„Im Oktober des Vorjahres haben wir gesehen, dass es in Österreich einerseits ein deutlicher Engpass bei PCR-Testmöglichkeiten gibt und anderseits die Preise für PCR-Tests massiv überhöht waren. Es wurden 150, 160 Euro pro Test verlangt“, sagt Lifebrain-Chef Michael Havel im Gespräch mit dem KURIER. „Wir haben gewusst, dass die Materialkosten bei drei Euro liegen. Ich habe dann den Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker angerufen und ihm gesagt, wenn du willst, bauen wir ein Riesen-PCR-Labor. Er hat das für sinnvoll gehalten.“
Havel hat für sein Labor den leeerstehenden Pavillon 17 und ein weiteres Gebäude angemietet, umbauen und 18 Kilometer Datenleitungen verlegen lassen. „Wir haben auf der ganzen Welt Labor-Geräte eingekauft“, erzählt Havel. „Wir haben in China Firmen gefunden, die für uns Labor-Verbrauchsmaterialien produzieren.“ Nach sechs Wochen konnten bereits die ersten PCR-Tests ausgewertet werden. Lifebrain hat später dann auch öffentliche Ausschreibungen gewonnen.
Mittlerweile beschäftigt der Covid-Laborbetreiber knapp 1.000 Mitarbeiter aus 48 Nationen, die jeden Vormittag und Nachmittag jeweils rund 60 Lkw-Lieferungen mit Zehntausenden Tests aus großen Säcken verarbeiten.
Die Röhrchen werden ausgepackt und in speziellen Geräten 80 Minuten auf 70 Grad erhitzt, um etwaige Viren abzutöten. Danach werden die einzelnen Röhrchen registriert. Im Anschluss geht es ans sogenannte Pooling.
Jeweils zehn Proben werden in ein elftes Röhrchen zusammengemengt, um eine größere Testanzahl schneller verarbeiten zu können. Erst wenn dabei ein Virus entdeckt wird, werden die einzelnen Proben nochmals untersucht, um die betroffene Person zu identifizieren. Rund 170 Personen sind mit der Analyse der Tests beschäftigt. Ein positives Ergebnis wird dann der Gesundheitsbehörde und dem Betroffenen übermittelt.
Am bisher stärksten Tag wurden 220.000 PCR-Tests ausgewertet. „Wir haben noch Luft nach oben“, sagt Havel. Bis zu 500.000 Tests täglich könnten verarbeitet werden. Denn bei Lifebrain wird 24 Stunden am Tag sieben Tage die Woche gearbeitet.
Hauptkunden sind die Stadt Wien und das Land Oberösterreich. Beim Tennisturnier in der Wiener Stadthalle und beim City-Marathon wickelte Lifebrain die Tests ab. Zugleich zählt auch die Präsidentschaftskanzlei zu den Kunden.
Außerdem testet Lifebrain in Wien die Schüler ab der fünften Schulstufe, die Tests der Jüngeren wertet ein Mitbewerber aus. Pro Woche werden rund 500.000 Tests in Wiens Schulen durchgeführt.
Für Havel ist das Labor ein lukratives Geschäft, kassiert Lifebrain doch pro PCR-Test fast sechs Euro. „Wir haben aber noch nicht annähernd das zurückverdient, was wir investiert haben“, sagt der Mediziner. „Um die 40 Millionen Euro haben wir dafür in die Hand genommen und haben das auf fünf Jahre kalkuliert.“
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