Einmal jährlich? Wie das Corona-Impfschema künftig aussehen könnte

Einmal jährlich? Wie das Corona-Impfschema künftig aussehen könnte
Für wen derzeit eine fünfte Impfung empfohlen wird und ob man künftig jährlich zur Auffrischungsimpfung gehen sollte.

Nach einer anfänglich großen Nachfrage ist die Covid-Impfung heute für viele in den Hintergrund gerückt. Das zeigt sich auch an den Impfraten: Während noch 72 Prozent der Menschen in Österreich zwei Impfungen erhalten haben, sind es nur 56 Prozent, die eine Grundimmunisierung absolviert haben, also drei Impfungen. Vier oder mehr Auffrischungen haben dann nur noch 18 Prozent bisher in Anspruch genommen.

Die vierte Impfung wird laut österreichischem Impfplan allen ab 12 Jahren empfohlen, die sich schützen wollen. Besonders empfohlen ist sie für Personen ab einem Alter von 60 Jahren, Personen mit dem Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf von Covid-19 – dazu zählen auch Schwangere – und Personen mit einem erhöhten Expositions- und damit Infektionsrisiko.

Fünfte Impfung

Ab vier Monate nach der vierten Impfung kann eine weitere Auffrischungsimpfung, dies ist dann die fünfte Impfung, verabreicht werden. Sie kann Risikopersonen ab dem vollendeten 18. Lebensjahr und Personen ab dem vollendeten 60. Lebensjahr verabreicht werden. Allerdings heißt es im Impfplan: "Für gesunde Personen unter 60 Jahren, insbesondere auch Personal im Gesundheitswesen jünger als 60 Jahren, ist unter Berücksichtigung der momentanen Datenlage mit Stand Dezember 2022 keine fünfte Impfung notwendig." Bei Jugendlichen zwischen zwölf und 17 Jahren mit erhöhtem Erkrankungsrisiko kann die fünfte Impfung ab sechs Monate nach der vierten Impfung oder nach individueller Prüfung erfolgen.

"Die fünfte Impfung ist eine Individualentscheidung. Jeder, dessen vierte Impfung ein halbes Jahr her ist, bei dem Risikofaktoren vorliegen und der das möchte, kann sich impfen lassen", sagt der Klinische Pharmakologe Markus Zeitlinger von der Medizinischen Universität Wien. Zeitlinger empfiehlt jedenfalls sechs Monate zwischen zwei Impfungen zu warten, da sonst kaum ein Effekt feststellbar ist.

Wer inzwischen infiziert wurde, könne laut Zeitlinger eine geplante Impfung um sechs Monate verschieben, da der Effekt sonst nur gering wäre. 

Jährliche Impfung?

Noch ist nicht klar, wie es künftig mit den Covid-Impfungen weitergeht. Möglich wäre, so weitermachen wie bisher, das heißt individuell zu entscheiden und die Impfserie mit einer sechsten, siebenten usw. Impfung durchzuführen. Derzeit wird jedoch stark diskutiert, ob eine Änderung des Impfschemas sinnvoll wäre. In den USA berät die amerikanische Gesundheitsbehörde FDA darüber, ob sich die Covid-Impfstoffe für eine jährliche Auffrischung – ähnlich jener bei Grippe – eignen. Erwachsene würden dann jeweils einmal im Jahr eine Covid-19-Impfung erhalten.

"Dafür spricht, dass der Immunschutz über die Zeit nachlässt, das heißt eine jährliche Auffrischung macht durchaus Sinn. Wissenschaftlich ist es schwer, den richtigen Abstand festzulegen – das Optimale wird zwischen sechs Monaten und einem Jahr liegen, auch abhängig davon, wie gefährdet die jeweilige Person für einen schweren Verlauf ist. Bei jungen Menschen reicht einmal im Jahr sicher", meint Zeitlinger.

Offen ist, wann diese Impfung erfolgen könnte. Bei der Grippe ist der Impfzeitpunkt jedes Jahr ähnlich – bis vor der Pandemie war dies meist ab November, die Grippe erreichte dann im Jänner ihren Höhepunkt. In der heurigen Saison hat sich dies circa ein Monat nach vorne verschoben, sodass auch die Empfehlung zur Grippe-Impfung etwas früher ausfiel.

Unterschied zur Grippe-Impfung

In den USA wird die jährliche Covid-Impfung für Herbst diskutiert. Zeitlinger hält diese Eingrenzung für schwierig. "Am Anfang haben wir gedacht, die Saisonalität wird bei Covid sehr ausgeprägt sein. Wir hatten aber auch massive Wellen im Sommer, getrieben von bestimmten Mutanten. Hier gibt es einen Unterschied zur Grippe, die bei uns tatsächlich immer im Winter stattfindet", so Zeitlinger.

Wie bei der Grippe werde auch ein jährlicher Covid-Impfstoff an aktuell vorherrschende Varianten angepasst sein. Anders als bei Grippeviren sind die Mutationen von SARS-CoV-2 aber weniger gut vorhersehbar.

Bei der Grundimmunisierung rät Zeitlinger zum Ursprungsimpfstoff zu greifen. "Es spricht einiges dafür, den ursprünglichen Impfstoff zu verwenden, da er breiter aufgestellt ist. Die Grundimmunisierung wird aber nicht mehr sehr viele betreffen."

Die jährliche Impfung wäre jedenfalls eine Vereinfachung des Impfschemas. Noch fehlen aber wissenschaftliche Daten, die ein jährliches Impfschema untermauern. Dies ist laut Zeitlinger jedoch auch immer schwieriger zu untersuchen, da weniger Personen schwer krank werden und Effekte auf die Krankheitsschwere daher weniger leicht analysierbar sind.

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