Wirtschaftskammer regt eigenen Fonds für "radikale Innovationen" an

Wirtschaftskammer regt eigenen Fonds für "radikale Innovationen" an
WKO-Präsident Harald Mahrer spricht sich dafür aus, innovative Unternehmen, die auf heimische Grundlagenforschung aufbauen, stärker zu unterstützen.

Österreichische Forscher können ein Lied davon singen. Ob in der Quantentechnologie oder bei Künstlicher Intelligenz. Nicht selten werden die Ergebnisse heimischer Spitzenforschung anderswo zu Geld gemacht. Österreich sei in der Grundlagenforschung oft sehr stark, die Innovationen würden aber später "weggesaugt", weil sich hierzulande keine Geldgeber für innovative Unternehmen finden, sagte Harald Mahrer, Präsident der Wirtschaftskammer Österreich, am Donnerstag bei einem Gespräch mit Journalisten. 

Um das zu verhindern, regt er die Schaffung eines Fonds für "radikale Innovationen" an, der innovativen Unternehmen in der Wachstumsphase zugute kommen soll. "Es gehe um aus der Grundlagenforschung heraus getriebene neue Ansätze, die in bestehende Finanzierungsmodelle nicht hineinpassen, sagte der WKO-Präsident. 

Österreich sei bei der frühphasigen Finanzierung, auch wegen der hohen öffentlichen Mittel, gut unterwegs, konstatierte Mahrer. "Aber wenn ich in der Wachstumsphase 25, 50 oder 100 Millionen Euro brauche, dann sind es zu 99 Prozent internationale Investoren."

Eine Milliarde Euro

Gespeist werden könnte der Fonds aus privaten ebenso wie aus öffentlichen Mitteln. Vorstellbar sei etwa, dass private Investitionen vom Staat verdoppelt werden. Das notwendige Volumen bezifferte Mahrer mit "einer Milliarde Euro plus". 

Ein solches Konzept wäre eine Nische, die den gesamten zentraleuropäischen Bereich bedienen kannt. Die Forschungsquote in Österreich will der WKO-Präsident von derzeit 3,2 Prozent auf 4,5 Prozent steigern.  Zwar liege man nach Schweden in der EU auf Rang zwei. "Der Output ist aber nicht der, den wir uns wünschen würden", sagte Mahrer. 

"Viel zu schrauben" bei Start-up-Paket

Auch bei dem Anfang des Jahres in Kraft getretenen Start-up-Paket der Regierung, gebe es noch viele Themen, an denen man "schrauben könne", sagte Mahrer bei dem Pressegespräch. Das Thema der Mitarbeiterbeteiligung sei etwa noch nicht nachhaltig gelöst. 

Die neue Gesellschaftsform der Flexiblen Kapitalgesellschaft habe zwar zu Verbesserungen geführt, das entscheidende Werkzeug, Anreize für Mitarbeiter zu schaffen, einfach und steuerlich attraktiv am Unternehmenserfolg beteiligt zu werden, fehle aber nach wie vor.  Die FlexKap löse das grundsätzliche Problem nicht ausreichend und sei auf steuerlicher Ebene zu komplex.

Imagewandel

Für den Standort sieht Mahrer generell die Notwendigkeit einer Repositionierung. Neun von 10 Wirtschaftsdelegationen würden wegen nachhaltiger Technologie nach Österreich kommen. Es gebe viele etablierte Unternehmen und Start-ups in Österreich, die innovative Produkte verkaufen, das Image des Landes werde aber weiterhin von Mozartkugeln und Lipizzanern geprägt, meinte Mahrer. "Das ist nicht so leicht abzulegen." 

Eine bessere Positionierung sei aber auch notwendig, um Fachkräfte ins Land zu bekommen. Österreich stehe im globalen Wettbewerb. Für Mitarbeiter, die aus Nicht-EU-Ländern nach Österreich kommen wollen, gebe es immer noch zu viele Barrieren, kritisierte Mahrer. 

Kommentare