Weihnachten: Gutscheine sind heuer der Kassenschlager
Die hohe Inflation und die steigenden Energiepreise schlagen sich auf das Weihnachtsgeschäft nieder: Die Bevölkerung hat heuer weniger Geld im Börserl. „Es wird pro Kopf um 15 Prozent weniger ausgegeben, wir rechnen mit 395 Euro pro Kopf für Weihnachtsgeschenke“, sagt Rainer Will, Chef des Handelsverbands. Das sind rund 70 Euro weniger als in den Jahren 2021 und 2019. Fast 30 Prozent wollen die Geschenke hauptsächlich online einkaufen.
„Es gibt eine bemerkenswerte Entwicklung: Noch nie waren Gutscheine so beliebt wie im heurigen Jahr, 38 Prozent schenken Gutscheine“, sagt Will. Gefolgt von Bekleidung (35 Prozent), Spielzeug (30 Prozent), Bücher und Süßigkeiten (je 27 Prozent) sowie Parfum und andere Kosmetika (26 Prozent). In den Jahren 2019 und 2020 lagen Spielwaren sowie Uhren und Schmuck noch an der Spitze.
35 Prozent zufrieden
Der Dezember ist für die meisten österreichischen Einzelhändler umsatzmäßig der wichtigste Monat.
„35 Prozent sind mit dem Weihnachtsgeschäft einigermaßen zufrieden“, sagt der Geschäftsführer des Handelsverbands. Das klassische Weihnachtsgeschäft definiert sich als Mehrumsatz im Dezember im Vergleich zu den übrigen elf Monaten des Jahres.
Heuer wird sich das Dezembergeschäft bei 7,28 Milliarden Euro einpendeln, der Mehrumsatz wird 1,36 Milliarden Euro netto betragen. Das ist nominell ein Plus in Höhe von 220 Millionen Euro bzw. 8,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
„Das Umsatzplus ist dem starken Preisanstieg geschuldet“, sagt Ökonom Marcus Scheiblecker vom Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo). Bereinigt um die Inflation kommt unterm Strich ein realer Rückgang von 0,8 Prozent heraus.
Doch durch das große Ausmaß der Gutscheine wird sich das Weihnachtsgeschäft weiter in den Jänner verlagern. Die Gutscheine werden erst dann dem Handelsumsatz zugerechnet, wenn sie eingelöst werden. Indes ortet Wifo-Experte Scheiblecker bereits Ende November einen Anstieg des privaten Konsums im Vergleich zum Vorjahr. Das sei wenig verwunderlich, weil es im Advent 2021 einen Lockdown gab.
72,5 Milliarden Euro
Für das Gesamtjahr 2022 erwartet der Wifo-Experte einen Umsatzanstieg um 6,3 Prozent auf 72,5 Milliarden Euro. „Für den Einzelhandel ist das angesichts der Unsicherheiten kein so schlechtes Ergebnis“, sagt Scheiblecker. Preisbereinigt ergibt das einen Gesamtumsatz in Höhe von 62,4 Milliarden Euro. Das ist ein realer Rückgang von einem Prozent.
Laut Rainer Will werden heuer aber 39 Prozent der Einzelhändler Verluste schreiben. Rund 6.000 Geschäfte werden endgültig schließen, weil die Händler aufgeben; und 900 Einzelhändler werden bis Jahresende in die Pleite schlittern.
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