Enttäuschend: Covid-Medikament wirkt nicht gegen Omikron-Ableger BA.2

Munich scientist detect Omicron in sewage
Das Antikörpermittel Sotrovimab hat in einer aktuellen Studie nicht gut abgeschnitten. Es ist das einzige, das gegen Omikron BA.1 noch gut wirkt.

Ein Medikament gegen Covid-19 – das ist seit Beginn der Pandemie erklärtes Ziel einiger Forscher und Pharmafirmen, um schwere Erkrankungen und Todesfälle verhindern zu können. Mittlerweile gibt es eine Handvoll Präparate, die bei bestimmten Patientinnen und Patienten eingesetzt werden können. Es handelt sich um sogenannte monoklonale Antikörpertherapien, die noch vor Einsetzen schwerer Krankheitssymptome verabreicht werden müssen.

Monoklonal heißt, dass die im Labor hergestellten Antikörper alle gleich sind. Sie verhindern, dass die Viren an die Körperzellen andocken, indem sie an speziellen Stellen des Spike-Proteins anheften und somit das Virus beim Eindringen in die Zellen blockieren. Deshalb müssen sie in der Frühphase der Erkrankung eingesetzt werden – noch bevor das Virus sich im Körper stark verbreiten und für schwere Symptome sorgen kann.

Sotrovimab wirkt noch gut gegen Omikron

Mit dem Aufkommen der Omikron-Variante zeigte sich jedoch, dass einige Mittel, die gegen Delta gut wirkten, nicht mehr so gute Erfolge erzielten. Eine Ausnahme bildet das Medikament Sotrovimab, vertrieben unter dem Handelsnamen Xevudy, des deutschen Pharmaunternehmens GlaxoSmithKline (GSK). Laut Studien wirkte es auch gut gegen Omikron – wenn auch dreimal schlechter als gegen Delta. Das Mittel ist seit Dezember 2021 in der EU für Erwachsene und Jugendliche ab zwölf Jahren zugelassen, die noch keine Sauerstoffbehandlung benötigen, aber ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf der Erkrankung haben.

Eine aktuelle Studie des Irving Medical Centers der Columbia University in New York (USA) bringt nun jedoch schlechte Nachrichten: Gegen den Omikron-Ableger BA.2, eine Subvariante, die in Österreich bereits verbreitet ist, dürfte das Mittel nicht mehr wirksam sein. BA.2 wird auch als kleine Schwester von Omikron bezeichnet. Die Variante ist ansteckender als BA.1 und kann den Immunschutz noch besser umgehen als BA.1. Hinsichtlich des Krankheitsverlaufs scheint sie sich laut ersten Erkenntnissen aus Dänemark, wo sich die Variante bisher am stärksten verbreitet hat und dominant ist, nicht von BA.1 zu unterscheiden.

Keine Antikörpertherapien gegen Omikron-Unterlinien

BA.2 weist an jenem Teil des Spike-Proteins, auf den viele Antikörper abzielen, relativ viele Mutationen auf und kann sich so dem Immunsystem noch besser entziehen als bisherige Varianten. Das dürfte auch die Erklärung sein, weshalb das Medikament Sotrovimab nicht wirkt. Insgesamt wurden in der Studie 19 neutralisierende monoklonale Antikörper getestet, gegen 17 davon zeigte BA.2 eine ausgeprägte Resistenz. Unter den 17 war auch Sotrovimab, das gegen BA.1 noch eine beträchtliche Aktivität beibehalten hatte. "Diese neuen Erkenntnisse zeigen, dass keine der derzeit zugelassenen oder autorisierten monoklonalen Antikörpertherapien alle Unterlinien der Omikron-Variante angemessen abdecken könnte", schreiben die Studienautoren.

Sotrovimab hatte eine um das 27-fache geringere Wirksamkeit gegen BA.2, twitterte Christos Argyropoulos von der University of New Mexico in den USA. "Ich hasse es, euch schlechte Nachrichten zu überbringen, aber wir haben gerade Sotrovimab verloren", so Argyropoulos.

Die USA hatten erst im Jänner eine Großbestellung Sotrovimab aufgegeben. In der EU setzt man neben anderen Präparaten ebenfalls auf Sotrovimab.

Gegen Omikron und Delta immer noch effektiv

In Österreich etablierten die Bundesländer jeweils Programme, wie das Mittel zu den Patientinnen und Patienten kommt. In Wien werden etwa telemedizinische Aufklärungsgespräche geführt, bei denen die Risikofaktoren abgeklärt werden. Dazu zählt unter anderem ein Alter über 50 Jahre, starkes Übergewicht, Herz-, Lungen- oder Krebserkrankungen sowie Diabetes. Sind die medizinischen Kriterien erfüllt und sind die Patienten mit der Behandlung einverstanden, werden sie mit einem Krankentransport in die Klinik Favoriten gebracht, wo sie eine Infusion mit Sotrovimab erhalten.

Derzeit ist der Einsatz von Sotrovimab effektiv, da in Österreich BA.1 die vorherrschende Variante ist. BA.2 macht etwa zehn Prozent der Fälle aus. Sotrovimab kann zudem auch vorbeugend verabreicht werden – ohne Vorliegen einer Infektion. Das gilt für Personen, die so stark immunsupprimiert sind, dass ihr Köper auch nach mehrfacher Impfung keine Antikörper bilden kann. Das betrifft etwa Patienten nach einer Organtransplantation. In Wien wurde Sotrovimab bisher bei rund 400 Personen vorbeugend verabreicht.

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