"Die Tendenzen sieht man sehr gut", sagt Bernhard Krick, Geschäftsführer von OeNPAY, der Innovationstochter der Nationalbank. "Das Bargeld wird zusehends in den Hintergrund treten, digitale Zahlformen sich weiter durchsetzen. Das ist ein Trend, bei dem einige Staaten schon viel weiter sind."
Welche mobilen Payment-Lösungen sich schlussendlich durchsetzen werden, bleibe aber abzuwarten, so Krick. Dass die Digitalisierung mit dem Bezahlen auf oder durchs Smartphone aufhört, glaubt er jedenfalls nicht. „Es wird ja auch im Handel bereits an Lösungen gearbeitet, bei denen der Bezahlvorgang selbst in den Hintergrund rückt.“ Der Bezahlvorgang wird also kaum noch bemerkt, vergleichbar mit einer Buchung des Online-Fahrtendienstes Uber: Der Betrag wird im Nachhinein einfach vom Konto abgebucht.
Nur eben bald im Supermarkt. Amazon hat in Seattle schon einen solchen eröffnet – hier werden alle Produkte, die ausgewählt werden, digital erfasst. Auch bei Hofer hat man bereits über digitalisierte Kassen nachgedacht.
Was das Thema Krypto-Assets angeht, glaubt Krick, dass sich dieser Trend durchsetzen werde: „Ich glaube aber, dass nicht alle Kryptowährungen als Zahlungsmittel geeignet sind. Bitcoin, wie er heute ausgestaltet ist, ist nicht geeignet.“ Immerhin fehle Bitcoin Wertstabilität, Akzeptanz sowie eine verlässliche Recheneinheit – all dies sei für Zahlungsmittel aber essenziell. Dass Bargeld in den nächsten Jahren oder Jahrzehnten verschwindet, glaubt Krick nicht. Das sei auch wichtig, um bestimmte Bevölkerungsgruppen nicht zu verlieren.
Inklusion geht aber noch weiter: Aktuell sei die OeNPAY auch in Gesprächen mit der Erste Foundation über pflegebedürftige Menschen. „Wir suchen nach Lösungen, wie man diesen Gruppen einen besseren Zugang zu Zahlungsmöglichkeiten geben kann“, so Krick. Oft würden von dieser Bevölkerungsgruppe ja sämtliche Zahlungen über Bargeld abgewickelt – was mit Risiko verbunden und anfällig für Diebstahl ist.
Chancengleichheit ist auch ein Thema, in dem Konsumentenschützer ein Problem der Digitalisierung sehen. Denn ältere Menschen oder jene, die – aus welchen Gründen auch immer – keine digitalen Zahlungsmöglichkeiten nutzen möchten, tun sich schwer. Banken würden die Digitalisierung auch gern als Steuerungsmittel nützen, meint Bernd Lausecker, Finanzexperte beim Verein für Konsumenteninformation.
Denn wer seine Zahlungen nicht digital abwickeln möchte, der muss immer öfter und immer tiefer in die Tasche greifen – siehe Zahlscheingebühr. „Der Zahlungsverkehr ist eine Basisfunktion. Diese so einzuschränken, trotz aller Kostennotwendigkeit, dass Teile der Bevölkerung ausgeschlossen werden, sehe ich kritisch“, so Lausecker.
Eine weitere Sorge sei das Risiko der Kriminalität, so Arbeiterkammer-Finanzexperte Christian Prantner. So gebe es mit internationalen Unternehmen, die keine Repräsentanz in Österreich hätten, Probleme beim Kundenservice.
Die interessantesten Zahlungstrends im Überblick
Es gibt unterschiedliche Ideen und Ansätze, Zahlungen auf digitalem Wege abzuwickeln. Einige sind schon etabliert, andere noch in Kinderschuhen steckende Konzepte. Ein Überblick:
- Mobile Payments
Einfach statt der eigenen Bankomat- oder Kreditkarte das Handy vor den Scanner halten und damit bezahlen – das ist inzwischen mithilfe unterschiedlicher Apps relativ einfach möglich. So kann man in Österreich bereits seit April 2019 mit dem für Apple-Geräte exklusiven Programm Apple Pay bezahlen, auf Android-Geräten ist das über das Konkurrenzprodukt Google Pay seit November 2020 möglich.
Damit das Zahlen mit dem Handy oder der Smart-Watch funktioniert, muss man eine gültige Zahlungsfunktion im eigenen Apple- oder Google-Konto hinterlegt haben, das ist via Kreditkarte, Lastschriftverfahren, vorab aufgeladenem Guthaben oder einem hinterlegten Konto des Zahlungsdienstleisters PayPal möglich.
Erstmals großflächig eingeführt wurden mobile Payments in China. So wird der mit mehr als 500 Millionen Kunden weltweit größte Anbieter Alipay von der chinesischen Verkaufsplattform Alibaba vertrieben. Auch Chinas größte Social-Media-Plattform WeChat bietet den eigenen Zahlungsdienst WeChat Pay an.
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