Was Lifebrain nach den Alles-Gurgelt-Tests machen wird
„Seit dem Start von ‚Alles gurgelt‘ in Wien haben wir 26,5 Millionen Tests ausgewertet. Beim Pilotprojekt in drei Bezirken in Oberösterreich sind zusätzlich noch etwas mehr als 1,2 Millionen Tests dazu gekommen“, sagt Michael Havel, Chef des Laborbetreibers Lifebrain. Unterm Strich hat die Stadt Wien für diese Gratis-PCR-Tests an die 160 Millionen Euro ausgegeben.
Aufgrund der Schulferien in Wien wurden von Lifebrain am Montag nur rund 180.000 Tests analysiert, zu Spitzenzeiten waren es auch schon mehr als 400.000 Tests, dabei könnten täglich maximal bis zu 800.000 Tests ausgewertet werden.Indes kritisiert der Unternehmer Havel Landeshauptleute wie Günther Platter und Thomas Stelzer, die die Gratistests de facto abschaffen wollen.
„Die haben es schlicht nicht zusammengebracht, die Bevölkerung ihres Bundeslandes zu testen“, sagt der Mediziner. „Es ist eine hirnrissige Argumentation zu sagen, man braucht die Tests nicht. Gerade bei der Omikron-Variante ist die Zeit, in der man sich ansteckt und man infektiös ist, sehr kurz. Kürzer als bei der Delta-Variante.“ Nachsatz: „Das heißt eigentlich, dass man öfter testen sollte.“
In Wien werden die Gratis-PCR-Tests in absehbarer Zeit nicht abgeschafft.
„Wenn man den Experten zuhört, werden wir bestimmte Gruppen, darunter vulnerable Gruppen, das Gesundheitspersonal und Schüler weiter testen müssen“, heißt es aus dem Büro von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker. „Es braucht einfach eine Überarbeitung der Teststrategie.“ Die Tests werden in den nächsten Monaten weniger Bedeutung haben, vor allem im Sommer. Aber werde die Pandemie im Herbst wieder zuschlagen, brauche man dafür eine Test-Strategie.
Kündigungsfrist
Sollten die Gratis-PCR-Tests in Wien eines Tages nicht mehr gebraucht werden, kann die Stadt den Vertrag mit Lifebrain binnen sechs Wochen kündigen. „Das ist unser unternehmerisches Risiko“, räumt Havel ein. „Wir glauben nicht, dass das so kommen wird, aber niemand kann in die Zukunft schauen.“ Doch Cerba HealthCare, der französische Mutterkonzern von Lifebrain, der 2,5 Milliarden Euro umsetzt, hat schon genaue Pläne, was aus dem Großlabor in Wien-Penzing künftig werden wird.
„Sobald die Pandemie vorbei ist, ist geplant, den Standort in Wien als genetisches Kompetenzzentrum auszubauen, weil wir so viel qualifiziertes Personal haben“, sagt Havel. Dabei geht es etwa um Untersuchungen, durch die Gendefekte erkannt werden können. Diese Gen-Untersuchungen sollen für den gesamten Cerba-Konzern in Wien durchgeführt werden und der ist nicht nur in Frankreich Platzhirsch, sondern auch in Afrika und Arabien tätig. Insgesamt in 50 Ländern. „Dann könnten wir eine Vielzahl der Arbeitsplätze in Wien halten“, sagt Havel. In Wien-Penzing beschäftigt Lifebrain 1.700 Mitarbeiter.
Früherkennung
Auch der Lifebrain-Partner Lead Horizon, der die Test-Kits liefert, will sich nach den Gratistests auf digitale Lösungen in den Bereichen Vorsorge und Früherkennung von Krankheiten konzentrieren. „Wir unterstützen den gesellschaftlichen Megatrend, durch regelmäßiges Monitoring seiner Gesundheit schneller mögliche Erkrankungen bekämpfen und dadurch länger gesünder leben zu können“, heißt es von Lead Horizon.
Dass der Virologe Christoph Steininger gegen seinen Willen aus der Geschäftsführung von Lead Horizon abberufen wurde, wie News berichtete, will das Unternehmen nicht kommentieren.
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