Im Februar verharrt die Inflation in Österreich mit 11,0 Prozent auf dem höchsten Niveau seit 70 Jahren. Gleichzeitig pfeifen die Spatzen von den Dächern, dass sich das hohe Wirtschaftswachstum des Vorjahres von fünf Prozent keinesfalls wiederholen lässt. Im Gegenteil. Heuer erwarten Experten nicht viel mehr als eine schwarze Null. Diese Mischung aus Stagnation und Inflation hat einen Namen: Stagflation!
Was ist das Problem mit der Stagflation?
Aufgrund der hohen Preise können sich Herr und Frau Österreicher mit ihren Einkommen immer weniger leisten. Ein Problem vor allem für Geringverdiener, deren Einkommen für die nochmals teureren Güter des täglichen Bedarfs aufgeht. Aber die Inflation frisst auch Sparguthaben auf, so welche vorhanden sind.
Für Unternehmen bedeuten hohe Inflation und Reallohnverluste sinkende Absatzchancen für ihre Waren und Dienstleistungen. Die Folge davon: Sie müssen ihre Produktion und ihr Service-Angebot zurückfahren, um Kosten zu sparen und Gewinne abzusichern. Das kann auf längere Sicht Stellenkürzungen und steigende Arbeitslosenzahlen zur Folge haben. Für Haushalte bedeutet dies einen neuerlichen Rückgang ihrer Kaufkraft – es droht also eine gefährliche Abwärtsspirale.
Warum ist Stagflation so ein seltenes Phänomen?
Weil eine Stagnation oder gar Rezession der Wirtschaft sehr selten sind und nur bei großen Krisen wie im ersten Corona-Jahr 2020 oder in der Finanzkrise auftreten und wir viele Jahre überhaupt keine Inflation hatten. Erstmals seit den 1970er-Jahren droht Europa und auch Österreich damit eine Stagflation. Damals war es der Ölpreisschock, der die Inflation in die Höhe getrieben hat und das Wirtschaftswachstum fast zum Erliegen gebracht hat.
Warum ist Stagflation derzeit wieder ein Thema?
Im Vorjahr war die Inflation in Österreich noch kein so ein riesiges Problem, weil die Wirtschaft so kräftig gewachsen ist, es keine Massenentlassungen gab und der Staat dank hohe Steuereinnahmen die Einkommen der Menschen mit milliardenschweren Hilfspaketen stützen konnte. Auch die kräftigen Lohnerhöhungen haben ihren Teil zur Stabilisierung beigetragen. Das wird heuer ohne nennenswertes Wirtschaftswachstum alles wesentlich schwieriger.
Was kann die Politik tun?
Vergleichsweise wenig, es gibt keine einfache Lösung. Setzt die Politik Maßnahmen um das Wachstum anzukurbeln, also etwa ein klassisches Konjunkturpaket mit größeren Investitionen der öffentlichen Hand, würde das höchstwahrscheinlich die Inflation nur weiter ankurbeln. Experten sagen ja auch, dass die Anti-Teuerungspakete der Regierung die Inflation mitbefeuert haben. Und wenn im Kampf gegen die Inflation die Zinsen weiter erhöht werden, besteht die Gefahr, dass man damit die Konjunktur endgültig abwürgt. Denn mit steigenden Zinsen werden Kredite und damit Investitionen teurer. Das belastet die Wirtschaftstätigkeit.
Wie lange wird diese Phase dauern?
Glaubt man den Wirtschaftsexperten, dann ist der Spuk 2024 wieder vorbei. Einerseits sollte sich die Inflation wieder einbremsen, weil sich die Energiemärkte beruhigen. Und über die anziehende Weltwirtschaft sollte auch in Europa und Österreich die Wirtschaft wieder anspringen. Freilich steht das alle unter einem großen Vorbehalt. Der Ukraine-Krieg darf sich nicht weiter auswachsen. Angesichts des Kriegsgeschehens sind derzeit fast alle Prognosen ein wenig wie Kaffeesudlesen.
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