Das große Jucken: Krätze nimmt in Österreich zu

Woman scratching her neck
Was den stark juckenden Hautausschlag auslöst, woran Sie ihn erkennen und wie er behandelt wird.

Wenn die Haut juckt und kribbelt, kann das viele Ursachen haben. Eine davon nimmt derzeit in Österreich zu: Hautärzte sind vermehrt mit Krätze-Infektionen konfrontiert. Der juckende Hautausschlag, auch Skabies genannt, ist eine Reaktion auf die Krätzmilbe. Der Parasit wird durch engen Hautkontakt übertragen und gräbt kleine Gänge in die Haut, die als feine rote Linien sichtbar sind. Dort legt das Weibchen seine Eier ab. Die Haut reagiert mit starkem Juckreiz, Pusteln und Bläschen, die sich am ganzen Körper ausbreiten können.

Zehn Fälle pro Tag

An der Grazer Universitätsklinik wurden 2018 rund 1400 Behandlungen verzeichnet – darunter fallen auch Patienten, die mehrmals in die Ambulanz kommen. Das sind mehr als doppelt so viele wie im Jahr davor. Im Schnitt kommen pro Tag fünf bis zehn Krätze-Patienten in die Ambulanz.

Ähnlich ist es im Wiener AKH: 2018 wurden rund 1200 Fälle registriert. Im Dezember waren es dreimal so viele wie im Jahr davor. Auch in der Innsbrucker Klinik für Dermatologie waren es 2018 dreimal so viele wie 2017. „Hinzu kommt, dass nicht alle in die Ambulanz kommen. Wir wissen auch von Hausärzten und Hautärzten aus dem niedergelassenen Bereich, dass die Zahl der Krätze-Patienten steigt“, sagt Alessandra Handisurya, Leiterin der Dermatologie-Ambulanz am AKH Wien. Einzelne Apotheken berichten auf KURIER-Anfrage über eine gestiegene Nachfrage nach Mitteln zur Behandlung von Krätze und teilweise von Lieferengpässen.

Das große Jucken: Krätze nimmt in Österreich zu

Rätseln über Ursache

Warum sich die Krätzmilbe derzeit so stark verbreitet, darauf gibt es keine klare Antwort. „Es gibt kein eindeutiges Muster. Patienten mit Krätze gibt es in allen Altersgruppen und Berufen, bunt gemischt aus allen Bezirken Wiens“, betont Handisurya.

Migranten seien entgegen einem gängigen Vorurteil nicht häufiger betroffen. Ob man sich ansteckt oder nicht, hat – ähnlich wie bei Kopfläusen – nichts mit persönlicher Herkunft oder Vorgeschichte zu tun. Es gebe immer wieder Jahre mit vermehrten Krätze-Fällen, sagt dazu Regina Fink-Puches, Leiterin der Dermatologie-Ambulanz an der Uniklinik Graz. „Wir wissen aus der Geschichte der Skabies, dass das Auftreten der Erkrankung einem zyklischen Rhythmus folgt. Früher hat man gesagt alle 15 Jahre, dann wurden es alle sieben Jahre. Heute ist das etwas verschwommen“, erklärt die Hautärztin.

Sehr unangenehm

Häufig tritt die Erkrankung dort auf, wo Menschen eng beisammen sind, etwa in Kindergärten, Schulen oder Pflegeheimen. Für eine Ansteckung braucht es mindestens fünf bis zehn Minuten Hautkontakt. Händeschütteln oder nebeneinanderzusitzen, reichen nicht aus. Hygiene spielt nur zum Teil eine Rolle. Das starke Jucken ist für Betroffene sehr unangenehm. Das zeigt auch der berühmteste Krätze-Patient der Geschichte: Napoleon Bonaparte soll sich sein Leben lang übermäßig gebadet und gekratzt haben, nachdem er einmal infiziert war.

Das große Jucken: Krätze nimmt in Österreich zu

Gute Hygiene schützt nicht

Krätze wird oft mit schlechter Körperpflege und mangelnder Hygiene in Verbindung gebracht. Häufiges Waschen  oder besondere Seife schützen jedoch nicht davor, sich mit der juckenden Hautkrankheit anzustecken. „Wenn man sich oft duscht und sehr hygienisch lebt, kann sich die Milbe auf der Haut schlechter ausbreiten. Der Juckreiz ist aber genauso da und die Personen sind für die Übertragung sogar gefährlicher, da das Krankheitsbild schwieriger erkannt wird“, erklärt Fink-Puches. Man spricht von „Gepflegter Skabies“.

Mit Creme behandelbar

Erste Hautveränderungen treten oft zunächst im Genitalbereich, zwischen den Fingern und an den Händen auf. Von dort breitet sich die Milbe mitunter auf den gesamten Körper aus. Hält man sich an die Anweisungen der Ärzte, ist die Infektion gut behandelbar. Meist wird der Wirkstoff Permethrin als Creme am ganzen Körper aufgetragen. Er soll über Nacht für zwölf Stunden einwirken. Eine Einmalbehandlung reicht oft aus. Fink-Puches empfiehlt aufgrund der stärkeren Verbreitung der Krätze  eine Wiederholung  nach einer Woche. Auch Familienmitglieder, Sexualpartner sowie Personen im selben Haushalt müssen mitbehandelt werden.

Genau nach Anweisung

Immer wieder kommt es zu Problemen bei der Anwendung der Creme. Sie muss genau nach Anweisung aufgetragen werden, sonst ist die Behandlung unwirksam. So dürfen etwa die Hände nach dem Einschmieren nicht gewaschen werden und der gesamte Körper muss lückenlos eingecremt werden.
Von alleine heilt die Krätze nicht ab. In seltenen Fällen kann es zu einer starken Ausprägung mit einer großen Anzahl von Milben sowie Krustenbildung kommen. Dann sollte eine Klinik aufgesucht werden.

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