Coronavirus: Warum es noch dauert, bis es ein Medikament gibt

Immer mehr positive Coronavirus-Tests in Österreich
Entwicklung von neuen Arzneien läuft auf Hochtouren: Forscher verfolgen mehrere Ansätze, aber das braucht Zeit.

Die Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus nehmen weiterhin zu – und weltweit wird intensiv an an Wirk- oder Impfstoffen zur Bekämpfung geforscht. Denn je mehr Infizierte sowie deren Kontaktpersonen in Quarantäne geschickt werden, desto größer könnten die Auswirkungen auf die Wirtschaft sein.

Derzeit kann die Lungenkrankheit COVID-19, die durch das Virus ausgelöst wird, nur unterstützend behandelt werden, da bisher kein direkt das Virus bekämpfender Wirkstoff existiert.

Prognosen sind schwierig

Wann dies frühestens realisiert werden könnte? Da will kein Experte eine Prognose abgeben. Den Hintergrund erklärt Virologe Christoph Steininger von der MedUni Wien: „Ein Wirkstoff muss für den Patienten wirksam sein, darf aber nicht schädigen.“

Sogar wenn es in absehbarer Zeit dazu käme, wie das Deutschlands Innenminister Horst Seehofer („bis Jahresende“) oder israelische Forscher („wenige Wochen“) in der Jerusalem Post erwarten: Die nötige klinische Prüfung wirkt immer verzögernd, betonte der deutsche Virologe Christian Drosten von der renommierten Medizinischen Universität Charité in Berlin. Er rechnet frühestens im Sommer 2021 mit einer Verfügbarkeit.

Neue Medikamente: 15 Jahre Entwicklungszeit

Grundsätzlich dauert eine Arzneimittel-Entwicklung bis zu 15 Jahre, betont man beim Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG). Aber: "Nachdem der offenbar in Medienberichten genannte Kandidat schon deutliche Schritte in der Entwicklung hinter sich gebracht hat, ist von einer weitaus kürzeren Entwicklung zu rechnen." Üblicherweise dauert die Phase der klinischen Testung einige Jahre und die Zulassung knapp unter einem Jahr.

In einem "Notfall" wie hier werden sowohl die entwickelnde Firma, als auch die Europäischen Arzneimittelbehörde EMA, die in der EU für Medikamentenzulassungen zuständig ist, alles daran setzen diese Entwicklung soweit wie möglich zu beschleunigen. Roland Achatz, Sprecher der BASG: "Klar ist, dass es eine Zulassung aber nur dann geben kann, wenn sich Wirksamkeit und Sicherheit als positiv herausstellen. Zeitprognose geben wir keine ab."

Ansätze, um Virus-Vermehrung zu verhindern

Im Moment werden verschiedene, zum Teil vielversprechende Ansätze in Studien erprobt. Steininger: „Man versucht bei antiviralen Wirkstoffen im Grunde, das Virus an der Vermehrung zu hindern. Dafür kommen mehrere Mechanismen in Frage.“ Einer sei etwa, das Virus überhaupt daran zu hindern, an einer Wirtszelle anzudocken.

Ein anderer Ansatz versuche die Vermehrung durch Kappen einer anderen Verbindung – jener zwischen Virus und Rezeptor – zu stoppen. „Andere wiederum versuchen, die Reproduktion des Virus anders zu unterbrechen.“

Auch wenn man bei verwandten Viren auf Ähnlichkeiten eingehen könne: „Es ist meistens sehr viel neue Forschung nötig. Jedes Virus hat seine sehr speziellen Eigenschaften.“

Österreicher Penninger forscht erfolgreich

Zu den Forschungsansätzen zählt ein Wirkstoff, den der österreichische Forscher Josef Penninger mit seinem Team entwickelte. Basis ist eine Entdeckung, die Penninger vor fünfzehn Jahren beim SARS-Coronavirus machte.

Das neue Coronavirus nützt den gleichen Mechanismus, um mittels eines Enzyms an Körperzellen anzudocken, wie das SARS-Coronavirus. Derzeit wird das so entwickelte Präparat an rund zwanzig Patienten in China getestet. Bis Ergebnisse vorliegen, wird es aber noch einige Wochen dauern, sagte Penninger Ende Februar zum KURIER.

Ebola- und HIV-Arzneien

Einige Forscher setzen auch bereits existierende Wirkstoffe für Testreihen ein. Bei etwa tausend Patienten in Asien versucht man es mit dem Wirkstoff Remdesivir, der gegen Ebola-Infektionen zum Einsatz kam. Auch die Kombination aus zwei Präparaten gegen HIV und einem Grippemittel soll bei einer Thailänderin zur Virenminimierung beigetragen haben.

 

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