Affenpocken: New York und San Francisco rufen Notstand aus

Impfaktion in New York: Die Nachfrage nach dem Affenpocken-Impfstoff ist größer als das Angebot.
Bereits 1.400 bestätigte Infektionen im Bundesstaat New York. Zu wenig Impfstoff. Spanien meldet zweiten Todesfall.

Angesichts der stark steigenden Zahl von Infektionen mit dem Affenpockenvirus rufen der  US-Bundesstaat New York und San Francisco den Nostand  ("state of emergency") aus. Damit sollen schneller Maßnahmen gegen die Ausbreitung gesetzt werden können, erklärte die Gouverneurin von New York, Kathy Hochul. "Diese Maßnahme erlaubt es uns, schneller auf den Ausbruch zu reagieren und zusätzliche Schritte zu unternehmen, um mehr New Yorker zu impfen." Man müsse zur Eindämmung des Virus "jedes Werkzeug nutzen" und besonders Risikogruppen so gut wie möglich schützen.

Affenpocken: New York und San Francisco rufen Notstand aus

Die Gouverneurin des US-Bundesstaates New York, Kathy Hochul, ruft wegen des starken Anstiegs der Affenpocken-Fälle den Notstand aus.

Dafür werde unter anderem die Kontaktverfolgung intensiviert und mehr Gesundheitspersonal mobilisiert, um Schutzimpfungen zu verabreichen. Außerdem würden die Testkapazitäten ausgebaut. Der Notstand gilt vorerst bis zum 28. August.Vor allem soll es dadurch auch mehr Unterstützung durch die US-Bundesregierung geben.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat bereits vor einer Woche wegen der Ausbreitung dieser Viruserkrankung den globalen Gesundheitsnotstand ausgerufen.

Rund 1.400 Fälle sind bereits im Bundesstaat New York gemeldet worden, davon mehr als 1.100 in New York City. Bei nahezu allen handelt es sich um Männer, die Sex mit anderen Männern haben. Allerdings wurden nach Angaben der US-Gesundheitsbehörde CDC auch bereits Fälle bei Kindern bestätigt.

In San Francisco sind es bisher 261 Fälle, in den USA insgesamt knapp 5.000.

In den kommenden Wochen sollen in den USA 800.000 des Impfstoffes Jynneos des deutsch-dänischen Herstellers Bavarian Nordic durch die Bundesregierung ausgeliefert werden. 80.000 Dosen davon werden an New York City gehen.

Bisher wurden an den Bundesstaat New York mehr als 28.000 Dosen geliefert, San Francisco erhielt 8.200 Dosen.

Sowohl in New York als auch in San Francisco ist die Nachfrage nach dem Impfstoff aber deutlich größer als das Angebot, vor den Impfstellen bildeten sich lange Menschenschlangen.

Zwei Todesfälle in Spanien

Aus Spanien werden jetzt die ersten zwei Todesfälle in Europa gemeldet. Freitagabend kam die Nachricht vom ersten Todesfall, am Samstag dann die vom zweiten. Beide seien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der EU-Kommission gemeldet worden, schrieb das Gesundheitsministerium.

Nach Angaben der zuständigen regionalen Behörden wurden der erste Fall in der Region Valencia im Osten und der zweite in Andalusien im Süden des Landes registriert. Beide Patienten waren demnach mit einer durch die Infektion bedingten Gehirnentzündung in Krankenhäuser eingewiesen worden. Die WHO meldete zum aktuellen Affenpocken-Ausbruch bisher fünf Tote - alle in Afrika.

Das Gesundheitsministerium der Region Valencia teilte mit, der Tod des Patienten dort sei „durch eine infektionsbedingte Enzephalitis (Gehirnentzündung) verursacht“ worden. Der Fall werde weiter „analysiert, um die Ursache endgültig zu bestätigen“. Die Regionalzeitung Levante schrieb am Samstag, es handle sich um einen „etwa 40 Jahre alten Mann“, der auf der Intensivstation in einem Krankenhaus der Stadt Alicante lag.

In Andalusien gab das regionale Gesundheitsministerium am Samstag bekannt, bei dem zweiten Todesopfer handle es sich um einen 31-Jährigen, der mit einer durch die Infektion verursachten Meningoenzephalitis auf die Intensivstation des Universitätskrankenhauses in Córdoba eingeliefert worden sei.

Die Todesfälle könnten möglicherweise auf Vorerkrankungen zurückgehen. Ob Begleiterkrankungen vorlagen, war jedoch in beiden Fällen unklar. Die Zeitung El País schrieb, das medizinische Institut „Instituto de Salud Carlos III“ in Madrid werde Gewebeproben untersuchen, um die Ursache der Todesfälle besser zu verstehen.

Spanien ist eines der von der Infektionskrankheit am stärksten betroffenen Länder weltweit. Bei den bisher etwa 4300 erfassten Fällen habe es etwa 120 Krankenhauseinweisungen gegeben, teilte das Gesundheitsministerium mit. In Deutschland wurden nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) vom Freitag 2595 Fälle erfasst, nur in fünf Fällen seien Frauen betroffen, Fälle bei Kindern seien noch keine bekannt geworden.  Österreich verzeichnete mit Stand 22. Juli (die letzte verfügbare Zahl) 99 Fälle von Affenpocken.

Auch Brasilien meldete am Freitag einen ersten möglichen Todesfall im Zusammenhang mit Affenpocken. Allerdings habe es sich um einen Patienten mit weiteren Erkrankungen gehandelt, teilte das Gesundheitsministerium in Brasília mit.

Angesichts der schnellen Verbreitung der Affenpocken hatte die WHO am vorigen Wochenende die höchste Alarmstufe ausgerufen. Der Ausbruch sei eine „Notlage von internationaler Tragweite“, erklärte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus. Die internationale Verbreitung der Infektionskrankheit ist ungewöhnlich. Bisher war sie im Wesentlichen auf sechs afrikanische Länder beschränkt.

Nach jüngsten WHO-Zahlen wurden bisher weltweit knapp 22 000 Affenpocken-Fälle bestätigt. Besonders betroffen ist demnach die Region Europa mit mehr als 14 000 Fällen.

Die EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides schickte am Mittwoch einen Brandbrief an die zuständigen Minister der EU-Staaten. Die EU sei das Zentrum der entdeckten Fälle, hieß es darin. Angesichts der von der WHO erklärten Notlage sei es unter anderem wichtig, dass die EU-Staaten solide Systeme zur Überwachung der Lage und zum Melden neuer Fälle hätten.

Bei einer Affenpocken-Infektion können Hautausschlag, geschwollene Lymphknoten sowie Fieber, Schüttelfrost und Muskelschmerzen auftreten. In der Regel verläuft die Krankheit nicht tödlich, allerdings wurden am Freitag und Samstag die ersten beiden europäischen Todesfälle in Spanien bekannt. Die Übertragung erfolgt vor allem durch engen körperlichen Kontakt.

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