Zu viel Marktmacht? Spar-Chef sieht Preisdebatte als "Bashing"

Drexel wechselt in den Aufsichtsrat
Gerhard Drexel kontert Köstinger-Kritik: Der Handel habe sich für die Kooperation mit der Landwirtschaft Dankbarkeit verdient.

Spar-Chef Gerhard Drexel versteht die wieder aufgeflammte Kritik über angeblich niedrige Erzeugerpreise nicht. Er verteidigt die ganze heimische Branche gegen das "Handelsbashing", das nur aus einer "Parallelwelt" stammen könne, wie er gegenüber der APA kritisierte. Drexel begrüßt aber die schon länger geplante Bauern-Ombudsstelle und die Pflicht-Herkunftskennzeichnung für verarbeitete Lebensmittel.

"Ich kenne kein anderes Land auf der Welt, in dem der Lebensmittelhandel mit der heimischen Landwirtschaft so stark verbunden ist wie in Österreich", sagte Drexel. So stamme Rinds-, Schweins-, und Kalbfleisch bei Spar schon seit 25 Jahren nur mehr aus Österreich. "Der gesamte heimische Handel tut sehr viel, was die Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft betrifft."

"Preise nach oben treiben"

Zuletzt ortete Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) einen "Missbrauch von Marktmacht" in der Preisbildung durch den Lebensmittelhandel. Solcherlei Kritik lässt Drexel nicht auf sich sitzen: "Es ist völlig unverständlich, wenn Landwirtschaftsfunktionäre und auch hohe Politiker wie aktuell durch öffentliche Zurufe die Preise nach oben treiben wollen." In einer Marktwirtschaft funktioniere die Preisbildung nicht über öffentliche Zurufe.

Der Handel kaufe freiwillig nicht billiger aus Deutschland, Italien oder den Niederlanden ein - einerseits aus einer Verantwortung für die heimische Landwirtschaft, andererseits wegen der Konsumenten, die österreichische Produkte verlangten. Einerseits verhelfe man beispielsweise in der Milchwirtschaft kleinen Produzenten oft dazu, österreichweit verkaufen zu können.

Andererseits schaffe man über Eigenmarken Exportchancen für Molkereien, die sie alleine nicht wahrnehmen könnten. "Für dieses Commitment mit der Landwirtschaft gelte es eigentlich zu danken, aber es gibt öffentliches Bashing. Dieses 'Handelsbashing' ist sachlich falsch und populistisch", so Drexel.

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Ombudsstelle für Bauern

Die geplante Bauern-Ombudsstelle "unterstützen wir", sagte der Spar-Chef. "Die wird es zwar wenig brauchen, aber es ist gut, wenn man weiß, es gibt eine Stelle, an die man sich wenden kann."

Bei den Regeln für die geplante verpflichtende Herkunftskennzeichnung für verarbeitete Lebensmittel kommt es für Drexel darauf an, "wie bürokratisch oder wie pragmatisch" der Plan aufgezogen wird. "Es darf zu keinem Bürokratieexzess kommen." Bei Molkerei-, Fleisch- und Wurstprodukten werde schon jetzt oft die Herkunft der Primärzutat angegeben. "Bei verarbeiteten Produkten wie beispielsweise einer Tiefkühlpizza wird es aber verdammt schwierig", gibt der Spar-Chef zu bedenken.

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