Erkältungswelle: Soll man sich bei Corona-Symptomen noch testen?
Husten, Schnupfen, Heiserkeit bis hin zu Fieber und Abgeschlagenheit – aktuell klagen viele über Erkältungssymptome. In der Kalenderwoche 33 (15.8. bis 21.8.) waren 19.842 ÖGK-Versicherte aufgrund grippaler Infekte krankgemeldet (2023: 21.987). Weitere 3.466 waren mit der Diagnose Covid im Krankenstand (2023: 2.558). Seit 1. Juli 2023 gilt Covid-19 allerdings nicht mehr als meldepflichtige Erkrankung, wodurch auch weniger getestet wird, heißt es von der ÖGK.
Allerdings würden Daten zeigen, dass im Moment das Coronavirus eine häufige Ursache für Erkältungssymptome ist, sagt Virologin Monika Redlberger-Fritz von der MedUni Wien.
"Wir sehen in den vergangenen zwei Wochen ein deutliches Ansteigen von Covid-Infektionen im Sentinel-Netzwerk (eine Erhebung zur Überwachung der Infektionslage, das auf Stichproben-Auswertungen von Abstrichen aus Arztpraxen basiert, Anm.), offensichtlich von Reiserückkehrern. Ansonsten sehen wir ein Abbild von der Saison letztes Jahr, nur etwa vier bis sechs Wochen früher", so Redlberger-Fritz.
Noch keine Sommerwelle wie in Deutschland
Um von einer Sommerwelle in Österreich zu sprechen, wie sie derzeit in Deutschland grassiert – dort befinden sich akute Atemwegserkrankungen laut Robert-Koch-Institut für diese Jahreszeit auf einem Rekordhoch –, sei es aber zu früh. "Die Covid-Infektionen befinden sich nach einem leichten Anstieg auf einem niedrigen Niveau. Man kann vom Beginn einer Sommeraktivität sprechen, aber eine richtige Welle ist es noch nicht", betont die Virologin. Auch das Abwassermonitoring zeigt einen Anstieg, vor allem die beiden Omikron-Varianten KP.2 und KP.3 werden derzeit nachgewiesen.
Um sicher zu gehen, dass bei Erkältungssymptomen eine Covid-Infektion vorliegt, müssten Patienten einen Test machen. Anders als zu der Zeit, als die „3G-Regel“ galt und negative Covid-Tests etwa für Restaurants, Veranstaltungen oder in Kindergärten und Schulen vorgewiesen werden mussten, stellt sich heute die Frage, ob man sich noch testen sollte. Für Redlberger-Fritz ist die Antwort eindeutig: Ja. "Vor allem, wenn schwere Grunderkrankungen vorliegen, ist eine frühzeitige Diagnose wichtig. Denn nur bei positiv getesteten Personen mit schweren Grunderkrankungen ist eine Behandlung mit dem antiviralen Medikament Paxlovid möglich", sagt die Expertin.
Kosten für Covid-Test müssen selbst bezahlt werden
Die Kosten für einen Covid-Test müssen aber seit 1. April alle Patienten, auch Risikogruppen, selbst tragen. Bis dahin wurden die Kosten für Covid-Tests im Corona-Verdachtsfall zumindest beim Arzt vom Bund übernommen. Derzeit wird vom Test beim Arzt nur ein Betrag von fünf Euro seitens der Versicherung rückerstattet. Verhandlungen zwischen dem Dachverband der Sozialversicherungsträger sowie der Ärztekammer über eine Kostenübernahme, insbesondere für Risikogruppen, laufen weiter, ein Ergebnis gibt es noch nicht.
Auch Antigen- und PCR-Tests außerhalb der Arztpraxis kosten. Antigentests sind etwa in Apotheken erhältlich – allerdings nicht in allen. Welche Apotheken Covid-Tests anbieten, erfährt man auf der Website der Apothekerkammer (www.apothekerkammer.at). Unter "Apothekensuche" können Apotheken in der Nähe eingegeben werden und es ist ersichtlich, ob Antigen- oder PCR-Tests angeboten werden. Die Tests sind laut Apothekerkammer "gut verfügbar", es bestehen keine Engpässe.
Die Preise dafür variieren, wie eine Erhebung des VKI aus dem Vorjahr zeigt: Der Preis für Einzel-Antigentests lag in den 39 befragten österreichischen Apotheken zwischen einem und vier Euro, bei Fünferpackungen zwischen 4,90 Euro und 22,20 Euro. Einige Apotheken wickeln zudem PCR-Testungen ab, auch hier gibt es Preisunterschiede. Antigen- und PCR-Testungen können zudem in niedergelassenen Labors absolviert werden.
Abgelaufene Tests können falsch negativ sein
Wer noch alte Tests zuhause hat, sollte auf das Ablaufdatum auf der Verpackung achten. Abgelaufene Tests können falsch negative Ergebnisse liefern. Fällt der abgelaufene Test positiv aus, so ist man aber tatsächlich positiv. Ist das Haltbarkeitsdatum noch nicht überschritten, die Flüssigkeit des Tests aber verdunstet, eingetrocknet oder verfärbt, sollte er entsorgt werden. Dies kann etwa passieren, wenn der Test bei zu warmen Temperaturen gelagert wird. Gute Haltbarkeit besteht bei Raumtemperatur.
Um sich vor einer Covid-Erkrankung zu schützen, rät Virologin Redlberger-Fritz zur Auffrischungsimpfung. Insbesondere Risikopersonen wie Personen ab 60 Jahren, die ein erhöhtes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf haben, und medizinisches Gesundheitspersonal sollten sich frühestens sechs bis spätestens 12 Monate nach der letzten Infektion bzw. Impfung impfen lassen. Das Nationale Impfgremium empfiehlt allen Personen ab 12 Jahren eine Impfung mit den neu angepassten Impfstoffen für die Saison 2024/25, die gegen die JN.1-Variante gerichtet sind.
Neue Impfstoffe für Herbst-/Wintersaison verfügbar
Die neuen Impfstoffe sind laut Gesundheitsministerium bereits bei zahlreichen niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten verfügbar, teilweise auch bei öffentlichen Impfstellen von Städten und Gemeinden. Die Impfung ist kostenlos. "Sich impfen zu lassen ist insbesondere im Anbetracht der bald kommenden Welle sinnvoll. Zudem sind auch Hygienemaßnahmen wie regelmäßiges Händewaschen und, wenn man selbst erkältet ist, Maske zu tragen, empfehlenswert", rät Expertin Redlberger-Fritz.
Eine geringe Aktivität besteht derzeit in Österreich bei der Sommergrippe. Anders als die normale Grippe wird sie nicht durch Influenza-Viren übertragen, sondern durch Enteroviren. Sie kommen jedes Jahr vor und werden vor allem durch Reisen eingeschleppt. Die Symptome der Sommergrippe ähneln eher einer Erkältung als denen einer "echten" Grippe und sind in der Regel nicht so stark. "Derzeit sehen wir aber keine Ausbreitung im Land. Die Sommergrippe ist nur sehr gering verbreitet – wir hätten zu diesem Zeitpunkt eine stärkere Aktivität erwartet."
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