Bei den vom Zentrum für Virologie der MedUni Wien ausgewerteten Proben von Schleimhautabstrichen von Personen mit Erkältungssymptomen lag in der Vorwoche SARS-CoV-2 bereits vor den derzeit ebenfalls zirkulierenden Schnupfenviren. Antigentests können auch die aktuellen Coronavarianten nachweisen, müssen aber von den Betroffenen selbst bezahlt werden.
Ein Grund für den früheren Anstieg der Virenfracht im Abwasser: 2023 gab es nach der späteren Winterwelle erst im Juli die niedrigsten Werte, und erst ab Juli begann ein langsamer Zuwachs der Virenbelastung des Abwassers. Heuer lief die Winterwelle bereits im April aus (dafür startete sie auch früher) und der leichte neuerliche Anstieg der Werte begann bereits Ende April / Anfang Mai.
"Es ist jetzt schwierig zu sagen, wie es weitergeht", erklärt Oberacher. Derzeit verläuft der Anstieg linear, konstant, das war auch im Vorjahr bis zum November so. Dann kam es zu einem massiven exponentiellen Anstieg, die Infektionszahlen sind ab diesem Zeitpunkt stark nach oben gegangen. "Wann und ob es auch heuer so einen Übergang vom linearen zum exponentiellen Wachstum gibt - und damit eine hohe Welle - – das lässt sich nicht prognostizieren.“
"Seit Mai baut sich von niedrigem Niveau ausgehend wieder eine Welle auf", sagte der Virologe Andreas Bergthaler kürzlich in einem Interview für die Österreichische Akademie der Wissenschaften. Verantwortlich dafür sind Subvarianten der Omikron-Variante, in erster Linie die KP.3-Variante. Die Subvarianten KP.3 und KP.2 weisen zwei Mutationen (genetische Veränderungen) im sogenannten Spike-Protein auf, die es ihnen ermöglichen, bestehenden Antikörpern teilweise zu entkommen. Mit dem aus der Virushülle herausragende Protein dockt das Virus an menschliche Zellen an. Bergthaler: "Das Virus hat sich weiter verändert und ist wahrscheinlich infektiöser geworden, führt aber im Durchschnitt nicht mehr zu so schweren Krankheitsverläufen."
"Weiters kann man annehmen, dass es über die Zeit zu einer schrittweisen Abnahme unserer Antikörper-Immunität kommt", sagt Bergthaler in dem Interview. "Dadurch können Infektionen leichter auftreten, wenngleich die meisten Personen weiterhin vor schweren Verläufen geschützt bleiben." Dennoch stelle das Virus für vulnerable Personen, die keine starke Immunantwort aufbauen können bzw. die Vorerkrankungen haben, ein Gesundheitsrisiko dar. "Zusätzlich bleibt auch Long Covid ein Thema."
Auch die Virologin Judith Aberle von der MedUni Wien hat kürzlich auf X (vormals Twitter) Gründe für den Anstieg der Fallzahlen angeführt: "Bei aller Diskussion um KP-Varianten sind wohl die nachlassende Immunität, niedrige Boosterimpfraten, keine Testung bei Symptomen, keine Schutzmaßnahmen und erkrankte Reisende wesentliche Faktoren für den Anstieg."
Einen leichten Anstieg gibt es auch bei den mit einer schweren Covid-19-Infektion stationär aufgenommenen Spitalspatienten. In der Woche bis 16.6. gab es 50 Patientinnen und Patienten mit Covid auf einer Normalstation (1 auf einer Intensivstation), in der Woche bis 23.6. (die momentan letzte Woche mit größtenteils gemeldeten Fällen) waren es 82 auf Normalstationen und drei auf einer Intensivstation.
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