Neue Studie: Kann man sich über die Augen anstecken?

Neue Studie: Kann man sich über die Augen anstecken?
Mund und Nase sind meist durch Masken bedeckt, aber wäre eine Infektion auch über die Augen möglich, wie eine aktuelle Studie nahelegt?

In Schulen, Restaurants, öffentlichen Verkehrsmitteln und an vielen anderen Orten sind FFP-2-Masken derzeit nicht wegzudenken. Auch nach den ersten Lockerungen am 19. Mai gilt vielerorts Maskenpflicht. Das hat einen guten Grund, denn wie zahlreiche Studien belegen, schützen gut sitzende FFP2-Masken – in Kombination mit weiteren schützenden Maßnahmen – gut vor einer Infektion mit SARS-CoV-2-Viren.

Studie im Labor

Eine aktuelle Laborstudie zeigt nun allerdings, dass auch Augenzellen das Virus aufnehmen können. Forscher der Icahn School of Medicine an der Mount Sinai Hochschule konnten zeigen, dass Zellen im Auge direkt mit dem Virus infiziert werden können. Sie setzten menschliche Augen in einem In-vitro-Stammzellmodell SARS-CoV-2-Viren aus und untersuchten sie nach 24 Stunden. Das Ergebnis: Die Spenderzellen wurden mit SARS-CoV-2 infiziert. Zusätzlich fanden die Forscher heraus, dass manche Augenoberflächenzellen anfälliger waren als andere.

"Vernachlässigbares Risiko"

Grund zur Sorge ist das dennoch keiner, meint Heinz Burgmann, Leiter der Infektiologie am AKH Wien. „Diese Frage wurde schon länger untersucht und man hat gesehen, dass die Augen bei einer Covid-19-Infektion gar nicht so selten mitbetroffen sind, so kann es etwa zu einer Bindehautentzündung kommen. Die Erfahrungen der vergangenen Monate zeigen aber, dass das kein wirklicher Infektionsweg zu sein scheint. Das Risiko sich über die Augen anzustecken, ist sehr vernachlässigbar, man kann es aber nicht ganz ausschließen“, sagt Burgmann.

Schutzbrillen im Spital

Es gebe sehr wohl Rezeptoren in den Augen, in die das Virus eintreten und sich dort vermehren könne, das hätten auch andere Studien zuvor gezeigt. „Das ist aber ein sehr theoretischer Infektionsweg, der nicht wirklich eine Rolle spielt“, meint Burgmann. An Orten, wo es zu sehr hohen Aerosol-Konzentrationen kommt, etwa im Spital bei der Versorgung von Covid-Patienten, wäre es aber durchaus denkbar, weshalb Spitalsmitarbeiter nach wie vor Schutzbrillen tragen, wenn sie Kranke versorgen. „Man hat es nie ausschließen können, dass es prinzipiell möglich ist, sich über die Augen anzustecken, wenn die Konzentration in der Luft sehr hoch ist. Da versuchen wir natürlich, unsere Mitarbeiter zu schützen. Das sagt aber natürlich noch nichts darüber aus, dass sich die Viren im Auge so vermehren können und so infektiös sind, dass es zu einer Ansteckung kommt“, betont Burgmann.

Schutzbrillen werden üblicherweise nur in Umgebungen mit großer Aerosolmenge in der Luft getragen, um eine Infektion auszuschließen. Burgmann sieht das als reine Vorsichtsmaßnahme. Die Ansteckung über die Augen sei kein „relevanter Infektionsweg“, meint der Infektiologe.

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