Gehirnentzündung: Schwere Corona-Infektionen von Kindern in Taiwan

Gehirnentzündung: Schwere Corona-Infektionen von Kindern in Taiwan
Der taiwanesische Gesundheitsminister geht davon aus, dass die Welle noch ein Monat andauern wird.

Die aktuelle Welle begann in Taiwan vor rund 50 Tagen: Der Höchststand wurde vergangene Woche mit 94.800 Infektionsfällen pro Tag erreicht - in wenigen Wochen werden 15 bis 20 Prozent der taiwanesischen Bevölkerung genesen sein, schätzt der taiwanesische Gesundheitsminister Chen Chien-jen, selbst Epidemiologe und Humangenetiker, der an der renommierten Johns Hopkins Universität promovierte.

Besonders betroffen ist die Hauptstadt und bevölkerungsreichste Stadt des Landes, Taipeh.

"Taiwans aktuelle Welle könnte etwas länger andauern und die Plateauphase wird etwa einen Monat betragen", sagte Chen voraus. Dennoch erwartet der Minister, dass die aktuelle Welle weniger schwerwiegend sein wird als vergleichbare Wellen in Hongkong, Südkorea oder Neuseeland.

Angesichts der hohen Infektionszahlen sind auch zahlreiche Kinder von Covid-19 betroffen: Gegenwärtig liegt die Infektionsrate bei Kindern unter zwölf Jahren in Taiwan höher als die Gesamtinfektionsrate. Nach Angaben des Central Epidemic Command Center (CECC) haben bisher 16 Kinder unter zehn Jahren nach einer Infektion mit Covid-19 schwere Symptome entwickelt.

Sieben dieser Kinder starben, darunter fünf, die eine Gehirnentzündung (Enzephalitis) entwickelten, eines, das an einem septischen Schock starb, und ein Bub, dessen Tod als durch COVID-19 verursacht eingestuft wurde, obwohl die Ärzte nicht feststellen konnten, wie die Krankheit in seinem Fall fortschritt.

"Ungewöhnlich hoch"

Experten sagten, der Anteil der schwer erkrankten Kinder mit Enzephalitis in Taiwan sei "ungewöhnlich hoch".

Laut einer Studien aus 2021 sind Gehirnentzündungen, die durch SARS-CoV-2 ausgelöst werden, vergleichsweise selten, allerdings mit einer relevanten Sterblichkeit verbunden. Die durchschnittliche Inzidenz, die Forscher aus Singapur und dem Vereinigten Königreich aus Daten von fast 130.000 Covid-19-Patienten errechneten, lag bei 0,215 Prozent. Bei schwerkranken Covid-19-Infizierten war sie mit 6,7 Prozent deutlich höher. (Sie können die Studie hier auf Englisch nachlesen).

Lee Ping-ing, Spezialist für Infektionskrankheiten am National Taiwan University Hospital und Vorsitzender des nationalen Impfgremiums, sagte, dass die Fälle von Enzephalitis bei Kindern, die auf Covid-19 zurückzuführen sind, denen eines großen Enterovirus-Ausbruchs in Taiwan im Jahr 1998 ähneln, bei dem Kinder in nur ein bis zwei Tagen starben, wenn das Virus den Hirnstamm erreichte.

Vergangenen Mittwoch begann Taiwan damit, Kinder im Alter von fünf bis elf Jahren mit Biontech/Pfizer zu impfen, für Jugendliche im Alter von zwölf bis 17 Jahren stand der Impfstoff als Auffrischungsimpfung zur Verfügung.

Auf der 23 Millionen Einwohner zählenden Insel haben derzeit 87,19 Prozent der Bevölkerung mindestens eine Dosis eines Coronavirus-Impfstoffes erhalten, 81,53 Prozent mindestens zwei Dosen und 64,7 Prozent eine Auffrischungsimpfung.

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