6 Fragen zur Covid-Impfung: Wer soll jetzt auffrischen?
Viele klagen derzeit über Husten, Schnupfen bis hin zu Fieber und Mattheit. Häufiger Grund der Erkältungssymptome ist das Coronavirus, wie das Überwachungsnetzwerk der MedUni Wien, das auf Stichproben-Auswertungen von Abstrichen aus Arztpraxen basiert, zeigt. In den vergangenen Wochen sind Covid-Infektionen deutlich angestiegen – und zwar um etwa vier bis sechs Wochen früher als erwartet. Schutz vor einem schweren Verlauf bietet die Auffrischungsimpfung, doch wer sollte sich wann impfen lassen? Welche Impfstoffe gibt es derzeit und wo bekommt man sie? Der KURIER beantwortet die wichtigsten Fragen.
Welche Impfstoffe werden aktuell empfohlen?
Für die Saison 2024/25 stehen neue angepasste Variantenimpfstoffe zur Verfügung. Diese wurden von der Europäischen Arzneimittel Agentur (EMA) empfohlen, das Nationale Impfgremium (NIG) hat die Empfehlung für Österreich übernommen. Der hierzulande bereits seit Mitte Juli verfügbare Impfstoff von Biontech/Pfizer richtet sich gegen die JN.1-Varianten, zu denen auch die Varianten KP.1, KP.2 und KP.3 zählen. Bei Letzteren wurde in den vergangenen Wochen ein Anstieg im Abwassermonitoring nachgewiesen.
Die JN.1-Varianten gelten als besonders infektiös, da sie eine Mutation im Spike-Protein aufweisen, die sie Antikörpern gut entkommen lässt. Zudem werden sie neben für Covid-19 typischen Symptomen wie Husten, Schnupfen oder Kopfschmerzen, häufig von Magen-Darm-Beschwerden, wie Übelkeit, Durchfall und Bauchschmerzen, begleitet.
Die Zulassung der angepassten Impfstoffe durch die EU-Kommission erfolgte Anfang Juli, die erste Lieferung für Österreich umfasste rund 92.000 Dosen. Insgesamt wurden für die kommende Saison 1,2 Millionen Dosen der angepassten Impfstoffe bestellt. In den USA hat die amerikanische Arzneimittelbehörde FDA zudem bereits einen weiteren angepassten Impfstoff von Moderna zugelassen. „In Europa gibt es diesen Impfstoff noch nicht. Ich gehe aber davon aus, dass noch ein zweiter angepasster Impfstoff kommen wird“, sagt Impfstoffexpertin Christina Nicolodi. Das Biotech-Unternehmen Novavax wartet noch auf die Zulassung seines angepassten Impfstoffes durch die FDA.
Für wen ist die Auffrischungsimpfung sinnvoll? Gilt das auch für Kinder?
Das NIG empfiehlt für den bestmöglichen Schutz vor schweren Krankheitsverläufen allen ab 12 Jahren eine Covid-Impfung. Dies gilt insbesondere für Personen ab 60 Jahren, die ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf haben sowie für medizinisches Gesundheitspersonal. "Wir wissen, dass es durch Covid-Erkrankungen eine Übersterblichkeit gibt. Das betrifft vor allem immungeschwächte und ältere Personen. Ich empfehle die Impfung daher allen Älteren und immungeschwächten Personen sowie jenen, die im öffentlichen Dienst tätig sind. Und auch jenen, die schlicht nicht schwer erkranken möchten“, rät Nicolodi.
Auf Wunsch der Eltern ist die Covid-Impfung auch für Babys und jüngere Kinder unter 12 Jahren möglich. Der angepasste Impfstoff ist ab dem vollendeten sechsten Lebensmonat zugelassen. Empfohlen wird die Impfung besonders für Kinder, die ein erhöhtes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf haben, etwa bei einer chronischen Erkrankung wie Diabetes, aber auch für Kinder, die in Kindergärten, Schulen oder anderen Einrichtungen betreut werden. Die Grundimmunisierung kann für Kinder, aber auch bisher ungeimpfte Erwachsene, mit dem angepassten JN.1-Impfstoff erfolgen.
In welchem Abstand zu einer Infektion oder zur letzten Impfung soll ich auffrischen?
Empfohlen wird ein Abstand zur vorhergehenden Infektion bzw. letzten Impfung von mindestens sechs bis zwölf Monaten. Bei Gesunden wird ein Mindestabstand von zwölf Monaten empfohlen. Unter Umständen kann es notwendig sein, den Impfabstand zu verkürzen, z.B. bei immungeschwächten Personen. Dies sollte der behandelnde Arzt entscheiden. Ein Mindestabstand von vier Monaten sollte laut Gesundheitsministerium jedoch nicht unterschritten werden.
Sich unmittelbar nach einer überstandenen Covid-Infektion impfen zu lassen, bringt keinen zusätzlichen Nutzen, da bereits ausreichend Schutz vorhanden ist. Nach der Impfung dauert es etwa ein bis zwei Wochen bis ein Schutz besteht. Ihren Höhepunkt erreichen die Antikörper etwa ein Monat nach der Impfung.
Wo bekommt man den neuen Covid-Impfstoff? Ist er nach wie vor kostenlos?
Die Impfung kann bei zahlreichen niedergelassenen Ärzten erfolgen, teilweise bei öffentlichen Impfstellen von Städten und Gemeinden. Für Wien gibt es eine Liste der Ärztekammer Wien aller Ordinationen, in denen die Covid-Impfung erfolgt (www.aekwien.at/impfordinationen). Österreichweit bieten etwa die ÖGK-Gesundheitszentren die Impfung an. Termine können online im nächsten Zentrum gebucht werden (www.gesundheitskasse.at). Die Covid-Impfung ist für alle Menschen in Österreich gratis.
Warum hält der Impfschutz nicht länger?
"Ob ein Impfschutz lebenslang besteht oder ob es eine Auffrischung braucht, hängt von mehreren Faktoren ab, etwa den Eigenschaften des Virus selbst, von der Art des Impfstoffes. Das Covid-Virus bringt sehr viele Mutationen hervor, die dem Immunsystem ausweichen können, weshalb es die Auffrischungsimpfung braucht", sagt Nicolodi, die selbst seit Jahren an einem universellen Influenzaimpfstoff forscht. Das heißt, einem Impfstoff, der nicht wie derzeit eine jährliche angepasste Auffrischung erfordert. Weltweit werde dazu geforscht, noch gebe es aber keinen Covid-Impfstoffkandidaten, der keinen Booster erfordert.
Deutschen Forschende des Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung gelang es nun allerdings einen Vektorimpfstoff zu entwickeln, der im Tiermodell eine anhaltende Immunantwort über längere Zeiträume zeigt. Sie verwendeten dazu ein Zytomegalievirus, das nur Mäuse befällt, als Vektor. Über dieses Virus als Vehikel werden Bausteine des Erregers, gegen den eine Impfung gerichtet ist, in den menschlichen Körper eingeschleust. Beim Impfstoff gegen Covid-19 wird in die Vektorviren das Gen für den Bauplan des Spikeproteins integriert, mit dem sich das Virus an den Wirtszellen festsetzt. Die Forscher konnten nachweisen, dass die Konzentration von Antikörpern gegen SARS-CoV-2 über einen Zeitraum von sechs Monaten nach der Impfung stabil bleibt. Es gebe auch Hinweise, dass die Schutzwirkung sogar noch länger hält. Bei bisherigen Covid-Impfstoffen lässt die Schutzwirkung über die Zeit nach.
Die Forscher stellten zudem fest, dass einige Zeit nach der Impfung nicht nur Antikörper gegen das ursprüngliche Spikeprotein gebildet wurden, sondern auch Antikörper gegen Varianten. Sie führen das auf einen Mechanismus des Immunsystems zurück, der dazu dient, die Treffsicherheit gegenüber Erregern durch Mutationen in den zuständigen Abwehrzellen zu steigern. Bis ein Impfstoff marktreif ist, der keine Auffrischung oder zumindest eine seltenere Auffrischung als einmal jährlich erfordert, kann es aber noch Jahre dauern.
Wird im Herbst mit einem Anstieg der Covid-Infektionen gerechnet?
Expertin Nicolodi erwartet einen deutlichen Anstieg der Infektionen ab September. "Die beginnende Schulzeit sorgt wieder für vermehrte Kontakte zu anderen Menschen und ich gehe davon aus, dass die Zahlen wieder steigen werden. Auch, weil man sich wieder mehr drinnen aufhält", so Nicolodi. Sie empfiehlt allen Risikopersonen, sich beim Besuch bestimmter Orte wie Ambulanzen im Krankenhaus zu überlegen, eine FFP2-Maske zu tragen.
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