Xiaomi: Wie die Expansion in Österreich weitergeht
Die Smartphones sind erst der Anfang. Nach dieser Devise treibt der chinesische Elektronikkonzern Xiaomi mit viel Marketing seine Turbo-Expansion in Europa voran. In nur wenigen Monaten schaffte die knallorange Marke in Österreich locker den Sprung unter die Top-3-Anbieter am Smartphone-Markt und liegt bei den verkauften Stückzahlen nur noch knapp hinter Apple und Samsung zurück. „Wir wollen unsere starke Position im vierten Quartal festigen und dann weiter ausbauen“, kündigt Österreich-Chef Kurt Manninger im Gespräch mit dem KURIER an. Europaweit gelang Xiaomi im Sommer bereits vorübergehend der Sprung an die Spitze.
Xiaomi kooperiert in Österreich inzwischen mit allen drei Netzbetreibern und dem Elektronikhandel. Auch im Lebensmittelhandel, etwa beim Diskonter Hofer, sind die Endgeräte erhältlich. In der Shopping City Süd (SCS) wurde die erste eigene Filiale eröffnet. Weitere sollen folgen. „Für 2022 planen wir eine Expansion in mehrere österreichische Städte. Wir evaluierten gerade zwei neue Standorte, darunter auch welche in innerstädtischen Lagen“, sagt Manninger.
Nach dem erfolgreichen Start ins Smartphone-Geschäft soll im kommenden Jahr die Produktpalette stark ausgeweitet werden. „In China verkaufen wir 2.000 verschiedene Produkte, in Europa sind es derzeit etwa 200. Und wir erweitern laufend unser Portfolio“, so Manninger. Die Palette umfasst etwa Fitnesstracker, Elektro-Roller, Luftreiniger, Saugroboter, TV-Geräte, kleine Haushaltsgeräte wie Reis- oder Wasserkocher, Sicherheitssysteme oder Beleuchtung.
Wie bereits in Ungarn will der Xiaomi-Chef seine Produkte auch in Österreich über Bau- und Heimwerkermärkte sowie Fachhändler vertreiben. „Wir wollen den Kunden auch unsere Saugroboter, Heißluftfritteusen und intelligenten Wasserkocher schmackhaft machen“, kündigt Manninger an. Preislich will man zwar unter dem Mitbewerb liegen, aber nicht als Billiganbieter auftreten.
Das Geschäftsmodell dahinter ist einfach erklärt: Die Konsumenten sollen rund um ihr Smartphone ein ganzes „Ökosystem“ an vernetzten Geräten und Dienstleistungen im Haushalt (Smarthome) „aus einer Hand“ erwerben. Statt mehrere Anwendungen unterschiedlicher Anbieter zu verwenden, lässt sich alles mit nur einer Home-App erledigen. In Peking kündigte Xiaomi am Sonntag den Bau einer Fabrik für E-Autos an. 300.000 Fahrzeuge sollen dort ab 2024 jährlich vom Band rollen - und auch nach Europa verkauft werden.
- Gründung 2010 in Peking
- aktuell in 100 Märkten weltweit tätig
- Marktanteile im Smartphone-Geschäft (laut Canalys): Österreich Platz 3, Europa Platz 2 (23 % Marktanteil), CEE Platz 1
- Umsatz: Geschäftsjahr 2020 ca. 31 Milliarden Euro
- Maschine-zu-Maschine-Kommunikation: IoT-Plattform für Verbraucher mit 324,8 Millionen Geräten, die miteinander verbunden werden können (Stand: 31.12.2020)
- F&E: Investitionen in Höhe von 7 Mrd. Dollar in die Forschung und Entwicklung von 5G und Künstliche Intelligenz in den nächsten 5 Jahren
Weihnachts-Engpässe
Das laufende Weihnachtsgeschäft wird auch bei Xiaomi vom Chipmangel beeinträchtigt „Ja, auch wir haben Engpässe“, bestätigt Manninger. Probleme gebe es vor allem im Niedrigpreissegment, während es bei den mittel- bis höherpreisigen Smartphones besser aussehe. „Der Chipmangel wird uns noch mindestens das erste Halbjahr 2022 begleiten“, ist er überzeugt. Da längst alle Hersteller in Asien produzieren, hätte Xiaomi keinen Standortvorteil.
Weniger Geschäft
Durch den neuerlichen Lockdown und damit geschlossenen Geschäften (Handyshops sind geöffnet, Anm.) wurden die Absatzerwartungen nach unten geschraubt. „Wir merken schon, dass jetzt im Lockdown viele Menschen mit dem Kauf des neuesten Handys zuwarten. Außerdem kaufen die Österreicher das Handy nicht gerne online ein, nur etwa 25 bis 30 Prozent tun das“, erzählt der Xiaomi-Chef. Die Hälfte der Online-Umsätze läuft über Amazon.
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