Coronavirus-Stichprobentest: Nur der Zufall entscheidet
Bei der geplanten Stichprobenuntersuchung von 2.000 Österreichern auf eine Infektion mit dem Coronavirus regiert der Zufall. Auch wenn die Bereitschaft zur Teilnahme groß ist und sich beim federführenden Sozialforschungsinstitut SORA schon Dutzende Freiwillige gemeldet haben, "müssen wir uns streng an die Zufallsauswahl halten, damit wir nicht verzerren", sagte Florian Oberhuber von SORA zur APA.
Durchgeführt wird die Studie im Auftrag des Wissenschaftsministeriums von SORA, das die Auswahl der Stichprobe sowie die Auswertung vornimmt, in Zusammenarbeit u.a. mit dem Roten Kreuz und der Medizinischen Universität Wien. Die Regierung sagte am Montag, Ergebnisse würden am kommenden Montag vorliegen, seitens SORA sprach man heute von Ergebnissen "voraussichtlich Mitte kommender Woche". Derzeit sei noch unklar, wie lange es dauert, bis alle Tests ausgewertet sind.
Wissenschaftsminister Faßmann erklärt die Stichprobentests
Sorgfältige Zufallsauswahl
Üblicherweise verwendet das Sozialforschungsinstitut für Umfragen eine Stichprobengröße von 1.000 Teilnehmern, für die Coronavirus-Testungen sei man auf 2.000 Teilnehmer gegangen. "Noch wichtiger als die Größe der Stichprobe ist aber, dass es wirklich eine sorgfältige Zufallsauswahl ist und wir keine systematischen Verzerrungen drinnen haben", so Oberhuber. Es handelt sich also um keine Quotenstichprobe, die etwa zur Hälfte aus Männern und Frauen besteht oder bestimmte Altersvorgaben macht. "Es ist tatsächlich eine zufällige Auswahl aus öffentlichen Telefonverzeichnissen - der Zufall ist das Grundprinzip", sagte der Experte. Eine Vorgabe gibt es allerdings: Die Zahl der Studienteilnehmer pro Bundesland entspricht genau dem Verhältnis der jeweiligen Landesbevölkerung zur Gesamtbevölkerung.
Telefonische Verständigung
Per Zufall ausgewählt werden Haushalte. Diese werden von der Auswahl vorab telefonisch verständigt. Pro Haushalt wird aber nur eine Person getestet, unabhängig davon, ob diese schon einmal getestet wurde oder Symptome zeigt. Die Regel dabei ist, dass jene Person zum Zug kommt, die als nächstes Geburtstag hat, das sei ein "verbreitetes Verfahren", so Oberhuber, der betont, dass die Teilnahme freiwillig sei.
Die Tests werden von 1. bis 3. April von Mitarbeitern des Roten Kreuzes durchgeführt, die mit einem Wattestäbchen einen Abstrich aus dem Mundbereich machen. Dieser Abstrich wird dann von der Medizinischen Universität Wien mit dem derzeit üblichen sogenannten PCR-Test, der direkt nach dem Erbgut von SARS-CoV-2 sucht, analysiert.
Der Test ist anonym organisiert, die durchführenden Institutionen können zu keiner Zeit ein Testergebnis einem Haushalte bzw. einer Testpersonen zuordnen. Nur im Fall eines positiven Tests wird der jeweilige Teilnehmer von den Gesundheitsbehörden informiert, negative Testergebnisse können nicht abgefragt werden.
Als Ergebnis der Studie gebe es "zwei sehr wesentliche Kennzahlen", sagte Oberhuber. Das eine sei die Prävalenz, also der Anteil der Infizierten an der österreichischen Bevölkerung im Testzeitraum. Derzeit werde vermutet, dass dieser Anteil zwischen 0,3 und zwei Prozent liegt, nach der Testung werde man diesen Anteil besser kennen. Dadurch könne man auch die Dunkelziffer besser abschätzen, also wie viele eine Infektion gar nicht bemerken, weil sie sich nicht krank fühlen. Für die Prävalenz wird es auch eine Schwankungsbreite geben - wie groß diese ist, hänge von der Zahl ab: Wenn sie zwei Prozent beträgt, liegt laut Oberhuber die Schwankungsbreite in der Größenordnung von plus/minus 0,6 Prozent.
"Mehr Licht ins Dunkel bringen"
Ab kommenden Montag (6.4.) werden die Testteilnehmer zudem telefonisch nach Symptomen, also etwa Schnupfen, Fieber, Zeitpunkt des Auftretens, Dauer, usw. und soziodemographischen Informationen befragt. Hintergrund ist die Erfahrung aus anderen Ländern, dass ein Teil der Infektionen so milde verläuft, dass man eine Infektion gar nicht bemerkt. "Da wollen wir mehr Licht ins Dunkel bringen", sagte Oberhuber. Befragt werden alle Teilnehmer, unabhängig vom Testergebnis.
Kommentare