Forschung: Wölfe versöhnen sich nach Streit, Hunde meiden einander

Der Wolf ist das größte Raubtier aus der Familie der Hunde.
Niederösterreichische Forscher beobachteten den Versöhnungswillen bei Wölfen, aber nicht bei Haushunden.

Wölfe geraten sich öfter in die Haare als Hunde, versöhnen sich danach aber rasch wieder. Hunde hingegen meiden einander nach einem Konflikt, berichten Forscherinnen vom Wolf Science Center (WSC) in Ernstbrunn (NÖ) im Fachjournal Royal Society Open Science. Die Unterschiede entstanden wohl durch die "Haustierwerdung", die Hunde von sozialen Pflichten untereinander entband.

"Versöhnung" haben Verhaltensforscher zunächst bei Schimpansen und dann auch bei vielen anderen Affen, Wildziegen, Delfinen, Fleckenhyänen, Saatkrähen und Raben nachgewiesen. Bei diesen Tierarten suchen die Beteiligten nach einem Konflikt die gegenseitige Nähe, um wieder Frieden zu schließen. Ein Team um Simona Cafazzo und Friederike Range vom WSC und dem Messerli Forschungsinstitut der Veterinärmedizinischen Universität Wien untersuchte nun, wie oft Haushunde und Wölfe streiten, und wie sie sich anschließend verhalten.

Spezifisches Konfliktverhalten

Sie beobachteten dazu jeweils vier Rudel von Wölfen und Hunden, die in Gehegen im Wolfsforschungszentrum leben. In 500 Stunden gab es bei den Wölfen 419 Aggressionen untereinander, bei den Hunden lediglich 55. Während bei den Wölfen aber sechs von zehn Konflikten ohne Körperkontakt etwa durch reines Drohen, Nachlaufen und Hinschnappen gelöst wurden, machten sich die Hunde diese im Regelfall (in neun von zehn Fällen) mit tätlichen Angriffen wie Beißen und Niederstoßen aus.

Die Hunde zeigten in der Studie auch keine Anzeichen von Versöhnung, sondern gingen einander nach einem Streit stets aus dem Weg, berichten die Forscherinnen. Wölfe verbrachten nach einem Konflikt jedoch mehr Zeit miteinander, wobei die Versöhnung meist vom unterlegenen, rangniedrigeren Tier ausging.

Auf Rudel angewiesen

In der Natur sind Wölfe viel mehr auf einander und eine funktionierende soziale Gruppe angewiesen, als Hunde, erklären die Forscherinnen in dem Fachartikel. Wölfe jagen im Rudel, verteidigen ihr Gebiet als Gruppe und ziehen gemeinsam ihre Jungen auf. Hunde müssen sich hingegen eher mit den Menschen gutstellen, als mit Artgenossen. Selbst freilebende Hunde handeln nur im Bedarfsfall gemeinsam. Die Forscherinnen nennen dies "unverbindlich sozial". Deshalb ist die Fähigkeit, sich flott wieder auszusöhnen, für Wölfe viel wichtiger, als für ihre domestizierten Verwandten.

In früheren Studien eines belgischen Teams zeigten aber auch Hunde die Fähigkeit, einander zu versöhnen, so die Forscherinnen. Sie wollen nun herausfinden, unter welchen Umständen die Tiere dazu gewillt sind.

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