Die drei Impfstoffe im Vergleich: Unterschiede und Ähnlichkeiten

IMPFUNG: ERSTE COVID-IMPFUNGEN IN ÖSTERREICH
Sie funktionieren ähnlich, aber haben auch Unterschiede – und viele Details sind noch offen. Ein Vergleich

Zwei sind bereits in der EU zugelassen, der dritte Impfstoff (von AstraZeneca) erhielt in Großbritannien die Notfallszulassung: Sie alle sollen das Immunsystem anregen, selbst Abwehrstoffe gegen das SARS-CoV-2-Virus zu bilden. Trotz dieses gleichen Ziels ist Impfstoff nicht gleich Impfstoff. In den bisherigen Studien wurde vor allem Wert auf Wirksamkeit und Verträglichkeit gelegt.

Welcher Impfstoff für welche Altersgruppe besser geeignet ist, ist noch unklar. Etwa war bei Probanden über 65 Jahren die Schutzrate bei Moderna etwas niedriger (86,4 %) als bei BioNTech-Pfizer (94,7 %). Ebenso braucht es noch Studien zu Kindern, Schwangeren, Menschen mit Autoimmunerkrankungen oder hoher Allergieempfindlichkeit.

Das Wichtigste zu den Themen Wirkungsweise, Schutzrate, Logistik bei den einzelnen Impfstoffen und Nebenwirkungen im Überblick. 

BioNTech/Pfizer-Impfstoff

Wirkweise: BioNTech/Pfizer entwickelten einen  mRNA-Impfstoff („m“ steht für messenger, engl. für „Bote“; „RNA“ für ribonucleic acid, also Ribonukleinsäure). Mit der mRNA enthalten die Impfstoffe die Bauanleitung für einen wesentlichen Teil des Covid-19-Erregers. Auf dieser Grundlage stellen Zellen das Oberflächenprotein des Virus her. Gegen dieses entwickelt der Körper seine Immunantwort. Die mRNA wird dabei nicht in das Erbgut des Menschen eingebaut.  

Schutzrate: Laut Studienergebnissen liegt sie bei  95 Prozent. Ob sich Geimpfte nach wie vor mit dem Virus anstecken und es weitergeben können, ist noch unklar.  „Eine Wirksamkeit über 90 Prozent ist aber ein Zeichen, dass man vor einer Infektion gut geschützt ist“, sagt der unabhängige Impfexperte Otfried Kistner zum KURIER. Hätte man die Infektionsweitergabe in der Studie genau geprüft, hätte das zusätzliche Zeit gekostet. Es ging jedoch vor allem darum, die Wirksamkeit und die Verträglichkeit zu untersuchen.

Logistik:  Der BioNTech-Pfizer Impfstoff muss bei Minus 70 Grad Celsius gelagert werden und kann sechs Monate lang  aufbewahrt werden. Ist er einmal aufgetaut, muss er innerhalb von fünf Tagen verimpft werden, ist ein Fläschchen einmal geöffnet, bleiben nur noch wenige  Stunden. 

Moderna-Impfstoff

Wirkweise: Der Impfstoff des US-Unternehmens basiert ebenfalls auf mRNA-Technologie und funktioniert ähnlich wie jener von BioNTech/Pfizer. Impfexperte Kistner erklärt den Vorteil so: „Nachdem die mRNA-Boten ihren Job gemacht haben, werden sie im Körper abgebaut.“  Auch wenn vor  diesen beiden noch keine mRNA-Impfstoffe für Menschen zugelassen worden waren, wird die Technik schon seit Jahren in Studien erforscht, etwa für neue Ansätze in der Krebstherapie.

Schutzrate: Studienergebnisse weisen für den Moderna-Impfstoff eine Wirksamkeit von 94,1 Prozent nach. Seine Wirksamkeit ist also beinahe ident mit  jener der BioNTech-Pfizer-Impfung.

Logistik: In diesem Punkt hat der nach demselben Prinzip funktionierende Moderna-Impfstoff einen Vorteil zu jenem von BioNTech-Pfizer. Mit minus 20 Grad Lagertemperatur muss es nicht ganz so kalt sein. Der Impfstoff ist 30 Tage bei Kühlschranktemperatur und zwölf Stunden bei Raumtemperatur stabil. Der Impfstoff muss – ebenso wie jener von BionTech-Pfizer – nach Erstnutzung innerhalb von sechs Stunden verbraucht werden. Eine Durchstechflasche reicht bei Biontech-Pfizer für fünf bis maximal sechs Dosen, bei Moderna für zehn.  

AstraZeneca-Impfstoff

Wirkweise: Beim britisch-schwedischen Produkt handelt es sich um einen Vektor-Impfstoff. Die Technik ist von anderen   Impfungen bereits bekannt. Dabei  nutzt man ein für Menschen harmloses Trägervirus („Vektor“). Es wird genetisch so verändert, dass es dem krankmachenden Virus oberflächlich gleicht. Das Immunsystem bildet dennoch erfolgreich Antikörper. „Der Nachteil dabei ist, dass der Körper auch Abwehrstoffe gegenüber dem Vektor bildet – wodurch weniger Impfstoff in die Zellen gelangt. Erhält man zwei Mal die volle Dosis, könnte die zweite bereits weniger wirksam sein“, sagt Kistner.  

Schutzrate: Dem AstraZeneca-Impfstoff liegen mehrere Wirksamkeitsdaten zugrunde, sie  rangieren zwischen 62 und 90 Prozent. Das liegt daran, dass unterschiedliche Impfstrategien (z. B. zwei volle Dosen, eine erste geringere (halbe) Dosis usw.) innerhalb der Studien angewandt wurden. Durchschnittlich liegt die Wirksamkeit  bei 70 Prozent.  Laut WHO reiche das aber für einen ausreichenden Schutz. 

Logistik: Gegenüber den  mRNA-Impfstoffen gibt es laut Experten einen klaren Vorteil. Vektorimpfstoffe haben bereits erprobte Ablaufpläne und können bei normalen Kühlschranktemperaturen gelagert werden.  

Nebenwirkungen im Überblick

Einen Impfstoff ohne Nebenwirkungen, den gibt es nicht – das schickt Experte Otfried Kistner in diesem Punkt voraus. Lokale Nebenwirkungen an der Einstichstelle könnten durch das Spritzen selbst je nach Empfindsamkeit immer auftreten.

Auch mit  Fieber oder Kopfschmerzen sei  zu rechnen – das Immunsystem reagiert. Diese Beschwerden würden jedoch innerhalb weniger Tage von selbst verschwinden. Unerwünschte Nebenwirkungen, die darüber hinausgehen, hätte man dem Experten nach bei den Covid-Impfstoffen in den untersuchten Gruppen noch keine festgestellt. 

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