Studie: Bluttest könnte Alzheimer-Diagnose revolutionieren

Studie: Bluttest könnte Alzheimer-Diagnose revolutionieren
Schwedische Forscher verglichen die Aussagekraft verschiedener Diagnoseformen, um die neurodegenerative Krankheit Alzheimer früh festzustellen.

Demenzerkrankungen wie Alzheimer kündigen sich bereits an, bevor Symptome auftreten. Ist es dann soweit, können diese aber häufig von den Betroffenen längere Zeit vertuscht werden. Mit einer möglichst frühen Diagnose gewinnen die von Demenzerkrankungen wie Alzheimer Betroffenen aber wertvolle Zeit. In dieser kann das Fortschreiten - also der Verlust von Gedächtniszellen und damit des Gedächtnisses - mittels Medikamenten verlangsamt werden. 

Die Untersuchung beim Neurologen stellt allerdings häufig eine große Hemmschwelle dar. Dazu kommen diverse bildgebende Verfahren wie MRT, mit der die Struktur des Gehirns untersucht wird. Denn ein typisches Kennzeichen von Alzheimer sind Ablagerungen, sogenannte Plaques, in den Zellen. 

Ein simpler Bluttest könnte diese Hürde verringern, wie nun eine schwedische Studie zeigt. Sie wurde im renommierten Fachjournal Jama Neurology veröffentlicht.

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Spezielles Protein steht im Fokus

Der Fokus lag dabei auf einem Protein namens  p-tau217, das als Biomarker für Veränderungen im Gehirn im Zusammenhang mit Alzheimer bekannt ist. Daher kommt diesem Protein in der Diagnose der Erkrankung besondere Bedeutung zu.

p-tau217 spielt in der Übertragung von Botenstoffen zwischen den Zellen eine wichtige Rolle, um den Transportweg zu stabilisieren. Funktioniert dieser Übertragungsweg nicht, weil das Protein z. B. zu viel Phosphor aufgenommen hat, zerfällt der Transportweg und die Zelle stirbt ab. p-tau217 wird dann als eine Art Abfallprodukt der Zelle abtransportiert und kann in der Folge im Rückenmark festgestellt werden.

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Bluttests noch nicht allgemein verfügbar

Allerdings sind spezielle Bluttests nicht allgemein verfügbar, sie werden vor allem für Forschungszwecke genutzt. Das Team um Nicholas Ashton von der Universität Göteborg untersuchte in der Studie daher einen bereits im Forschungsbereich verfügbaren Test namens ALZpath, mit dem das p-tau217-Protein im Blut gemessen werden kann. Er soll  schon bald kommerziell in Kliniken verfügbar sein soll, wie Ashton CNN health sagte. 

Daten von fast 800 Personen wurden verwendet

Für die Studie analysierten die Forscher Daten aus verschiedenen Studien in den USA, Kanada und Spanien, insgesamt von 786 Personen mit und ohne kognitive Beeinträchtigung.

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In allen drei Studien wurde bei den Patienten entweder eine Lumbalpunktion oder ein Amyloid-PET-Scan durchgeführt, um Anzeichen von Amyloid- und Tau-Proteinen - den Kennzeichen der Alzheimer-Krankheit - zu erkennen. Anschließend verglich das Team die Ergebnisse mit den Resultaten des ALZpath-Bluttests.

Das Rückenmark wird deshalb auf tau-Werte untersucht, weil schon länger bekannt ist, dass diese Werte im Gehirn und Rückenmark bei einer Alzheimererkrankung schon sehr früh ansteigen

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Ergebnisse waren erstaunlich präzise

"80 % der Personen konnten durch einen Bluttest ohne weitere Untersuchungen definitiv diagnostiziert werden", so Ashton. Ihre Studie zeige, dass der Bluttest an Genauigkeit anderen bereits etablierten Tests und Diagnosetools wie etwa Lumbalpunktuationen nicht nachstünden. Mehr noch, zitiert der Guardian die Autoren: Bei der Erkennung von Anzeichen der Alzheimer-Krankheit sei der Bluttest sogar besser als die Beurteilung der Hirnatrophie.

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Ashton glaubt, dass der Test sogar breiter eingesetzt werden könnte, um etwa andere Demenzerkrankungen auszuschließen.

Weitere Forschungen sind nötig

Die Ergebnisse deuten außerdem darauf hin, dass Nachuntersuchungen zur Diagnosefeststellung nicht nötig sein könnten. "Das könnte den Diagnoseprozess in Zukunft erheblich beschleunigen", betont Studienautor Ashton. Er betonte jedoch, dass weitere Forschungen erforderlich seien. "Wir müssen noch mehr Untersuchungen in verschiedenen Gemeinschaften durchführen, um zu verstehen, wie wirksam diese Bluttests bei allen Alzheimer-Patienten sind", sagte er.

 

 

 

 

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