Warum es den Festtagsbraten heuer nicht zum Dumpingpreis gibt
„Den Weihnachtsbraten gibt es heuer nicht mehr zum Dumpingpreis“, sagt Johann Schlederer, Chef der österreichischen Schweinebörse. Zwar locken die Händler wie immer mit Angeboten, diese würden aber verlässlich ein bis zwei Euro über jenen des Vorjahres liegen. „Die Schleuderangebote für Frischfleisch sind in den vergangenen Wochen aus der Handelslandschaft verschwunden“, sagt Schlederer. Und das sei erst der Anfang.
Auch Wurst und Schinken werden wohl spätestens Anfang nächsten Jahres teurer werden, schätzen Experten.
Das ist auch die Hoffnung von Thomas Schmiedbauer, Junior-Chef im Familienunternehmens Wiesbauer. Der Fleisch- und Wurstlieferant will die Preiserhöhungen am Schweinefleisch-Markt nicht mehr länger selbst schlucken und zumindest teilweise an den Handel weitergeben. Es gehe schließlich längst nicht mehr um Peanuts.
„Schlögel-Edelteile für die Schinken-Produktion haben im November 2018 noch 2,95 Euro gekostet, jetzt 4,28 Euro.“ Die Rohstoffpreise explodieren, beispielsweise haben sich jene für Schweineteile für die Verwurstung binnen Jahresfrist verdreifacht. „Ein Ende der Fahnenstange ist nicht in Sicht“, sagt Schmiedbauer, der täglich bis zu 70 Tonnen Schweinefleisch verarbeitet. Oder zumindest verarbeiten will. „Zum Teil sind die Mengen gar nicht mehr verfügbar. In den vergangenen Wochen ist es mehrmals passiert, dass unserem Betrieb weniger geliefert wurde, als wir bestellt hatten.“
Schuld daran ist China, der weltweit größte Markt für Schweinefleisch. Bis zu 400 Millionen Schweine hielten die Chinesen zu Spitzenzeiten, dann brach die afrikanische Schweinepest aus. Geschätzte 200 Millionen Tiere mussten in der Folge notgeschlachtet werden – damit fehlt nun ein Viertel der weltweiten Menge. Da der chinesische Fleischhunger zu zwei Dritteln mit Schwein gestillt wird, saugt China nun den europäischen Markt leer und treibt damit die Preise in die Höhe.
Vom Schlögl bis zum Speck – über alle Kategorien hinweg haben sich die Preise verdoppelt, heißt es aus der Branche. Insider berichten, dass Schlachthöfe und Verarbeiter mitunter doppelt so höhe Preise erzielen, wenn sie den chinesischen und nicht den europäischen Markt beliefern. Ein weiterer Grund, weshalb die Mengen knapp werden und sich die Preisspirale weiter nach oben dreht.
Eine schnelle Erholung ist nicht in Sicht, schon allein, weil China seinen Viehbestand nicht von heute auf morgen neu aufbauen kann. Pessimisten gehen bereits davon aus, dass sich die Lage bis zum Jahr 2025 nicht entspannen wird.
Händler in Österreich gestehen bereits ein, dass der Markt sehr angespannt ist, wollen sich bei ihrer Preispolitik aber nicht in die Karten schauen lassen. Lieber betonen sie unisono, dass die Preise bereits in den vergangenen Monaten mehrmals angepasst wurden.
Angst vor Schweinepest
Aus Sicht der Bauern sind die hohen Preise freilich ein Segen, schließlich waren die Preise seit Jahren unterirdisch tief. Auf der sicheren Seite dürfen sich die Landwirte dennoch nicht fühlen, warnt Schlederer. „Wenn morgen in Deutschland ein Wildschwein mit afrikanischer Schweinepest gefunden wird, dreht sich die Preisspirale schnell wieder um zehn oder mehr Prozent nach unten.“ Denn jedes Land, in dem so ein Tier gefunden wird, wird für den Export nach Asien gesperrt. Damit würde es wieder zu Überkapazitäten und fallenden Preisen kommen. Das einzig gute daran: Obwohl die Krankheit für Tiere hochansteckend ist, ist sie für Menschen ungefährlich.
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