Tourismus: Neue Arbeitszeiten „schrecken Mitarbeiter ab“

Die Jungen sind unzufriedener als die Älteren
Arbeitszeitindex: Unzufriedenheit bei den Tourismus-Beschäftigten nimmt zu, besonders bei den jungen

Die chronische Unterbesetzung in der Gastronomie und Hotellerie drückt auf die Stimmung in der Belegschaft. Zum einen muss noch mehr gearbeitet werden und zum anderen haben sich die Arbeitsbedingungen in der Branche aus Sicht der Arbeitnehmer nicht verbessert.

Dies geht zumindest aus einer Sonderauswertung des Arbeitsklimaindex der Arbeiterkammer (AK) Oberösterreich hervor. Das IFES-Institut befragte dazu 342 Tourismus-Beschäftigte, wobei kaum Deutsch sprechende und einpendelnde Ausländer unberücksichtigt blieben. Insgesamt ist die Jobzufriedenheit im Tourismus nach einem Zwischenhoch im Vorjahr heuer gesunken und liegt wieder unter dem Schnitt aller befragten Arbeitskräfte in Österreich. Besonders unzufrieden sind Frauen und Jüngere. Als Gründe werden der geringe gesellschaftliche Status, die hohe körperliche Belastung, die schlechte Vereinbarkeit Familie-Beruf, das geringe Einkommen, eine fehlende freie Zeiteinteilung sowie kaum innerbetriebliche Aufstiegschancen genannt.

Wenig Perspektiven

„Junge fühlen sich nicht gut behandelt“, fasst IFES-Experte Georg Michenthaler die Antworten zusammen. Die Branche stelle sich zu wenig auf die geänderten Bedürfnisse der 15- bis 29-Jährigen ein und biete wenig Perspektiven. Die Folge ist eine hohe Fluktuation. Tourismusgewerkschafter Berend Tusch kritisiert diesbezüglich die Ausdehnung der erlaubten täglichen Arbeitszeit, die er als „aktive Mitarbeiter-Abschreckungspolitik“ bezeichnet. Seit September kann bei geteilten Diensten die Ruhezeit von elf auf acht Stunden verkürzt werden.

„Wir wissen längst, dass die Mitarbeiter nicht länger arbeiten, sondern mehr Freizeit haben wollen, daher müsste es eigentlich eine Arbeitszeitverkürzung geben“, sagt Tusch. Da die Auswirkungen des Arbeitszeitgesetzes noch nicht abgefragt wurden, rechnet die Gewerkschaft mit einer weiteren Verschlechterung im nächsten Arbeitsklimaindex. Interessant ist, dass die Beschäftigten in der Hotellerie, wo besser bezahlt wird, deutlich zufriedener sind als in der Gastronomie.

Michaela Reitterer, Präsidentin der Hoteliersvereinigung (ÖHV), sieht zwar „Luft nach oben“ bei den Arbeitsbedingungen, warnt aber vor einer Pauschalkritik am Tourismus. Sie distanziert sich von der Gastronomie und möchte künftig einen eigenen Arbeitsklimaindex nur für die Hotellerie. Mit den neuen Arbeitszeitregeln ist sie ebenfalls unzufrieden und wartet noch immer auf eine Klärung, „ob die Freiwilligkeit jetzt vor oder nach der Dienstplanerstellung gilt“.

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