Explosionsgefahr: Vorsicht bei Anwendung von Desinfektionsmittel

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Die Allgemeine Unfallversicherungsanstalt warnt vor dem Entzündungsrisiko durch Desinfektionsmittel.

Die Allgemeine Unfallversicherungsanstalt (AUVA) warnt vor möglichen Explosionsgefahren bei der Anwendung von Handdesinfektionsmitteln. Sprays, Gels und Flüssigkeiten, die den Coronaviren den Garaus machen sollen, sind mittlerweile zu einem festen Bestandteil des Alltags geworden. "Vielfach wird jedoch vergessen, dass von diesen Mitteln beträchtliche Gefahren ausgehen können", erklärte AUVA-Experte Klaus Kopia im APA-Gespräch.

Vorsicht in der Nähe von Kerzen und Zigaretten

"Alle Handdesinfektionsmittel haben einen niedrigen Flammpunkt", sagte Kopia. Dieser liege abhängig vom Gehalt an Alkohol bzw. Ethanol bei einer Temperatur zwischen 17 und 21 Grad Celsius. Das bedeute, dass schon bei Raumtemperaturen von rund 23 Grad Celsius über der Flüssigkeitsoberfläche immer auch ein entzündliches Dampf-Luftgemisch entstehe. "Bei Kontakt mit einer wirksamen Zündquelle - etwa einer Kerze oder einer Zigarette - tritt sofort eine Flamme auf."

Elektrogeräte ebenfalls Zündquelle

Auch Elektrogeräte oder elektrostatische Aufladung kämen als Zündquelle infrage, betonte der Experte. Berichte über starke Verpuffungen, die schwere Verbrennungen zur Folge haben, sind zwar selten. "In den meisten Fällen dürfte es aber zu Kleinverbrennungen kommen, die die Haut oberflächlich verletzen und die nicht für meldepflichtige Arbeitsunfälle sorgen." Allerdings reichen schon ein paar Spritzer Desinfektionsmittel aus, damit einige Liter Gas-Luft-Gemisch entstehen können.

Das Risiko wachse jedoch, wenn bei hoher Umgebungstemperaturen der Innendruck in geschlossenen Fläschchen, Flacons, Dosen oder anderen Behältnissen steigt. Diese Gefahr sei im Herbst naturgemäß geringer als im Sommer. "Hält der Verschluss dem Überdruck jedoch nicht stand, kann das zu einem Leck führen." Ausströmender brennbarer Dampf könne dann mit der Umgebungsluft durchaus eine größere explosionsfähige Menge bilden.

Besser die Hände mit Seife waschen

Kopia rät, sich die Hände etwa mit Seife und warmem Wasser zu waschen. "Das ist fast immer die bessere Wahl." Greift man zu Desinfektionsmitteln, sollte darauf geachtet werden, dass diese gründlich verdunstet sind und die Hände trocken sind (mindestens 30 Sekunden), bevor man etwas berührt. Wer seine Hände einreibt, sollte sich unbedingt von Zündquellen fernhalten und diese Zeit keinesfalls zum Rauchen nutzen.

Vorsicht sei auch im Auto geboten. "Zündquellen wie elektrische Geräte, Feuerzeuge oder Zigarettenanzünder werden leicht unterschätzt oder übersehen", sagt der Experte. Er empfiehlt, sich die Hände besser vor dem Einsteigen in den Pkw zu desinfizieren - wie überhaupt Desinfektionsmittel nur in offenen und gut belüfteten Bereichen verwendet werden sollten. Außerdem sollten Behälter immer dicht verschlossen und nicht direkter Sonneneinstrahlung ausgesetzt werden.

Eines dürfe bei aller gebotenen Vorsicht aber nicht außer Acht gelassen werden. "Es liegt auf der Hand, dass die Desinfektionswirkung gegenüber Covid-19 bei weitem die Entzündungsgefahr in der Anwendung überwiegt", resümiert Kopia.

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