Autoimmun-Erkrankung Lupus: Erste Erfolge mit neuer Zelltherapie

Autoimmun-Erkrankung Lupus: Erste Erfolge mit neuer Zelltherapie
Deutsche Forscher haben fünf Betroffene mit gentechnisch veränderten Abwehrzellen behandelt.

Forschende aus Deutschland haben erstmals erfolgreich fünf Betroffene der Autoimmunerkrankung Lupus erythematodes mit einer CAR-T-Zelltherapie behandelt. Bereits drei Monate nach der einmaligen Anwendung wurde eine deutliche Besserung der Symptome beobachtet, die über einen längeren Zeitraum anhielt. Die Ergebnisse der Studie wurden im Fachjournal Nature Medicine veröffentlicht.

Bei systematischen Lupus erythematodes (SLE) handelt es sich um eine chronisch-entzündliche Autoimmunerkrankung, die nahezu alle Organsysteme betreffen kann. Anstatt nur Antikörper gegen fremde Zellen und Erreger zu produzieren, bilden die B-Zellen der Patientinnen und Patienten auch Autoantikörper, die sich gegen die Zellkernbestandteile körpereigener Zellen richten. SLE, der vor allem Frauen betrifft, führt zu vielseitigen Symptomen und kann für die Betroffenen sogar lebensbedrohlich sein.

Die Forschenden um Georg Schett von der Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen-Nürnberg haben fünf zuvor behandlungsresistente SLE-Patientinnen und Patienten mit eigenen, im Labor aber gentechnisch modifizierten T-Zellen behandelt. Diese sogenannten CAR-T-Zellen zerstören gezielt die krankheitserregenden B-Zellen. Neben einer beinahe gänzlichen Eliminierung der B-Zellen beschreiben die Forschenden eine Verbesserung der klinischen Symptome und eine Normalisierung der Laborparameter.

In früheren Jahrhunderten verglich man die Narben, die nach dem Abheilen der Hautschäden verblieben, mit Narben von Bissen eines Wolfes (lateinisch Lupus). Heute sind solche Narben selten. Erythematodes bedeutet  errötend und leitet sich von den schmetterlingsförmigen Hautrötungen im Gesicht ab.

Anhand international anerkannter Kriterien wurde drei Monate nach der CAR-T-Zell-Therapie bei allen fünf Betroffenen eine Verbesserung der SLE beobachtet. Während einer längeren Nachbeobachtungsperiode von etwa acht Monaten konnte die Abschwächung der Symptome, eine sogenannte Remission, arzneimittelfrei aufrechterhalten werden. Laut der Studie haben die Patientinnen und Patienten die Therapie gut vertragen. Lediglich ein mildes Zytokin-Freisetzungssyndrom, eine Entzündungsreaktion des Körpers, die sich beispielsweise durch Fieber äußert, trat auf.

Offen bleibt, inwieweit sich die Therapieerfolge auch auf eine größere Gruppe von Betroffenen übertragen lässt, ob die Therapie auch für SLE-Patientinnen und Patienten mit fortgeschrittener Krankheit geeignet ist und inwiefern die Eliminierung der Antikörper-produzierenden B-Zellen langfristig ein Risikofaktor für die Behandelten darstellt.

Von einem "wegweisenden Durchbruch in der zelltherapeutischen Behandlung von Autoimmunerkrankungen" spricht in einer ersten Stellungnahme für das Sciencemediacenter Evelyn Ullrich, Leiterin der Experimentellen Immunologie an der Johann Wolfgang Goethe-Uni Frankfurt. 

"Systemischer Lupus erythematodes (SLE) ist eine schwere Autoimmunerkrankung. Zusätzlich zum Einsatz von immunsuppressiven Medikamenten, konnten Behandlungen entwickelt werden, die gezielt die B-Zellaktivität hemmen, zum Beispiel durch den Einsatz von monoklonalen Antikörpern. Allerdings sprechen nicht alle Patientinnen und Patienten auf diese Antikörper-Therapie an, und genau für diese könnte die Therapie mit CAR-T-Zellen erfolgversprechend sein, wie die aktuellen Daten aus Erlangen eindrucksvoll zeigen.“  

Bereits 2021 wurde die CAR-T-Zell-Therapie erstmals erfolgreich bei einer Patientin eingesetzt, die an einer therapieresistenten Form von Lupus erkrankt war.

Ullrich sieht eine "realistische Chance", dass diese Zelltherapie auch auf eine größere Gruppe von Patientinnen und Patienten übertragbar sein könnte.

Der Immunologe Thomas Dörner von der Charité - Universitätsmedizin Berlin weist darauf hin, dass die vorgestellten Erfolge junge Patienten betreffen, "bei denen die Erkrankungsdauer sehr begrenzt ist. Die Gruppe stellt schon eine repräsentative Gruppe an Patienten dar, aber sie sind im Schnitt viel jünger, als die große Gruppe, die wir bei uns betreuen. Bei älteren SLE-Patienten, die aufgrund der Erkrankung über viele Jahre chronische Entzündungen erleiden und häufig Cortisonbehandlungen erhalten haben, kann man die irreversiblen Folgen der Entzündung nicht so zurückdrängen. Darüber hinaus bleibt zu klären, ob die Therapie auch für SLE-Patientinnen mit fortgeschrittener Krankheit geeignet ist." Insgesamt sei er aber sehr enthusiastisch, was die Ergebnisse betrifft.

"Für eine endgültige Beurteilung fehlen Langzeitdaten", sagt Falk Hiepe, Rheumatologe an der Charité - Universitätsmedizin Berlin.  "Der Beobachtungszeitraum in dieser Studie liegt zwischen 3 bis 15 Monaten. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass der Therapieerfolg über lange Zeiträume anhalten kann. Deshalb ist die Langzeitbeobachtung dieser Patienten extrem wichtig. Eine Wiederholung der Therapie in regelmäßigen Abständen kann ich mir aktuell nicht vorstellen, aber eine Wiederholung bei einem erneuten Schub wäre denkbar." Das Nutzen-Wirkungs-Profil der Therapie sei sehr überzeugend.

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