Booster nur mit mRNA-Impfstoffen: Warum das so ist und wer jetzt drankommt
Seit Montag ist die dritte Impfung durch die EMA zugelassen. Wer sich jetzt schon impfen kann und welche Impfstoffe infrage kommen.
Für wen ist die dritte Impfung sinnvoll? Wann soll sie erfolgen?
Das Nationale Impfgremium (NIG) hat die dritte Impfung bereits vor einiger Zeit für Risikopatienten, Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeheimen sowie Personen ab 65 Jahren sechs bis neun Monate nach der zweiten Impfung empfohlen. Diese Empfehlung gilt auch für Menschen, die einem erhöhten Ansteckungsrisiko ausgesetzt sind, etwa Gesundheitspersonal. Allen anderen, gesunden Menschen wird die Auffrischung frühestens neun bis 12 Monate nach der zweiten Impfung empfohlen.
Warum werden mRNA-Impfstoffe empfohlen? Was heißt das für jene, die Astra Zeneca erhalten haben?
In Österreich erfolgen die Drittimpfungen derzeit ausschließlich mit den mRNA-Impfstoffen von Biontech/Pfizer und Moderna – diese Empfehlung entspricht auch der EMA-Zulassung. "Die Daten zu den mRNA-Impfstoffen sind sehr gut, sie bieten einen sehr potenten und sehr stabilen Impfschutz. Das zeigen auch Studien, in denen heterolog geimpft wurde, also nach zwei Dosen Astra Zeneca die dritte Impfung mit einem mRNA-Impfstoff erfolgte", sagt Ursula Wiedermann-Schmidt, Leiterin des NIGs. Wer die ersten beiden Male mit Astra Zeneca geimpft wurde, soll bereits nach sechs bis neun Monaten zur Auffrischungsimpfung. Jene, die mit Johnson & Johnson geimpft wurden, erhalten nun ebenfalls eine Auffrischung mit einem mRNA-Impfstoff oder eine erneute Dosis mit Johnson & Johnson.
Ist es sinnvoll, die Impfstoffe zu mischen?
Das NIG empfiehlt für die dritte Impfung einen mRNA-Impfstoff. Ob jener von Moderna oder der von Biontech/Pfizer, spielt für Wiedermann-Schmidt keine Rolle, beide seien gleich gut, um den Impfschutz aufzufrischen. Einzelne Ärzte sprechen sich laut KURIER-Informationen für ein heterologes Impfen aus, also den Wechsel des mRNA-Impfstoffs – z. B. nach zweimal Biontech/Pfizer einmal Moderna. Eine generelle Empfehlung der Ärztekammer dazu gibt es laut Rudolf Schmitzberger, Impfreferent der Kammer, nicht. "Wir halten uns an die Empfehlungen des Impfgremiums. Die Drittimpfung muss nicht heterolog erfolgen." Laut Wiedermann-Schmidt gibt es keine wissenschaftlichen Daten, die eine Kombination der beiden mRNA-Impfstoffe stützen.
Warum gab es schon Drittimpfungen vor der EMA-Zulassung?
"Wir haben bereits vor der Zulassung durch die EMA eine Impfempfehlung herausgegeben, wenngleich vorrangig für Risikopatienten, vor allem Immunsupprimierte. Bei ihnen hat man gesehen, dass zwei Dosen nicht immer ausreichend sind, sodass die dritte Impfung – anders als bei Gesunden – keine Auffrischung, sondern Teil der Grundimmunisierung ist", sagt Wiedermann-Schmidt. Für immungeschwächte Personen hat die EMA nun den dritten Stich als Teil der Grundimmunisierung bereits 28 Tage nach der zweiten Dosis zugelassen.
Soll vor der Drittimpfung der Antikörperspiegel gemessen werden?
Nein, sagt Wiedermann-Schmidt. "Nach wie vor kennen wir das Schutzkorrelat nach der Impfung nicht und wissen vor allem nicht, wie hoch der Antikörperspiegel sein muss, um über eine bestimmte Zeit geschützt zu sein. Daher ist es nicht sinnvoll zu messen, ob die Antikörper einen gewissen Wert erreicht haben, sondern die empfohlenen Abstände zur zweiten Impfung einzuhalten." Anders ist dies bei Personen, deren Immunsystem geschwächt ist. Ihnen wird empfohlen, Antikörper bestimmen zu lassen, allerdings um festzustellen, ob die Person überhaupt auf die Impfung angesprochen hat.
Was zeigen Studien aus anderen Ländern?
Die meisten Daten gibt es bisher aus Israel, das Ende Juli als erstes Land weltweit damit begonnen hat, dritte Impfungen zu verabreichen – zunächst an über 60-Jährige, ab Ende August an alle ab 12 Jahren, deren zweite Impfung fünf Monate zurückliegt. 37 Prozent der Bevölkerung sind bereits drei Mal geimpft. Eine Studie im New England Journal of Medicine zeigt, dass die Booster-Impfung älteren Menschen einen deutlich höheren Schutz vor einer Ansteckung und schweren Erkrankung bietet. Das Land erhöhte zudem den Druck auf zweifach Geimpfte: Der Grüne Pass, der den Besuch von Veranstaltungen, Fitnessstudios, Museen, Lokalen oder Unis ermöglicht, gilt nach der zweiten Impfung nur noch sechs Monate. Danach benötigt man entweder die dritte Impfung oder muss sich testen.
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