Auslöser ist vor allem eine Studie, die in dieser Woche in einer renommierten Fachzeitschrift (The Lancet Diabetes and Endocrinology) erschienen ist und federführend von der Universität Cambridge durchgeführt wurde. Die zentrale Aussage: Eine sehr fleischlastige Ernährung kann möglicherweise auch das Risiko für Typ-2-Diabetes erhöhen. Konkret geht es vor allem um rotes Fleisch (Rind, Schwein, Lamm) und verarbeitete Fleischprodukte.
Das Team an Wissenschafterinnen und Wissenschaftern analysierte Daten zur Ernährung von zwei Millionen Erwachsenen aus 31 Studien in 20 Ländern. Und sie untersuchten den Gesundheitszustand über einen Zeitraum von zehn Jahren.
- Der tägliche Konsum von 50 Gramm verarbeiteten Fleischprodukten erhöht das Risiko für Typ-2-Diabetes um 15 Prozent. Das entspricht - wie in der britischen Zeitung angeführt - zum Beispiel zwei bis drei Scheiben Schinken.
- Der tägliche Konsum von 100 Gramm unverarbeitetem roten Fleisch erhöht das Risiko um 10 Prozent.
- Weniger eindeutig waren die Daten für einen möglichen Zusammenhang zwischen Geflügelkonsum und Typ-2-Diabetes. "Der Zusammenhang bleibt ungewiss und muss weiter untersucht werden", sagt Studienleiterin Nita Forouhi.
Andere Risikofaktoren für Diabetes wie Rauchen, starkes Übergewicht oder Bewegungsmangel seien bei der Datenauswertung berücksichtigt und herausgerechnet worden.
Wieso hoher Konsum von rotem Fleisch das Diabetes-Risiko erhöhen könnte, dafür gibt es mehrere Theorien: Rotes und verarbeitetes Fleisch enthält mehr gesättigte als ungesättigte Fette - und diese können die Empfindlichkeit des Körpers für Insulin reduzieren.
Menschen, die mehr Fleisch essen, konsumieren möglicherweise auch weniger gesunde Lebensmittel wie Gemüse. In früheren Studien wurden bei hohem Konsum bereits Zusammenhänge mit Herzkrankheiten und einem erhöhten Risiko für einige Krebsarten hergestellt.
Der Diabetologe Martin Clodi, Vorstand der Abteilung für Innere Medizin im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Linz, hält die Ergebnisse zwar grundsätzlich für realistisch, betont aber, dass man sie nicht isoliert sehen dürfe:
"Natürlich ist es nicht empfehlenswert, täglich Fleisch und Wurstwaren zu essen. Aber es kommt auf den Lebensstil insgesamt an: Wer sich viel bewegt, normalgewichtig ist und sich insgesamt ausgewogen ernährt, wird kein erhöhtes Diabetes-Risiko haben, wenn er mehrmals in der Woche Fleisch und Wurst isst."
Auch das Beispiel mit dem Schinken sei irreführend: "Schinken besteht hauptsächlich aus Wasser und ist relativ kalorienarm. Sportliche Menschen, die regelmäßig zwei bis drei Scheiben Schinken essen, müssen sich keine Sorgen machen."
Letztlich seien diese Studienergebnisse nur eine weitere Bestätigung für ohnehin schon bestehende Ernährungsempfehlungen, nicht täglich Fleisch und Fleischwaren zu essen: "Alles mit Maß und Ziel macht nicht krank", betont Diabetologe Clodi.
Problematisch sei es, wenn es durch einseitige, zu kalorienreiche Ernährung und Bewegungsmangel zu Übergewicht kommt: "Die Fettzellen sind hochaktiv und produzieren Substanzen, die eine leichte Entzündungsreaktion im Körper auslösen. "Und dadurch kann das Risiko für verschiedene Krankheiten, auch Typ-2-Diabetes, erhöht werden."
In den neuen Österreichischen Ernährungsempfehlungen, die im Juli von Gesundheitsminister Johannes Rauch vorgestellt wurden, sind nur mehr drei statt fünf Portionen Fleisch oder Fisch pro Woche empfohlen. Die Menge der empfohlenen Milch- und Milchprodukte wurden von drei auf zwei Portionen pro Tag reduziert.
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