Covid-Maßnahmentreue: Vertrauen in Forscher wichtiger als in Politik

Young female microbiologist studying coronavirus - protective workwear
Das Vertrauen in Forscher erhöht die Akzeptanz von Maßnahmen und Impfmotivation, zeigt in zwölf Ländern durchgeführte Studie.

Dem Vertrauen der Bevölkerung in Wissenschafter kommt in der Coronakrise eine größere Bedeutung zu als jenem in die Regierung. Das zeigen Daten einer in zwölf Staaten, inklusive Österreich, durchgeführten Studie französischer Forscher. War das Vertrauen in Wissenschafter 2020 höher, unterstützte und befolgte man auch eher Eindämmungsmaßnahmen. In Österreich blieb das Zutrauen in Forscher im Vorjahr hoch, während jenes in die Regierung im Ländervergleich am stärksten abnahm.

Die Wissenschafter um Yann Algan vom Ecole des Hautes Etudes Commerciales in Paris befragten insgesamt 54.000 Personen in zwölf Ländern vier Mal zwischen März und Dezember 2020. In Österreich nahmen 4.000 Personen an der Studie teil, scheibt das Forschungsteam in der Arbeit im Fachblatt PNAS.

Schlüsselfaktor

Erhoben wurde das Level an Vertrauen in Mitmenschen, die Regierung und in Wissenschafter. Außerdem wurden Fragen dazu gestellt, ob die Covid-19-Maßnahmen unterstützt werden und ob man sich daran hält. "Wir haben herausgefunden, dass der Schlüssel zur Unterstützung und Befolgung der nicht-pharmazeutischen Maßnahmen zwischen den Ländern und innerhalb der Staaten das Vertrauen in Wissenschafter ist", so die Forscher.

Insgesamt präsentiere sich das Standing der Forscher mit im Mittel 84 Prozent Zustimmung über alle Länder hinweg deutlich höher als jenes in die jeweiligen Regierungen (49 Prozent). Österreich zählt mit Neuseeland, Kanada und dem Vereinigten Königreich zu den Ländern mit den höchsten Vertrauenswerten in Bezug auf Wissenschafter. Frankreich, Brasilien und Polen bilden hier die Schlusslichter.

Während in Ländern wie Italien, den USA oder vor allem Frankreich das Vertrauen in die Forscher im Zeitverlauf stark absank, blieb es etwa in Österreich oder Neuseeland hoch. Auffallend stark fiel hierzulande allerdings der Rückgang beim Vertrauen in die Regierung aus. Hier fiel der zunächst hohe Zustimmungswert von um die 75 Prozent um elf Prozentpunkte ab. Einen ähnlichen Rückgang verzeichnete die Untersuchung sonst nur im Vereinigten Königreich.

Menschen, die Wissenschaftern mehr vertrauten, unterstützten laut den Eigenangaben auch die Eindämmungsmaßnahmen in einem Land signifikant häufiger, berichten die Forscher. Ein höheres Vertrauen in die politischen Entscheidungsträger tat dies zwar auch, aber der Effekt ist deutlich geringer.

Impfbereitschaft

Ebenso verhielt es sich bei der Bereitschaft, sich impfen zu lassen. Diese wurde in der vierten Erhebungswelle (Dezember 2020) erfragt, als sich abzeichnete, dass es bald die Gelegenheit dazu geben würde. Vertrauten Menschen Wissenschaftern eher, war auch ihre Impfbereitschaft deutlich höher. Insgesamt würden die Ergebnisse zeigen, dass es von zentraler Bedeutung ist, den Glauben an die Wissenschaft hoch zu halten, wenn es darum geht, dass Menschen Maßnahmen mittragen sollen, meinen die Studienautoren.

In der letzten Erhebungswelle streuten Algan und Kollegen auch noch ein kleines Experiment in ihre Untersuchung ein. Sie fragten zufällig ausgewählte Personen, ob Menschen bereit wären, Masken zuhause zu tragen, wenn dies entweder ihre Regierung, die WHO oder ein Medizin-Nobelpreisträger empfehlen würde. Tatsächlich würden dieser Aufforderung Personen eher folgen, wenn diese aus dem Mund eines Nobelpreisträgers käme. In Österreich würden den Vorschlag im internationalen Vergleich übrigens nur sehr wenige Menschen beherzigen - am ehesten allerdings noch nach Aufforderung des hochdekorierten Forschers.

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