Aber auch im Präsidium, sozusagen der Aufsichtsrat der als Verein organisierten ÖW, dürfte Köstinger umbauen. Robert Rogner, Spross des gleichnamigen Tourismuspioniers (Bad Blumau), nimmt den Abgang von Stolba zum Anlass, sich mit Herbst selbst zu verabschieden. Rogner leitet das Institut für Beziehungsehtik und schrieb mit Chocolatier Josef Zotter und Sonnentor-Chef Johannes Gutmann den Bestseller „Eine neue Wirtschaft“. Er ist seit 2004 im ÖW-Präsidium.
Noch offen ist, ob Top-Unternehmerin Elisabeth Gürtler, eine Instanz in Österreichs Hotellerie, an Bord bleiben wird. „Mit mir hat noch niemand gesprochen“, sagt Gürtler gegenüber dem KURIER. Auf einem Mandat des Bundes sitzt noch Ulrike Rauch-Keschmann. Die Tochter von Ex-ÖVP-Ministerin Maria Rauch-Kallat avancierte von der Presse-Sprecherin der ÖW zur Sektionschefin (Tourismus und Regionalpolitik) bei Köstinger, die als Präsidentin der ÖW firmiert.
Die Wirtschaftskammer will ihre drei Vertreter (Martha Schulz, Mario Pulker, Robert Seeber) nicht austauschen, wie zu hören ist.
Zur Strategie der Österreich-Werber hielt sich Weddig bei ihrer Präsentation durch Köstinger sehr allgemein. Eines ist aber schon klar. Ist die Krise ausgestanden, wird sich die ÖW wieder aus der Inlandswerbung zurückziehen. „Grundsätzlich ist es Aufgabe der ÖW, Werbung im Ausland zu machen. Dieses Prinzip wurde coronabedingt temporär geändert, es bleibt aber auch in Zukunft die Kernaufgabe, in den Auslandsmärkten zu werben“, heißt es dazu aus dem Ministerium.
Ob sich bei den Auslandsbüros etwas ändert, lässt man noch offen. Eine Frage, die naturgemäß viele Unternehmen interessiert.
Offen ist auch die Frage, ob das 50-Millionen-Budget der ÖW, das seit 2001 nicht mehr valorisiert wurde, aufgestockt wird. Sieht aber nicht danach aus. Das Sonderbudget aus dem Vorjahr über 40 Millionen Euro sei noch nicht aufgebraucht, erklärt ein Köstinger-Sprecher. Aus diesem Topf würden auch noch die bevorstehenden Kampagnen für den Sommerurlaub in Österreich finanziert. Sonderbudgets haben den Vorteil, zweckgebunden zu sein und müssen nicht fortgeschrieben werden.
Der Stadtrechnungshof hatte vor Kurzem kritisiert, dass die Geschäftsführung des Wiener Tourismusverbandes bisher nicht ausgeschrieben wurde, der KURIER berichtete. Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke hat auf die Rüge der Prüfer reagiert und den Posten jetzt ausgeschrieben. Mit der Durchführung wurde der Personalberater AltoPartners beauftragt.
Die Ausschreibungsfrist endete vergangene Woche. Der Text ist, wenig überraschend, ziemlich eindeutig auf Norbert Kettner zugeschrieben, seit 2007 Chef des WienTourismus. Das liest sich im Anforderungsprofil dann so: „...Sie verfügen über exzellente Kontakte zu sämtlichen Partnern; diese sind insbesondere Stadt Wien und Wirtschaftskammer ...“ Führungserfahrung im Tourismus sowie international entsprechende Vernetzung werden natürlich auch angefordert.
Insider gehen davon aus, dass Kettner, 53, weiterhin oberster Wien-Werber bleibt. Er soll sich, wie man hört, auch beworben haben. Der Vertrag seiner dritten Amtsperiode läuft zwar erst Ende August 2022 aus, doch Hanke will offenbar für den Neustart aus der Krise, die Wien als internationale Stadt-Destination besonders hart getroffen hat, jetzt Fakten schaffen. Der krisenerprobte Kettner gilt als einer der renommiertesten Tourismus-Profis und ist, was in diesem Metier Seltenheitswert hat, unbestritten.
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