Hautkrankheit Krätze tritt in Österreich wieder häufiger auf

Hautkrankheit Krätze tritt in Österreich wieder häufiger auf
2019 gab es 2.400 Behandlungen gegen Krätze. Der Anstieg sorgt für Verunsicherung.

Auch wenn es so scheint: Ausgestorben war die Hautkrankheit Krätze – in Fachkreisen Skrabie genannt – nie. Sie ist allerdings etwas aus dem Blick geraten. In den vergangenen Jahren kam es immer wieder zu erhöhtem Auftreten. "Im Jahr 2019 hatten wir in Summe 2.400 Behandlungen gegen Krätze", sagt Krätze-Expertin Alessandra Handisurya von der Uni-Klinik für Dermatologie/AKH Wien. Das sind mehr als noch im Jahr zuvor. Allerdings seien in der Krätze-Statistik sämtliche Behandlungen zusammengefasst, betont Handisurya. "Das sind sowohl die Kontakte von Erst- als auch deren Folgekontakte."

Zuletzt waren etwa in Kindergärten in Tirol mehrere Fälle registriert worden und auch im Wiener AKH kennt man die Problematik. Es liegt in der Natur der Erkrankung, dass sie in Wellen auftritt. Ein spezielles Muster, warum es zu Ausbrüchen kommt, ist laut Exprten aber nicht erkennbar. Handisurya warnt vor einer falschen Stigmatisierung der Patienten. Die Krankheit trete in allen Bevölkerungs-, Berufs- und Altersschichten auf, Migranten sind entgegen Vorurteilen nicht häufiger betroffen.

Warum die Krätze-Zahlen zuletzt zunehmen, ist noch unklar. Ein Grund für das Ansteigen, den Hautärzte beobachten: "Die Überlebenszeit der Milben nimmt zu." Das heiße aber nicht, dass sie resistent gegen klassische Medikamente die etwa die Creme Permethrin geworden sind. Handisurya betont, das das Mittel unverändert gut wirke. "Die Milben sterben in jedem Fall." Aufgrund der offenbar gestiegenen Lebenszeit empfehle man daher, die Creme länger anzuwenden.

Erwiesen ist auch das saisonale Auftreten der Krätze. "In der kalten Jahreszeit registrieren wir mehr Fälle, im Sommer ist es ruhiger. Warum das so ist, weiß man aber nicht."

Parasit nistet sich ein

Krätze entsteht, weil die Milbenweibchen ihre Eier und Kot in der Haut ihrer Wirte ablegen. Dazu graben sie kleine Gänge in die Haut. Das alles zusammen irritiert die Haut, Juckreiz und rötliche Ekzeme machen sich bemerkbar. Betroffene sollten unbedingt zum Arzt, denn ohne Behandlung verschlimmern sich die Symptome.

Übertragen wird Krätze durch intensiven Hautkontakt, der länger als zehn Minuten anhält – und nicht vorrangig durch mangelnde Hygiene. Auch die Flüchtlingswelle ist nicht für Anstiege in den vergangenen Jahren verantwortlich, betonen Experten.

Therapie genau einhalten

Die Chancen, die Krätze wieder loszuwerden, stehen im Allgemeinen sehr gut, betont Handisurya. "Es ist aber wichtig, die Schutzmaßnahmen genau einzuhalten." Viele Patienten würden allerdings deren Tragweite nicht einsehen. Da viele wieder an die Quelle der Infektion mit den Krätzemilben zurückkehren, muss auch das gesamte Umfeld mitbehandelt werden - also Familienmitglieder, Sexualpartner oder Mitbewohner. Dazu muss die Creme konsequent am ganzen Körper aufgetragen werden, nicht nur an den betroffenen Stellen.

Und: Sämtliche Kleidung sowie Bettwäsche und Handtücher muss bei einer Temperatur von 60 Grad gewaschen werden. Nur dann können die Milben abgetötet werden. Das wirkt allerdings nicht auf der menschlichen Haut, sagt Handisurya. "In die Sauna zu gehen hilft gar nicht."

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