Die Gesamtzahl an Covid-19-Infektionen aber steigt und der Lungenfacharzt Arschang Valipour schrieb kürzlich auf der Plattform X (vormals Twitter): „Seit Langem wieder einmal in Summe 20 Patientinnen bzw. Patienten mit Covid-19 in der Klinik Floridsdorf stationär und isoliert.“ Auch außerhalb der Spitäler sind derzeit viele Verläufe sehr langwierig, die Betroffenen ernstlich krank.
Die gute Nachricht: Bei den Sterbefällen zeigt sich derzeit „nichts Auffälliges“, heißt es bei der Statistik Austria. In der Kalenderwoche 40 (bis 8. 10., aktuellste Daten derzeit) gab es in der Altersgruppe „65 Jahre und älter“ 1.307 Sterbefälle – dasselbe Niveau wie 2018 oder 2019. 2022 waren es 1.606.
Andere Vorzeichen in dieser Saison
2020 und 2021 begann um diese Jahreszeit ein massiver Anstieg der Covid-Sterbefälle. Auch im Herbst/Winter 2022/23 waren die Sterbezahlen durch Covid – und durch eine starke Grippewelle – deutlich erhöht. Bei 6.317 Personen war 2022 Corona die Todesursache. Nur an Herz-Kreislauf-Leiden und Krebs starben mehr Menschen.
In der ersten Wintersaison nach dem formellen Ende der Pandemie in Österreich am 1. Juli „sind die Vorzeichen ganz andere als in den Jahren davor“, sagt die Virologin Monika Redlberger-Fritz vom Zentrum für Virologie der Med-Uni Wien. „Wir haben jetzt eine sehr gute Grundimmunität in der Bevölkerung.“ Zwar werde es so wie bei der Grippe auch künftig in epidemischen Wellen eine Übersterblichkeit geben, Kommt es zu keinen großen Veränderungen der Corona-Varianten, ist aber ein Rückgang der Sterblichkeit zu erwarten. „Das künftige Ausmaß kann man derzeit noch nicht vorhersagen.“
Ist Covid mittlerweile wie eine Erkältung?
Der Virologe Christian Drosten sagte in der Zeit, wegen der robusten Immunität durch Impfung und Infektion sei Covid jetzt für die meisten Menschen „wie eine Erkältung – oder manchmal wie eine Grippe“. Der neue Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI), Lars Schaade, ist, ebenfalls in der Zeit, zurückhaltender: „Über das Wort Erkältung kann man streiten. Sars-CoV-2 hat Eigenschaften, die das Virus von normalen Erkältungsviren unterscheidet: Es kann Long Covid auslösen, kleine Blutgefäße beeinträchtigen oder auch Mikrothromben auslösen.“
„Ich würde Corona nicht mit einer Erkältung vergleichen“, betont auch Redlberger-Fritz. „In vielen Fällen verläuft eine Infektion zwar wie eine Erkältung, aber es ist eine Multisystemerkrankung, die auf alle Organsysteme übergreifen kann.“
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Auch die Grippe und Corona seien zwei grundlegend verschiedene Erkrankungen. „Die Influenza kann zwar schwer verlaufen, sie bleibt aber primär eine respiratorische Erkrankung“, also der Atemwege, betont die Virologin. Corona hingegen könne alle Organe befallen. Deshalb könne es neben den Atemwegsymptomen auch zu anderen Beschwerden kommen – derzeit werden sehr häufig Magen-Darm-Probleme gemeldet, aber auch Long Covid oder der Gehirnnebel („Brain Fog“) sind Beispiele dafür.
Zwar steigt auch nach einer Grippe-Infektion das Risiko für einen Herzinfarkt. „Aber bei Corona ist es das Virus selbst, das den Anstoß für die Gefäßverschlüsse gibt. Bei Influenza sind es die Reaktionen auf die Infektion, die in den Gefäßen ablaufen.“
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