel den Immunschutz an das Baby weiterzugeben. Die Impfung sollte idealerweise ab September, Oktober erfolgen.
(kurier.at, ege)
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Aktualisiert am 17.10.2023, 15:52
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