Ein Fall für Dr. House: Die komplizierteste Krankheit der Welt

Bei der Erkrankung Lupus erythematodes richtet sich das Abwehrsystem gegen den eigenen Körper, etwa gegen die weißen Blutkörperchen (Bild)
Weltkongress über das Leiden mit vielen Gesichtern in Wien.

Es ist ein wiederkehrendes Element in mehreren Folgen der Fernsehserie Dr. House: Der Verdacht auf "Lupus" – gemeint ist die Autoimmunerkrankung Lupus erythematodes, bei der sich das Immunsystem gegen den eigenen Körper richtet und Entzündungsreaktionen auslöst. Sehr oft wird sie in der Serie als Verdacht angenommen – die Diagnose ist dann aber nie zutreffend: "It’s not Lupus", sagt dann Dr. House.

"Man denkt halt immer zuerst an das Komplizierteste, wenn etwas nicht klar auf der Hand liegt", sagt dazu der echte Lupus-Spezialist Univ.-Prof. Josef Smolen, Leiter der Uni-Klinik für Innere Medizin III der MedUni Wien am AKH Wien. "Und Lupus ist in der Tat die komplizierteste Krankheit der Welt. Sie kann alle Organe, Gelenke und Muskeln treffen – es gibt kein Organsystem, das nicht befallen sein kann." Dies sei etwas ziemlich Einzigartiges: "Man könnte auch sagen, die Atherosklerose (Gefäßverkalkung, Anm.) ist kompliziert – ist sie auch, aber sie zerstört nicht die roten Blutkörperchen oder die Blutplättchen und macht auch keine roten Flecken auf der Haut. Oder Diabetes – auch er ist sehr sehr kompliziert, aber auch er zerstört keine Blutkörperchen und führt zum Beispiel zu keiner Überaktivität der Milz."

Es gebe auch keine Krankheit, die ein so breites Bild an unterschiedlichen Erscheinungsformen habe.

Viele Symptome

Typisch seien starke Ausschläge unter Sonnenbestrahlung. Auch viele kleine offene Stellen im Mund (Aphthen) – "sie müssen gar nicht schmerzhaft sein" – seien für die Frühphase typisch. Ebenso wie ein übermäßiger Haarausfall, Auffälligkeiten im Blutbild, generell vielfältige Formen von Ausschlägen sowie Finger, die in der Kälte blau oder weiß werden – "aber das alles kann auch andere Ursachen haben". Häufig ist das "Schmetterlingserythem" – eine Rötung des Gesichts, deren Form an einen Schmetterling erinnert.

Ein Fall für Dr. House: Die komplizierteste Krankheit der Welt
BILD zu OTS - Investitionen in die Rheumatherapie sind eine volkswirtschaftliche Notwendigkeit. Im Bild: Prim. Univ. Prof. Dr. Josef Smolen (Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Rheumatologie und Rehabilitation) bei der heutigen Pressekonferenz in Wien http://81.223.9.93/cgi-bin/ImageFolio4/imageFolio.cgi?direct=Rheuma
Diese Vielfalt mache aber auch Studien mit Medikamenten extrem schwierig: "Wenn wir keinen Erfolg mit einem Wirkstoff sehen, wissen wir nicht: War das Medikament nicht das richtige, oder waren einfach die Krankheitsformen der Patienten so unterschiedlich?"

Junge Frauen betroffen

Rund 8000 bis 10.000 Betroffene gibt es in Österreich. Häufig sind es jüngere Frauen. Die Erkrankung ist bei Frauen neun Mal häufiger als bei Männern. "Wir werden auf dem Kongress in Wien über mehrere neue Therapieansätze diskutieren", so Smolen. "Aber schon heute ist die Prognose für die Patienten viel besser als noch vor 15 bis 20 Jahren. Dank moderner Medikamente, die direkt in den Prozess der Krankheitsentstehung eingreifen, ist die Lebenserwartung heute deutlich höher."

"Neue Therapieansätze haben oft geringere Nebenwirkungen und verbessern so die Lebensqualität", betont auch Univ.-Prof. Georg Stummvoll von der Abteilung für Rheumatologie der MedUni Wien: "Ganz wichtig ist eine frühzeitige Diagnose. Denn unbehandelt kann Lupus eine tödliche Krankheit sein, die im Endeffekt zu Organversagen führen kann. Je früher sie erkannt wird, umso größer sind die Behandlungserfolge."

Woher der Name Lupus kommt

tIn früheren Jahrhunderten verglich man die Narben, die nach dem Abheilen der Hautschäden verblieben, mit Narben von Bissen eines Wolfes (lateinisch Lupus). Heute sind solche Narben selten. Erythematodes bedeutet errötend und leitet sich von den schmetterlingsförmigen Hautrötungen im Gesicht ab.

Weltkongress in Wien

Mehr als 1000 Experten unterschiedlichster medizinischer Fachrichtungen aus mehr als 80 Ländern nehmen vom 2. bis 6.9. am WeltkongressLupus 2015“ teil. Diskutiert werden neue Therapieoptionen und aktuelle Forschungserkenntnisse. Er wird von der MedUni Wien organisiert.

Nähere Informationen zu dem Kongress: lupus2015.org.

Kommentare