Weinbau in der Krise? Geringe Erntemengen und rückläufige Nachfrage

Weinbau in der Krise? Geringe Erntemengen und rückläufige Nachfrage
Aufgrund des Witterungsverlaufs in den vergangenen Monaten wird heuer ein unterdurchschnittlicher Ertrag bei der Weinlese erwartet.

Die heurige Weinlese hat begonnen – und damit so früh wie noch nie zuvor. Der Präsident des Österreichischen Weinbauverbandes, Johannes Schmuckenschlager, rechnet deswegen mit einer unterdurchschnittlichen Erntemenge.

Etwa zwei Millionen Hektoliter an Wein werden heuer erwartet. Der Durchschnitt seit 2019 bis zum Vorjahr lag bei 2,41 Millionen.

Grund für die frühe Weinernte und den damit einhergehenden Rückgang seien ein früher Austrieb der Reben, ausreichende Niederschläge im Frühling und Hitze im Sommer. Sollte die heiße Trockenheit noch weiter anhalten, sei mit einer noch geringeren Erntemenge zu rechnen, so Schmuckenschlager. 

Qualität ist besonders hoch

Die Qualität des Weins sei aber aufgrund der Wetterbedingungen – wie auch schon in den vergangenen Jahren – sehr hoch, betont Schmuckenschlager und zeigt sich zufrieden: „Es ist  besser, eine kleinere Menge guten Wein zu haben als viel Wein, den aber keiner trinken möchte“, sagt der Weinbaupräsident.

Die Weinernte habe bereits in allen Weinbaugebieten des Landes begonnen. Im Burgenland befinde man sich bereits mitten in der Hauptlese. Diese soll in den anderen Bundesländern jetzt Anfang September beginnen. 

Dass den Österreichern aufgrund der geringen Erntemenge künftig der Wein zum Trinken ausgeht, sei Schmuckenschlager zufolge nicht zu befürchten. So seien die Weinkeller gut mit den Beständen aus den Vorjahren gefüllt. Und diese werden mittlerweile immer lieber getrunken. „Die Jahrgangsabhängigkeit bei den Österreichern ist heute nicht mehr so intensiv. Da werden nicht mehr nur Jungweine getrunken“, so Schmuckenschlager.

Nachfrage nach Wein ist rückläufig

Insgesamt gehe die Nachfrage nach Wein hierzulande wie auch in ganz Europa zurück. Auch in den heimischen Gastronomiebetrieben wird weniger Wein bestellt. Das liege einerseits daran, dass aufgrund der Teuerung weniger Geld ausgegeben werde, andererseits aber auch an den vielfältigen Alternativen.

„Da kämpft der Wein gegen Craftbeer, Cocktails und auch gegen Getränke mit nur wenig oder ganz ohne Alkohol. Das ist gerade bei den Jüngeren ein Riesentrend“, sagt Michael Tischler-Zimmermann, Geschäftsführer der Vereinigung Österreichischer Traditionsweingüter (ÖTW), dem KURIER. So verkaufen sich mittlerweile auch entalkoholisierte Weine gut. 

Schmuckenschlager sieht den Grund für den rückläufigen Absatz in der negativen medialen Darstellung von alkoholischen Getränken. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) etwa schätzt Alkohol in jeglicher Menge als gesundheitsschädlich ein.

"Positive gesundheitliche Effekte"

Schmuckenschlager wiederum beruft sich auf die „positiven gesundheitlichen Effekte des Naturprodukts Wein“, die aber bereits wiederholt in wissenschaftlichen Kreisen angezweifelt und in Studien widerlegt wurden. Beim heurigen Jahrgang werde aufgrund des hohen Zuckergehalts der jungen Beeren ein vergleichsweise hoher Alkoholgehalt erwartet.

Während der Absatz hierzulande rückläufig ist, boomt der heimische Wein in Übersee: „Unsere Winzer wachsen jetzt gerade mehr im Export als sie es in Österreich tun“, so Tischler-Zimmermann. 2023 stieg der Exportwert laut Statistik Austria um ganze sieben Prozent auf fast 250 Millionen Euro an.

Die Exportmenge war rückläufig (minus 4,3 Prozent), was am Rückgang des Fassweinexports und der Zunahme an Flaschenwein liegt. Deutschland sei zwar historisch bedingt der wichtigste Abnehmer, das größte Wachstum verzeichneten die heimischen Winzer aber in den USA und in Kanada.

Kommentare