Probleme im Handel
„Der Binnenkonsum ist zurückgegangen. Die Leute investieren nicht in eine neue Küche oder einen neuen Fernseher, weil sie aufgrund der hohen Inflation schauen müssen, dass sie die Miete und die sonstigen Lebenshaltungskosten stemmen können“, sagt Weinhofer. „Darunter leidet vor allem der Einzelhandel.“ Indes verzeichnen 47 Prozent der befragten KMU Auftragseinbußen, in der Industrie sind es 50,5 Prozent und sogar 54 Prozent in der Baubranche. Eine Erholung ist derzeit nicht in Sicht.
Hohe Kosten
Die österreichische Wirtschaft leidet vor allem unter der negativen Entwicklung des wichtigsten Handelspartners Deutschland. „Wenn Deutschlands Wirtschaft hustet, hat Österreichs Wirtschaft Fieber“, bringt es Weinhofer auf den Punkt.
Außerdem setzen die hohen Kosten den Betrieben zu.
„Wir hatten hohe Kollektivvertragsabschlüsse in den vergangenen zwei Jahren sowie hohe Energie- und Baukosten“, sagt Weinhofer. „Es wurde keine Erleichterung verschafft und es hat keine Initiativen gegeben, große Reformen umzusetzen.“ Nachsatz: „Made in Austria ist deshalb zu einem Luxusgut geworden.“
Die Ausgangslage für das nächste Jahr sei „düster“. In allen Wirtschaftsbereichen sind die Unternehmen mehrheitlich pessimistisch.
„Die Unternehmen erwarten ein erneut schwieriges Geschäftsjahr und rechnen nicht mit Wachstumsimpulsen“, sagt Weinhofer.
In der Industrie erwarten 45 Prozent der Unternehmen einen Stellenabbau. Auch im Dienstleistungsbereich wird bei einem Viertel der Unternehmen Personal reduziert werden. Zu diesem Bereich zählen auch die eigenkapitalschwächsten Unternehmen. Ein Viertel der Dienstleister hat eine Eigenkapitalquote von weniger als zehn Prozent.
Insolvenzwelle
„Die Wirtschaft wächst nicht, wir schrammen bestenfalls an einer Rezession vorbei“, sagt der Experte. „Zugleich werden wir eine Insolvenzwelle erleben, ich rechne mit rund 7.300 Unternehmensinsolvenzen, so viel hatten wir zuletzt während der Finanzkrise 2009.“
Am stärksten steigen die Pleiten im Handel (+91 Prozent), gefolgt vom Sektor Verkehr- und Nachrichtenübermittlung (+77 Prozent) sowie der Gastro- und Hotellerie-Branche (+40 Prozent).
K. Möchel, D. Schreiber
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