Was die Aufspaltung der A1 Telekom für die Aktionäre bedeutet
Die geplante Ausgliederung des Funkmastenbetriebes aus der A1 Telekom Austria stößt bei Kapitalmarktexperten Florian Beckermann vom Interessenverband für Anleger (IVA) auf Zustimmung, jedoch mit leichter Skepsis. Zunächst sei der Deal "eine clevere Lösung, die vor allem die Bedürfnisse er America Movil befriedigt", sagt Beckermann zum KURIER. Viele große Telekom-Konzerne hätten ihre Masten-Infrastruktur bereits ausgegliedert und damit gute Erlöse erzielt.
Allerdings hätten sie das schon früher getan. So war zu Beginn der Pandemie vor zwei Jahren Netzinfrastruktur an der Börse sehr gefragt. Das habe sich jedoch wieder geändert. Das jetztige Zinsumfeld sei für diesen Schritt daher nicht ideal. Wie berichtet, soll die neue Funkmastengesellschaft ebenfalls an der Wiener Börse notieren. Laut ÖBAG ist auch kein Verkauf der Sendemasten geplant.
Die Telekom-Aktionäre werden nach der Abspaltung dann Aktien an zwei getrennten Gesellschaften halten. Wann genau der Aktiensplit geplant ist, ist noch offen. Die Aktionäre reagierten am Dienstag erfreut auf die Meldung. Der Aktienkurs legte um mehr als fünf Prozent zu. Nach der Übernahme durch die Mexikaner pendelte die Aktie meist zwischen 6 und 8 Euro. Am Montag schloss sie bei einem Kurs von 6,21 Euro.
Die ÖBAG hält 28,42 Prozent an der Telekom Austria, America Movil gehören 51 Prozent. Die Telekom Austria war im Jahr 2000 teilprivatisiert und an die Börse gebracht worden. Nach einem Höhenflug in den Nullerjahren erreichte die Aktie seit 2011 den Ausgabepreis von 9,00 Euro nicht mehr.
Fragliches Wachstum
Unklar ist noch, welches genaue Geschäftsmodell die Towercompany der A1 verfolgen wird und wie das Management aussieht. So eine Ausgliederung sei administrativ ein komplexer Prozess, meint IVA-Vorstand Beckermann. Eine große Wachstumsstory sei derzeit noch nicht ersichtlich, man habe einfach "aus einem Unternehmen zwei gemacht". Da müsse man aufpassen, dass es nicht zu "Parallelstrukturen kommt".
Die A1 selbst müsse eben jetzt als Nutzer der Infrastruktur Miete an die Mastenfirma bezahlen. Die Rede ist von 270 Millionen Euro im Jahr. Ob wie geplant auch neue Kunden die Telekom-Sendemasten nutzen werden, ist fraglich. Es bestehe die Gefahr, dass da auf Kosten der Aktionäre "Geld im Kreis geschickt wird", so Beckermann.
Kaum praktische Auswirkung
Auf den heimischen Telekommarkt dürfte die Abspaltung kaum Auswirkungen haben, heißt es beim Verband der alternativen Telekom-Netzbetreiber (VAT). "Die Ausgliederung der Infrastruktur ist ein internationaler Trend, eher unspektakulär für die Branche", sagt VAT-Geschäftsführer Florian Schnurer zum KURIER. Die Mitbewerber Magenta (Deutsche Telekom) und Hutchision (Drei) haben ihre Infrastruktur-Töchter längst ausgegliedert.
Telekom-Regulator: Logischer Schritt
Auch Klaus Steinmaurer, Geschäftsführer der Telekom-Regulierungs GmbH RTR bezeichnet die Ausgliederung als "logischen Schritt" der A1, um gegenüber Magenta und Drei nicht ins Hintertreffen zu geraten. Die passive Infrastruktur sei ein sicheres Geschäft und bringe Mieteinnahmen über viele Jahre. Durch die Abspaltung werde außerdem Kapital für weitere Investments in den so wichtigen Netzausbau frei und die A1 könne sich mehr auf das Kundengeschäft fokussieren. Da nun alle drei Telkos über eine eigene Funkmasten-Tochter verfügen, sei Wettbewerb garantiert.
Bei einem möglichen Verkauf einzelner Masten-Standorte an ausländische Investoren müsse jedoch sichergestellt werden, dass die A1 ein Rückkaufrecht habe, so Steinmaurer.
Syndikatsverlängerung "Erfolg für ÖBAG"
Als "großen Erfolg für die ÖBAG" wertet er die Verlängerung des Syndikatsvertrages zwischen America Movil und der Staatsholding um weitere 10 Jahre. Das sichere Mitspracherecht des Staates bei einem möglichen Verkauf. Wie berichtet wird der Vorstand der Telekom Austria jedoch Ende August auf zwei Personen verkleinert und das Nominierungsrecht für den Vorstandschef wechselt von der ÖBAG zu America Movil. Die ÖBAG darf dafür den zweiten Vorstand bestimmen und weiter zwei Aufsichtsräte, darunter den Vorsitzenden.
Pakt seit 2014
America Movil hatte 2014 die Mehrheit an der Telekom Austria übernommen und mit der Staatsholding, die damals ÖIAG hieß, einen Syndikatsvertrag geschlossen. In dem Pakt vereinbarten die beiden Kernaktionäre, Entscheidungen gemeinsam, also einstimmig, zu treffen. Dieser Vertrag wurde nun ein Jahr vor Ablauf um weitere zehn Jahre bis 2033 verlängert. Ohne Syndikatsvertrag könnte die ÖBAG mit ihrer Sperrminorität lediglich bei Hauptversammlungen ein Veto einlegen, etwa gegen eine Kapitalerhöhung oder eine Abspaltung.
Kommentare