Covid-19 genesene Kinder: Herz-Schäden nach leichten Verläufen möglich

Hat das Kind schweren Husten und seit Tagen Fieber, wir beim Arzt oder der Ärztin meist erst einmal die Lunge abgehört.
Eine italienische Studie untersuchte die Herzen genesener Kinder, die vor ihrer Covid-19-Erkrankung als gesund galten. Alle Kinder hatten einen leichten Verlauf oder waren asymptomatisch an Covid-19 erkrankt.
Laut den Studienautoren gab es bisher kaum Folgedaten über infizierte Kinder, die keine Behandlung im Spital benötigt hatten. Bei Kindern mit dem Entzündungssyndrom PIMS, das eine schwere Folgeerkrankung nach Covid-19 bei Kindern sein kann, wurde bereits eine Herz-Beteiligung nachgewiesen.
Deswegen standen für die aktuelle Studie 157 kleine Patienten im Mittelpunkt des Interesses, die vor ihrer Infektion gesund waren. Sie wurden mithilfe einer speziellen Echokardiographie durchschnittlich 148 Tage nach ihres positiven Tests auf SARS-CoV-2 untersucht. Das Durchschnittsalter der Kinder betrug 7,7 Jahre (Altersspanne 0,3 bis 18 Jahre).
Die Ergebnisse wurden dann mit Daten von nicht infizierten, gesunden Kindern verglichen.
60 Prozent der Kinder wiesen 148 Tage nach Infektion eine anhaltende Schädigung des Herzens auf. (Sie können die Studie hier auf Englisch nachlesen.)
Die Befunde deuten darauf hin, dass eine Fehlfunktion der linken Kammer des Herzens ein typisches Merkmal einer Covid-19-Infektion bei Kindern sein könnte, so der belgische Herz-Spezialist Harry Spoelstra Spoelstra, der nicht an der Studie beteiligt war, auf Twitter. Dabei handelt es sich um jene Klappe, die unsere Organe mit Blut versorgt.
Mögliche Erklärungen
Im Vergleich zu erkrankten Kindern der ersten Welle waren jene Kinder, die in der zweiten Welle in Italien erkrankt waren, stärker von Herz-Anomalien betroffen. Wobei die Studienautoren einräumen, nicht zu wissen, an welchen Coronavirus-Varianten die Kinder erkrankt waren. Diese Aussage bezieht sich daher auf den Zeitpunkt der Infektion.
Wie es zu so einer dauerhaften Folgeerkankung des Herzens kommen kann, ist nicht geklärt: Mögliche Ursache könnte eine Autoimmunreaktion sein, aber auch dass Virusschnipsel im Körper zurückbleiben, die eine chronische Entzündungsreaktion im Herzen hervorrufen. "Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass das Ausmaß der Reaktion des Immunsystems auf die Infektion möglicherweise nicht mit den Herzschäden in der mittel- und langfristigen Nachbeobachtung zusammenhängt. Daher könnte das Virus als solches diese anhaltenden Herz-Anomalien direkt verursachen", vermuten die Studienautoren.
Auf die Frage, was diese Erkenntnisse, die im Medical Journal of Medicine erschienen sind, bedeuten könnten, erklärt Spoelstra: "Wenn wir diese Ergebnisse mit anderen Studien reproduzieren können, könnte dies eine lebenslange Beeinträchtigung mit ventrikulären Problemen, sogar Herzrhythmusstörungen und plötzlichen Todesfällen bedeuten. Das muss ernst genommen werden, aber wir brauchen erst mehr Bestätigung! In der Zwischenzeit müssen wir die Kinder schützen!"

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