Hausgemachte Personalprobleme im Tourismus

Touristiker bekommen die Rechnung für jahrelange Versäumnisse auf dem Arbeitsmarkt präsentiert.
Anita Staudacher

Anita Staudacher

Österreichs personalintensivste Branche hat ein Problem: Die Gäste kommen in Scharen, aber die Arbeitskräfte nicht. 80 Prozent der Hoteliers suchen noch Personal für die Wintersaison. Das überrascht niemanden mehr, die Personalnot ist längst systemisch – und zum Großteil hausgemacht.

Geburtenrückgang, Höherqualifizierung und stärkere Freizeitorientierung der Jugend kommen nicht über Nacht, sondern entwickeln sich über Jahre hinweg. Anstatt rechtzeitig darauf zu reagieren und die Nachwuchsarbeit zu forcieren, hat die Branche seit der EU-Osterweiterung lieber Billigpersonal aus dem EU-Ausland geholt. Löhne und Arbeitsbedingungen haben sich seither eher verschlechtert als verbessert. Das Image auch.

Jetzt, am Höhepunkt der Hochkonjunktur, wo das G’riss um Arbeitskräfte groß ist und Fachkräfte im Ausland rar werden, treten die Versäumnisse mit voller Wucht zutage. Die jüngste Ausweitung der Arbeitszeit und Prolongierung des Passivrauchens in der Gastronomie verschärfen die Lage noch zusätzlich.

Was also tun? Das Geld für Maßnahmen wäre durchaus da. Immerhin buttern einige Skigebiete derzeit Millionen in die Werbung und gaukeln in TV-Spots und Plakaten eine (längst künstlich erzeugte) Winteridylle vor. Erst kürzlich erhielt die Branche von der Regierung – einfach so – ein Steuerzuckerl im Ausmaß von 120 Millionen Euro durch die Herabsetzung der Mehrwertsteuer auf Übernachtungen. Es wäre klug gewesen, dieses Steuerprivileg mit einer Zweckbindung zu versehen. Etwa für der Schaffung eines Fonds für Aus- und Weiterbildung, Mobilitätsprämien, Umzugshilfen oder die Sanierung desolater Mitarbeiterquartiere.

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