In 443 unterschiedlichen Berufen waren jene neun Millionen Menschen tätig, deren Daten aus ihren Sterbeurkunden jetzt von Wissenschafterinnen und Wissenschaftern aus den USA ausgewertet wurden.
Die Daten wurden in der Weihnachtsausgabe des British Medical Journal veröffentlicht. Sie alle waren zwischen dem 1. Jänner 2020 und dem 31. Dezember 2022 verstorben. Von diesen Personen gab es nicht nur Angaben über ihre Erkrankungen und die Todesursache, sondern auch über ihren Beruf. Das Team wollte ermitteln, in welchen Berufen es den geringsten Anteilen an Todesfällen als wahrscheinliche Folge einer Alzheimer-Krankheit gibt bzw. wo diese Erkrankung zumindest eine Mitursache des Todes ist.
"Unter allen Berufen haben Taxi- und Krankenwagenfahrer, die häufig Aufgaben im Navigieren und räumlicher Orientierung erfordern, den niedrigsten Anteil an Todesfällen, die Alzheimer zugeschrieben werden", heißt es in der Studie. Die Alzheimer-Krankheit selbst führt aber nicht direkt zum Tod, heißt es bei der Deutschen Alzheimer-Gesellschaft: "Die häufigste Todesursache ist eine Infektionskrankheit wie eine Lungenentzündung oder eine Entzündung der Harnwege."
Von 8.972.221 Verstorbenen mit Angaben zum Beruf wurde bei 3,88 Prozent (348.328 Personen) die Alzheimer-Krankheit als (mitwirkende) Todesursache angegeben. Das Forschungsteam bereinigte die Daten um Einflüsse durch das Geschlecht, die Bildung oder das Sterbealter.
Das Ergebnis: Die niedrigsten Raten an Alzheimer-bedingten Todesursachen hatten Rettungs- und Taxifahrer:
- Bei Krankenwagenlenkern starben nur 0,91 Prozent an einer mit Alzheimer in Zusammenhang stehenden Todesursache,
- bei den Taxifahrern waren es 1,03 Prozent.
Bei anderen Transportberufen zeigte sich der positive Effekt nicht: Flugzeugpiloten und Schiffskapitäne wiesen sogar sehr hohe Sterblichkeitsraten bei Alzheimer auf.
Flugzeugpiloten und Schiffskapitäne rangierten von 443 Berufen auf Platz 4 und 23 der höchsten (bereinigten) Alzheimer-Sterblichkeit, Busfahrer waren mit Platz 263 im Mittelfeld.
Der Grund für diese Unterschiede liegt laut den Studienautoren in der unterschiedlichen Navigationsart: Bei Linienbussen, Schiffen und Flugzeugen sind die Routen (weitgehend) vorgegeben, bei Taxis und Krankenwagen wird das Gehirn aber bei jeder Fahrt mit komplett neuen Routen herausgefordert.
Interessanterweise zeigte sich die niedrigere Alzheimer-bedingte Sterblichkeit bei anderen Formen der Demenz nicht.
Die ständige räumliche Navigation der Rettungs- und Taxifahrer dürfte zum Aufbau einer großen "kognitiven Reserve" führen. Damit wird die Fähigkeit des Gehirns bezeichnet, Schädigungen auszugleichen, zu improvisieren und alternative Wege zu finden, um eine Aufgabe zu erledigen. Zum Aufbau dieser kognitiven Reserve trägt u.a. eine umfassende Bildung, die Komplexität der Berufstätigkeit oder Mehrsprachigkeit bei.
Die Personen, deren Daten für diese Studie ausgewertet wurden, waren zu einer Zeit berufstätig, in der es noch keine Navigationssysteme in den Fahrzeugen gab.
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