Neuer ÖBAG-Chef kassiert 600.000 bis 800.000 Euro
Das Rennen um die Nachfolge des abgetretenen ÖBAG-Chefs Thomas Schmid ist eröffnet. Die Ausschreibung für den Alleinvorstand der Staatsholding, die dem KURIER vorliegt, ist äußerst kurz geraten. Der auffallend allgemein gehaltene Text lässt beinahe alles offen. Jede Ausschreibung für einen Geschäftsführer einer staatsnahen kleinen GmbH ist üblicherweise wesentlich ausführlicher, vor allem das Anforderungsprofil.
Dem ÖBAG-Chef obliegt das Management über die wertvollsten Unternehmensbeteiligungen der Republik mit einem Börsenwert von derzeit rund 27 Milliarden Euro.
Man habe sich in Beratung mit dem Headhunter Egon Zehnder ganz bewusst zu einer breiten Ausschreibung entschlossen, „ um eine gute Auswahl an Kandidaten zu bekommen. Personen in solchen Führungspositionen haben unterschiedliche berufliche Hintergründe, persönliche Eigenschaften und auch unterschiedliche Qualifikationen“, erklärt dazu ÖBAG-Aufsichtsratsvorsitzender Helmut Kern.
Im knappen Anforderungsprofil steht „bewiesene Managementkompetenz mit ausgeprägter strategischer Konnotation“ und „idealerweise Aufsichtsratserfahrung“. Der ÖBAG-Chef sitzt in den Aufsichtsräten der Beteiligungsunternehmen, die zu den größten heimischen Unternehmen gehören.
Angefordert wird darüber hinaus nur noch Expertise in „komplexem Stakeholder Management“. Vor allem für den Umgang „mit einem privatwirtschaftlichen Umfeld mit öffentlicher Berührung sowie für das Management internationaler Partnerschaften“.
Das Wort Politik kommt in der Ausschreibung nicht vor. Mit Stakeholdern sei, erklärt Kern, „im weitesten Sinne natürlich auch die Politik gemeint. Ebenso wie öffentliche Institutionen, von der Industriellenvereinigung bis zu ÖGB und Arbeiterkammer“.
Internationale Erfahrung wird, wie bereits bei der Ausschreibung für Thomas Schmid, bewusst wieder nicht explizit angefordert. „Wenn ein Manager zehn Jahre im Ausland war, kann das hilfreich sein, ist aber keine Bedingung“, meint Kern.
Wesentlich wichtiger sei vielmehr das Management internationaler Partnerschaften. Kern bezieht sich dabei auf die drei Syndikate der Staatsholding: Mit Mubadala (Abu Dhabi) bei der OMV, America Movil bei der Telekom und Sazka für die Casinos. Mit diesen Partnern hat die Staatsholding Verträge über das gemeinsame Vorgehen in wichtigen Unternehmensfragen.
Darüber hinaus sollte der neue ÖBAG-Chef auch Erfahrung mit internationalen Stakeholdern haben, sprich dem Kapitalmarkt.
600.000 bis 800.000 Euro Gage
Die Bewerbungsfrist endet mit 24. Juli. Neben den Bewerbern, die sich auf die Ausschreibung melden, wird Zehnder auch den Markt screenen und von sich aus potenzielle Kandidaten ansprechen, also einen echten Such-Prozess durchführen.
Die Hearings mit den Kandidaten, die es auf die Shortlist geschafft haben, sind für Ende August/Anfang September geplant. Mitte September soll die Entscheidung fallen. Je nachdem, wann der Favorit aus seinem bestehenden Vertrag rauskommt, soll der Schmid-Nachfolger dann mit Jahresbeginn 2022 starten. Ganz wesentlich sei, so Kern, dass die ÖBAG unter der neuen Führung in ruhiges Fahrwasser komme.
Vorläufig bleibt es, trotz vieler Kritik von Opposition und auch Experten, bei einem Allein-Vorstand. Auch die Strategie der ÖBAG wird nicht verändert.
Das Einkommen ist in der Ausschreibung nicht erwähnt. Kern schließt eine siebenstellige Jahresgage aus, wollte dazu aber weiter nichts sagen. Wie man aber hört, dürfte sich das Gehalt zwischen 600.000 und 800.000 Euro bewegen. Schmid hatte, je nach Boni, 400.000 bis 600.000 Euro im Vertrag.
Das Salär könnte ein Problem für einen Top-Kandidaten werden, im Spitzenmanagement sind höhere Gagen durchaus üblich. Kern hofft daher „auf jemanden mit materieller Unabhängigkeit, für den die Bezahlung nicht im Vordergrund steht“. Was eigentlich für einen älteren Kandidaten sprechen würde, für den die ÖBAG die letzte Karriere-Station ist.
Die Ausschreibung passt auf alle der bereits kolportierten Kandidaten, besonders auch auf Siemens-Österreich-Chef Wolfgang Hesoun, der nicht Akademiker ist. „Die Ausschreibung ist auf niemanden zugeschnitten“, betont Kern. „Wir kennen alle das Namedropping-Spiel, davon lässt sich der Aufsichtsrat nicht beeinflussen“.
SPÖ verlange Gehaltsobergrenze
SPÖ-Budgetsprecher Jan Krainer wirft der ÖVP vor, jedes Maß im Imgangmit öffentlichen Geldern verloren zu haben. Die SPÖ fordert, das Jahresgehalt für den ÖBAG-Vorstand gemäß dem Gehalt des Bundeskanzlers mit rund 320.000 Euro zu deckeln.
Sowohl SPÖ als auch Neos urgieren wiederum einen Zweier-Vorstand für die Staatsholding. Neos-Wirtschaftssprecher Sepp Schellhorn fordert ebenfalls einen Gehaltsdeckel, und zwar 300.000 Euro pro ÖBAG-Vorstand.
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