Wintersaison startet, Tausende Köche und Kellner fehlen

An Gästen wird es auch heuer nicht mangeln, an Personal schon
Laut Umfrage suchen 80 Prozent der Hotels noch Mitarbeiter für die Wintersaison. Betriebe müssen mitunter Angebot reduzieren

In etwas mehr als drei Wochen geht für Thomas Pesendorf die Wintersaison los. Doch die startet für den Chef eines Vier-Sterne-Hotels aus Ehrwald im Tiroler Außerfern mit Kopfweh. Der 35-Jährige sucht noch zwei Köche und zwei Kellner.

„Ich hoffe, dass ich noch einige Stellen besetzen kann. Alles andere muss ich selber abdecken – so wie schon in den vergangenen vier bis fünf Jahren“, ächzt Pesendorf. Er springt im Familienbetrieb je nach Bedarf als Koch oder Kellner ein.

„Noch können wir unser ganzes Angebot aufrecht erhalten“, sagt er. Ein Zurückfahren wäre bei einem Wellness-Hotel auch gar nicht möglich. Dabei fehlt es nicht an Bewerbern. „Wir werden mit Ungarn überschwemmt. Die sind aber meistens schlechter qualifiziert, als sie behaupten“, sagt der Hotelier und wünscht sich, dass etwa mehr Kroaten für den Arbeitsmarkt zugelassen werden.

3000 Jobs in Tirol

Laut Umfrage der Österreichischen Hoteliersvereinigung (ÖHV) suchen 80 Prozent der Mitgliedsbetriebe noch Personal für die Wintersaison. Allein in Tirol sind 3050 Stellen in Beherbergung und Gastronomie offen – in etwa so viele wie im Vorjahr. Gesucht werden laut AMS vor allem Kellner (1047), Köche (708) und Zimmerservice-Personal (433). In Vorarlberg sind mehr als 1500 Stellen offen, etwas weniger als vor einem Jahr.

Mögliche Trendumkehr

Mario Gerber weiß um die Problematik. Der Sprecher der Tiroler Hotellerie will aber nicht schwarzmalen: „Ich bin schon froh, dass nicht mehr Stellen als 2017 offen sind. Zuletzt gab es immer Steigerungen.“ Der Hotelier aus dem Tiroler Kühtai sieht den Mangel auch mit einer positiven Entwicklung verbunden: „Es gibt einen Trend zur Qualität. Und für mehr Dienstleistung braucht es mehr Mitarbeiter.“ Gerber weiß aber auch, was es heißt, wenn Stellen nicht besetzt werden können. „Viele arbeiten schon mit zwei und teilweise drei Ruhetagen oder stellen von Halbpension auf Zimmer mit Frühstück um“, berichtet er.

Befürchtungen über Qualitätseinbußen gibt es auch in Salzburg. „Das Drama der mangelnden Fachkräfte ist, dass man beim Angebot Abstriche machen muss“, sagt Walter Veit, Hotelier in Obertauern. Die Situation ist ähnlich wie in Tirol, kurz vor Saisonstart sind noch 2847 Stellen im Tourismus offen.

Gegen Abschiebungen

Dass in dieser Situation Lehrlinge abgeschoben werden, hält Veit für fatal: „Migration und Asyl gehören getrennt. Aber im Prozess der Lehre abzuschieben, wo wir jede Fachkraft brauchen, finde ich furchtbar.“ Ähnlich tönt es zu dem Thema aus Tirol, Vorarlberg und Kärnten.

Ungeachtet dessen hat die Branche erkannt, dass sie anziehender werden muss. In Tirol wird derzeit an einem Attraktivierungspaket gearbeitet. Am Dienstag hat auch die Landesregierung in Kärnten, wo im Winter etwa je 300 Köche und Kellner fehlen werden, Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel beschlossen. Mit einer Umfrage in den Betrieben sollen Anforderungen für attraktive Tourismusjobs erhoben werden.

Viele Betriebe in Österreich investieren inzwischen in Personalhäuser, in Wintersportorten gibt es oft Saisonkarten für die Mitarbeiter und andere Zuckerln. „Wer die meisten Benefits hat, bekommt die besten Leute. Es ist ein Buhlen um jede Fachkraft“, sagt Hotelier Veit. Beim AMS waren zuletzt (Ende Oktober) österreichweit mehr als 47.000 Arbeitslose im Tourismus gemeldet, die Gesamtbeschäftigung lag bei 191.000.

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