Countdown für die Schwedenbomben
Das Insolvenzverfahren der Wiener Süßwarenfabrik Walter Niemetz („Schwedenbomben“) wird wohl am Mittwoch ein gutes Ende nehmen – auch wenn im Vorfeld sehr eigenartige Dinge passiert sind. Bis Dienstag um 24.00 Uhr haben die Alteigentümer Ursula Niemetz und Steve Batchelor bzw. die Walter Niemetz KG Zeit, zumindest 4,18 Millionen Euro für den angebotenen Sanierungsplan aufzubringen. Der Betrag soll auf einem Treuhandkonto ihres Wiener Anwalts Benedikt Spiegelfeld landen.
„Ich möchte vor Ablauf des heutigen Tages keine Informationen geben“, teilte Spiegelfeld auf Anfrage dem KURIER Dienstagmittag schriftlich mit. Dabei wollte der KURIER nur wissen, ob das Geld des kolumbianischen Investors eingelangt sei. Eine Bestätigung klingt anders.
Dubiose Vorgänge
Die Bagrup Investments Kolumbien SA aus Bogota mit dem deutschen Geschäftsführer Peter Barthel, Jahrgang 1959, wurde dabei ins Spiel gebracht. Ein entsprechendes Schreiben vom 16. Mai 2013 mit der Zusicherung der Überweisung auf das Treuhandkonto wurde an den Insolvenzverwalter „Riedl“ (sic!) verfasst. Das Schreiben liegt dem KURIER vor. Doch Niemetz-Insolvenzverwalter Stephan Riel versichert, dass dieses Schreiben bei ihm – offiziell - nicht eingelangt ist. Er vermutet, dass es sich bei dem Schreiben wahrscheinlich um ein „Wording“ handelt, das ihm von der Walter Niemetz KG angekündigt wurde. Denn: Er urgierte von Niemetz Informationen über den mutmaßlichen Investor. Und der besagte Barup-Geschäftsführer Peter Barthel, geboren im Bremen, wohnhaft in Berlin – zumindest noch 2011 - existiert tatsächlich. Das belegt eine Kopie seines deutschen Reisepasses. Eine Emailanfrage des KURIER bei Barthel blieb bisher unbeantwortet.
Der Plan B
Kommt kein Geld von Bagrup, Barthel oder sonst wo aus Bogota, kommt Plan B zum Zug. „Ich habe vorsorglich zu einer Gläubigerausschusssitzung für Mittwoch eingeladen, weil in die eine oder andere Richtung muss besprochen werden, was sich da jetzt tut“, sagt Riel zum KURIER. Er ist für einen Insolvenzverwalter in einer sehr glücklichen Lage: Er hat bereits zwei Kaufverträge für Niemetz vorliegen: von der Tiroler Interfood um Christian Höllwarth und der Heidi Chocolate SA aus dem Julius-Meinl-Konzern vorliegen. Rund 4,2 Millionen bzw. 4,3 Millionen Euro wurden bisher für die süßen Bomben geboten, mit weiteren sechs Millionen Euro wird der Investitionsbedarf beziffert.
Beide Interessenten wurden zur Gläubigerausschusssitzung am Mittwoch eingeladen. „Der Flug ist schon gebucht“, bestätigt Interfood-Chef Höllwarth dem KURIER. Und den Verkauf will der Insolvenzverwalter dann am Mittwochnachmittag gleich unter Dach und Fach bringen - sollte nicht doch noch eine kolumbianische Geldbombe den Ablauf ändern. Die Zustimmung für den Verkauf hat Riel schon vergangene Woche eingeholt.
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