Corona-Impfstoff für Kleinkinder kurz vor Zulassung in den USA

Bewusstsein für wichtige Masernimpfung soll gestärkt werden
Am Mittwoch diskutieren Experten der US-Arzneimittelbehörde FDA die Wirksamkeit der Kleinkinder-Impfstoffe von Pfizer sowie Moderna.

Bereits im Vorfeld hatte die US-Regierung angekündigt, mit den ersten Impfungen von Babys und Kleinkinder gegen SARS-CoV-2 ab dem 21. Juni beginnen zu können. Voraussetzung sind freilich die erwarteten Genehmigungen der Arzneimittelbehörde FDA und eine entsprechende Empfehlung der Gesundheitsbehörde CDC.

Diesen Mittwoch (US-Ortszeit) erfolgt der erste Schritt in diese Richtung: Heute tagen die Experten der US-Arzneimittelbehörde FDA und beraten die Wirksamkeit der Impfstoffe für Kinder unter fünf Jahren von Pfizer sowie Moderna.

Bei Moderna handelt es sich um zwei Impfstoff-Dosen mit je 25 Mikrogramm mRNA, die im Abstand von 28 Tagen gespritzt werden. Also um je ein Viertel der für Erwachsenen vorgesehenen Dosis. Die Immunantwort fiel trotz der geringeren Dosis ebenso stark aus wie bei Erwachsenen, hatte das Unternehmen verkündet. Die Daten, die heute in einem Gremium der FDA diskutiert werden, beruhen auf einer Studie mit insgesamt 6.700 Kindern. Die Wirksamkeit des Impfstoffs betrug laut der Studie während der Omikron-Welle für die ganz Kleinen 51 Prozent (sechs Monate bis 2 Jahre) sowie 37 Prozent für die 2 bis 5-Jährigen. Diese Wirksamkeitsschätzungen sind laut dem Unternehmen vergleichbar mit der Impfstoffwirksamkeit bei Erwachsenen gegen Omikron nach zwei Dosen.

Nicht nur in den Vereinigten Staaten wartet der US-Pharmariese Moderna auf die Zulassung - auch in der EU beantragte Moderna die Erweiterung der Zulassung für Kinder im Alter von sechs Monaten bis fünf Jahre.

Biontech setzt auf drei Stiche bei den Kleinsten

Auf ein anderes Impfstoffschema setzt Konkurrent Pfizer/Biontech, dessen Studienstart unglücklich verlief. Zur Erinnerung: Biontech/Pfizer hatten in einer ersten Studie zwei Dosen mit je drei Mikrogramm bei Kindern im Alter von sechs Monaten und fünf Jahren getestet. Bei Kleinkindern im Alter von zwei bis fünf Jahren führte die zweimalige Impfung jedoch nicht zu einer ausreichenden Immunantwort, wie im Dezember bekannt gegeben wurde. Nur bei Kindern unter zwei Jahren war das zwei-Dosen-Impfschema erfolgreich.

Daraufhin erweiterten die Pharma-Partner ihre Studie um einen Booster: Die Kinder unter 5 wurden also mit drei Stichen zu je 3 Mikrogramm mRNA geimpft, also je einem Zehntel der Erwachsenen-Dosis. Die dritte Dosis wurde mindestens zwei Monate nach der zweiten Dosis verabreicht.

Im Gegensatz zu den zwei Stichen zeigte dieses Modell Erfolg: Die Wirksamkeit des Impfschemas liege laut Unternehmen bei 80,3 Prozent. Die Daten stammen aus einer Studie mit 1.678 geimpften Kleinkindern: Auch diese Studie wird heute von den FDA-Experten debattiert.

Beide Impfstoffe wurden gut vertragen, keine neuen Impf-Nebenwirkungen beobachtet.

Kinder vor Pims und Long Covid schützen

Neben der Wirksamkeit und einer guten Verträglichkeit geht es bei der Frage, ob Kinder unter fünf Jahren geimpft werden soll, auch um mögliche Folgen einer Infektion mit dem Coronavirus: So können Kinder drei bis vier Wochen nach ihrem akuten Covid-19-Infekt an Pims erkranken, einem schwer entzündlichen Krankheitsbild.

Die Ursache der Entstehung ist unklar und auch zur Häufigkeit gibt es derzeit keine verlässlichen Daten: Studien sprechen von einem Fall auf 2.000 infizierte Kinder. In vielen Fällen geht Pims mit einer Schocksymptomatik und einer vorübergehender Herz-Kreislauf-Insuffizienz einher.

Auch Long Covid kann Kinder betreffen – bei jedem vierten Kind, das sich mit Covid-19 infiziert und Symptome hatte, können Langzeitfolgen auftreten, wie eine Überblicksstudie zeigt. Von rund 80.000 Kindern aus 21 internationalen Studien entwickelten 25 Prozent der Null- bis 18-Jährigen Symptome, die mindestens vier bis zwölf Wochen andauerten oder die innerhalb von zwölf Wochen nach Infektion auftraten (Die Studie kann hier auf Englisch nachgelesen werden).

Am Mittwoch veröffentlich die britische Statistikbehörde ONS aktuelle Daten zu Long Covid bei Kindern: Jeder 50. Volksschüler berichtet in England über anhaltende Beschwerden wie Geruchs- und Geschmacksverlust, die zwölf Wochen oder länger das Leben der Kinder beeinträchtigte.

Zuletzt gab es Berichte aus Taiwan und Japan, wonach auffällig viele Kinder dort an schweren Corona-Infektionen leiden: Sieben der schwer erkrankten Kinder starben, darunter fünf, die eine Gehirnentzündung (Enzephalitis) entwickelten. Laut einer Studie aus 2021 sind Gehirnentzündungen, die durch SARS-CoV-2 ausgelöst werden, vergleichsweise selten, allerdings mit einer relevanten Sterblichkeit verbunden.

Zuletzt mehrten sich die Hinweise, dass die mysteriösen Hepatitisfälle bei Kindern durch SARS-CoV-2 ausgelöst wurden und nicht durch Adenoviren: Eine US-Fallstudie sowie eine aus Israel stellen einen Zusammenhang zwischen Covid-19 und der anschließenden Entwicklung einer autoimmunen Lebererkrankung mit akutem Leberversagen her. Wenn das stimmen sollte, dann würde es sich um eine Long-Covid-Leber bei den erkrankten Kindern handeln.

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