Tiefe Gräben nach den Corona-Jahren
Erst vor wenigen Wochen stand erneut ein Volksbegehren zur Abschaffung dieser zur Eintragung offen. Man fürchte eine Wiedereinführung durch die Hintertür, hieß es darin.
Um die Gesellschaft nach der Pandemie zu einen, hat die Regierung Anfang des Jahres einen Versöhnungsprozess eingeleitet. Über dessen aktuellen Stand ist wenig bekannt.
Die Aufarbeitung verlaufe "planmäßig", heißt es auf KURIER-Anfrage aus dem Bundeskanzleramt. Sie bestehe "aus zwei Strängen": Einer Evaluierung vonseiten der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und Bürgerdialogen mit 360 ausgewählten Bürgerinnen und Bürgern. Ein Endbericht soll im Dezember vorliegen.
Virus zirkuliert weiter
Nicht nur die gesellschaftlichen Risse, auch das Coronavirus ist nach wie vor präsent. Überwacht wird es über das SARI-Dashboard des Gesundheitsministeriums. Es weist aus, wie viele Menschen mit schweren Atemwegserkrankungen sich im Spital befinden. Auch im Abwasser und in von Patientinnen und Patienten abgenommenen Proben sucht man nach Virusrückständen. Da zeigt sich: "Wir sind mittendrin in einer Welle. Und ich glaube nicht, dass der Zenit schon erreicht ist", sagt Monika Redlberger-Fritz vom Zentrum für Virologie der MedUni.
Der Molekularbiologe Ulrich Elling warnte dieser Tage gar davor, dass Österreich auf "eine der höchsten Covid-Wellen jemals" zusteuere. Derartige Prognosen will Redlberger-Fritz nicht treffen. "Wir können noch nicht beurteilen, wohin sich das Infektionsgeschehen entwickelt."
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Auch seriöse Schätzungen, wie viele Menschen hierzulande derzeit infiziert sind, lassen sich laut Redlberger-Fritz auf Basis der verfügbaren Daten nicht treffen. "Wir können nur, ähnlich wie bei der Grippe oder dem RS-Virus, sagen, ob wir eine starke Aktivität haben." Aktuell werde aber in rund jeder dritten Probe SARS-CoV-2 detektiert. "Das deutet auf eine massive Virusaktivität hin."
Keine Kollision mit der Grippe
Die gute Nachricht: Die Covid-Welle kollidiert nicht wie befürchtet mit der Influenza-Saison. "Für diesen Fall hatten wir mit einer deutlichen Überbelastung des Gesundheitssystems gerechnet", sagt Redlberger-Fritz. Dennoch werden wieder vermehrt Corona-infizierte Menschen in den Spitälern aufgenommen. Immer wieder kommt es dort auch zu Personalengpässen: "Auch ein großer Teil des Gesundheitspersonals ist aktuell krank und fällt aus – was eine große Belastung für die verbleibenden Kolleginnen und Kollegen im Dienst ist."
Mit vergangenen Versorgungsnotständen und extrem hohen Hospitalisierungszahlen rechnet Redlberger-Fritz dennoch nicht: "95 Prozent der Menschen waren durch eine Infektion oder Impfung bereits mit dem Virus in Kontakt." Im Unterschied zu früher treffe SARS-CoV-2 auf "trainierte Immunsysteme". Gerade Risikogruppen seien aber gut beraten, "nachzusehen, wann die letzte Impfung oder Infektion stattgefunden hat". Liegt der Viruskontakt mehr als zwölf Monate zurück, "sollte man sich unbedingt jetzt auffrischen lassen, da der Schutz vor schweren Verläufen nach dieser Zeit nachlässt".
Auch die Maske darf hervorgeholt werden: "In großen Menschenmengen zum Selbstschutz, und unbedingt dann, wenn man selbst krank ist."
Maske zu tragen kann richtig und wichtig sein
Im Zuge steigender Corona-Infektionszahlen verhängen in Deutschland immer mehr Krankenhäuser eine Maskenpflicht. Schritte, die Redlberger-Fritz für sinnvoll hält: "Vor allem im Gesundheitsbereich ist das eine gute Idee, um Hochrisikopatienten zu schützen."
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Schnelltests seien nur bedingt brauchbar, um eine Infektion nachzuweisen: "Die Schnelltests zeigen erst ein positives Ergebnis an, wenn man schon sehr viel Virus ausscheidet. Man kann die Aussagekraft durch häufigeres Testen mit einigen Stunden Abstand dazwischen erhöhen." Testen sollte man allerdings nur bei Symptomen. "Ohne Symptome macht ein Schnelltest keinen Sinn – und die Aussagekraft einer PCR-Testung (ist über den/die Hausarzt/Hausärztin möglich, Anm.) ist nach wie vor die beste."
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