Digitale Erntehelfer: Wenn Roboter säen und jäten
Georg Sladek ist Geschäftsführer vom Agro Innovation Lab. Das ist eine im Jahr 2016 gegründete Plattform der Raiffeisen Ware Austria (RWA), die das Ziel hat, weltweit Start-ups und innovative Dienstleistungen und Lösungen zu finden und nach Österreich zu bringen. Das gilt sowohl für Roboter zum Einsatz in der Landwirtschaft als auch für Alternativen zum herkömmlichen Pflanzenschutz.
KURIER: Was sind Ihre aktuellen Schwerpunkte?
Georg Sladek: Automatisierung, Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Das Ziel der Bio-Innovation-Challenge war es, alternative Wirkmechanismen für Pflanzenschutz zu finden. Hintergrund ist der Green Deal sowie die Farm to Fork Strategie der EU, deren Ziel es ist, bis 2030 die Menge der chemischen Pflanzenschutzmittel auf die Hälfte zu reduzieren. Alle Player, die eine Rolle spielen, waren dabei. Also auch die Industrie oder landwirtschaftliche Zulassungsbehörden. Unsere Aufgabe ist es, die Start-ups bei der Umsetzung ihrer Ideen zu unterstützen.
In welchen Bereichen sehen Sie die besten Chancen?
Aus über 20 Ländern haben sich 72 Start-ups mit völlig unterschiedlichen Wirkmechanismen bei dem Challange-Programm beworben. Das eine sind Biostimulanzien. Das sind pflanzenstärkende Stoffe wie Algenextrakte. Sie können die Hitzetoleranz verbessern. Ein Start-up, das bei der Challenge gewonnen hat, arbeitet mit einem Stoffwechselprodukt von einem Pilz, das als Insektizid wirkt. Der von EcoSafe erzeugte Wirkstoff ist extrem bienenschonend und wirkt gegen die für Bienen gefährliche Varroamilbe.
Welche Start-ups gehören noch zu den Siegern?
ESCApe wirkt gegen die für Rebstöcke gefährliche Krankheit ESCA. Der Pilz, der die Pflanze angreift, greift auch die Kapsel mit dem Wirkstoff gegen den Pilz an, wodurch der Wirkstoff dann freigesetzt wird.
Über welche Zeiträume für die Umsetzung reden wir?
Der Prozess von der Entwicklung bis zur Registrierung dauert zehn Jahre. Man wird daher diese Spanne für biologische Pflanzenschutzmittel reduzieren müssen
Kommt man in Zukunft mit weniger Pflanzenschutzmitteln aus, als derzeit aufgebracht werden ?
Wir haben heuer eine Spritze für Pflanzenschutzmittel getestet, die über Bilddaten erkennt, was ist gut und was ist schlecht am Feld und das Pflanzenschutzmittel dann gezielt dort anwendet. Die Kameras sind direkt auf der Spritze angebracht. Dadurch sind Einsparungen von 85 bis zu 95 Prozent möglich.
Was kann man von der Robotik an Innovationen erwarten?
Es wird für die Landwirtschaft immer schwieriger, die notwendigen Arbeitskräfte zu bekommen. Daher werden Arbeitsschritte automatisiert. Das geht es nicht nur ums Aussäen, sondern auch um Tools für das Entfernen von Unkraut. Vor allem beim Gemüseanbau und bei Sonderkulturen kommen Roboter zum Einsatz. Sie sind GPS gesteuert, wenn sie am Feld unterwegs sind. Wir reden hier von Geräten unter 200.000 Euro. Arbeitskraft ist teuer oder oft nicht verfügbar.
Wo werden die Roboter aktuell oder demnächst eingesetzt?
Der Roboter Orio vom französischen Hersteller Naio wird kommenden Sommer im Marchfeld beim Gemüseanbau verwendet. Derzeit sind in Österreich etwa fünfzehn Roboter auf Feldern unterwegs. Wir rechnen mit einem kräftigen Schub in den kommenden Jahren. Wir haben über zwölf Wochen einen Weingarten-Roboter getestet. Das ist ein Raupenfahrzeug als Trägerplattform, die für unterschiedliche Aufgaben eingesetzt werden kann.
Wie kann man beim Düngen sparen?
Wir bieten auch ein Bodenprobenservice-Programm an. Da sind dann alle im Boden vorhandenen Nährstoffe aufgelistet. Der Landwirt kann dann das Nährstoffmanagement perfekt auf die Gegebenheit am Feld abstimmen. Landwirtschaft wird immer präziser. Das senkt den CO2-Ausstoß. Wir setzen auch Drohnen für die Schädlingsbekämpfung ein. Mit den Drohen werden alle sieben Meter Schlupfwespennester aufgebracht. Die Schlupfwespen parasitieren dann den Maiszünsler, der für deutliche Ernteeinbußen sorgen kann.
Kommentare