„Antigen-Tests bieten eine schnelle und kostengünstige Möglichkeit, das Virus innerhalb kürzester Zeit nachzuweisen und bedeuten damit eine große Erleichterung für die Betroffenen“, sagt Gesundheitsminister Rudi Anschober. „Sie werden eine wichtige Rolle in der Bewältigung der Pandemie spielen.“
Allerdings: „Antigen-Schnelltests erkennen Personen in jener Phase, in der sie besonders infektiös sind oder eine besonders hohe Viruslast haben, sehr gut“, sagt der Linzer Lungenspezialist Bernd Lamprecht. Sie sind quasi „Superspreader-Filter“. „Es sind aber auch falsch negative Testergebnisse möglich“ – die Person ist infiziert, der Test zeigt aber keine Infektion an. „Ob das noch relevant ist oder ob es reicht, die zu finden, die gerade die höchste Viruslast haben, ist noch Gegenstand von Studien.“
„Derzeit müssen wir aber von einem Restrisiko ausgehen“, betont Gregor Hörmann von der Gesellschaft für Laboratoriumsmedizin.
Viele Hersteller geben für die Sensitivität (Anteil der tatsächlich Kranken, die diagnostiziert werden) Werte über 95 Prozent an. Hörmann: „Erste unabhängige Untersuchungen zeigen aber bereits, dass diese Werte im echten Leben nicht immer erreicht werden.“ Selbst bei den besten Schnelltests würden zwei bis zehn Infizierte von 100 Getesteten nicht erkannt, sagt etwa der Chef des deutschen Kassenärzte-Verbandes, Andreas Gassen. „Es können auch noch deutlich mehr sein, wie erste Analysen zeigen“, ergänzt Hörmann: „Wer nur eine geringe Viruslast aufweist, wird im Antigen-Test – im Gegensatz zur PCR– oft nicht erkannt. “ Viele Hersteller hätten ihre eigenen Evaluierungsstudien auf Personen mit hoher Viruslast beschränkt: „Das könnte Unterschiede in den Ergebnissen erklären.“
Diese geringere Sensitivität der Antigen-Tests spreche nicht gegen ihren Einsatz: „Man kann damit viele Hochinfektiöse heraussieben. Man kann aber zum Beispiel nicht als Besucher eines Pflegeheimes glauben, dass nach einem solchen Test keine persönlichen Schutz- und Hygienemaßnahmen mehr notwendig sind. Man darf sich nicht in falscher Sicherheit wiegen.“ Das zeigt auch aus Sicht von US-Experten das Beispiel des Weißen Hauses: Dort werden solche Antigenschnelltests routinemäßig eingesetzt – trotzdem kam es zu vielen Infektionen.
Die Probenentnahme erfolgt wie bei der PCR über Nasen-Rachen-Abstrich durch Fachpersonal. Antigen-Gurgeltests für die Anwendung zu Hause gibt es noch nicht.
Diskussion um PCR-Tests
Die hohe Genauigkeit der PCR-Tests wird aber auch kontrovers diskutiert: Rund ein Viertel der positiv Getesteten sei nicht infektiös, weil die Viruslast zu gering sei, sagt etwa der Innsbrucker Infektiologe Günter Weiss. Deshalb gibt es Überlegungen für eine Schwelle beim PCR-Test – anhand des „Ct-Werts“. Liegt dieser über 30, gilt der Betroffene als höchstwahrscheinlich nicht infektiös. „100-prozentig verlassen kann man sich darauf aber nicht“, heißt es etwa im nö. Landessanitätsstab. In bestimmten Fällen (z. B. positiv Getestete ohne Symptome und ohne Kontakt mit einem Infizierten) ist der Wert zwar laut Gesundheitsministerium schon zu berücksichtigen: „Allerdings variiert er je nach Abstrichqualität und Testdetails.“ Hörmann: „Der Ct-Wert alleine ist nicht die harte Schwelle, die viele erhoffen.“
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